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aufassen, die sich in Gegenwart des auf seinem Throne
sitzenden Pharao dem Joseph in die Arme wirst. In
dem Streit der Allegorie mit der Wirklichkeit liegt etwas,
was den Eindruck unvollkommen macht. Das Gemache
verräth übrigens einen kecken Pinsel und bringt im Gan-
zen majestätischen Effekt hervor. Die Figuren, die in der
Wölbung Früchtengehänge tragen, sind ein wenig zu groß
und ziehen daher, zum Nachtheil des Hauptgegenstandes,
die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich.

Vierter Saal. Dies ist der lezte, dessen Glaskästen
ägyptische Kunstwerke enthalten. Der Inhalt des Decken-
gemäldes zeigt den Uebergang der ägyptischen zur grie-
chische» Civililation an; die Compositivn desselben ist rein
allegorisch. Man bemerkt Aegypten im Himmel auf Wol-
ken sitzend, und ihr gegenüber eine junge, sanfte und lieb-
reiche Frau, die einfach, aber geschmackvoll gekleidet ist:
es ist Griechenland. Vom Studium und Genie geleitet,
schreitet sie mit einem Ausdruck von Neugierde, Vergnü-
gen und Vorsichtigkeit zugleich gegen Aegypten vor, und
diese Gefühle bat der Künstler, Hr. Picot, sehr glücklich
ausgedrückt. Dieses hübsche Gemälde ist mit Wölbungen
eingefaßt, deren Farben wohl gewählt und deren Orna-
mente gut angepaßt sind.

Fünfter Saal. Er bildet den Mittelpunkt des Mu-
seums und ist durch seine architektonische Disposition in
drei Abtheilungen getheilt, für welche Hr. Gros drei
Deckengemälde,geliefert hat. Im mittleren Gemälde sieht
man den wahren Ruhm sich auf die Tugend stützen; das
Sujet des Gemäldes rechter Hand stellt die Zeit vor,
welche die Wahrheit bis zu den Stufen des Throns em-
porhebt, und das linker Hand ist Mars, von der Sieges-
göttin bekränzt, wie er der Mäßigung Gehör gibt. Diese
drei Gemälde sind mit ausserordentlicher Kraft des Pin-
sels ausgeführt und versprechen zum Voraus, was der
Entwurf des Plafonds im ersten Saal werden wird, wenn
Hr. Gros ihn vollendet hat. Nie hat dieser ausgezeich-
nete Künstler, wie ich glaube, einer Figur so viel Melles
gegeben, als seinem durch die Siegesgöttin bekränzten
Mars; diese drei Cvmpositionen machen eine sehr schöne,
harmonische Wirkung; ihr Colorit ist blühend und jeder
Gegenstand ist sehr deutlich ausgedrückt, so daß das Auge
sich in diesem Saale lebhaft angezogen fühlt, dessen archi-
tektonische Verzierungen von weißem Stuc, die Kapitäle
und einzelne Gesimsglieder vergoldet sind. Die Guirlan-
den, welche das Hauptgemälde umfassen, sind mit vielem
Geschmack angepaßt.

In der Mitte dieses Saals ist' ein sehr schöner an-
tiker Fußboden von Mosaik, auf dem sich ein marmornes
Postament mit der Büste des Königs Karl X. erhebt, die
Hr. Pradier von französischem weißem Marmor ans
St. Beat in den Pyrenäen verfertigte. Dieses Werk ei-
nes der geschicktesten Bildhauer von Frankreich erinnert,

durch die kecke Art, mit der es modellirt ist, an die Büste
des Königs LouiS xyiil., welche dieser Künstler auf der
leztcn Kunstausstellung hatte.

Sechster Saal. In den Glaskästen dieses Saals hat
man die Emaillen und Fayencen ausgestellt, die-im iGten
Jahrhundert in Italien verfertigt wurden. Der von Hrn.
Fragonard gemalte Plafond stellt Franz I. und die Kö-
nigin von Navarra, seine Schwester, vor, die von Hof-
leuten umgebe» sind und die Kunstwerke empfangen, die
ihnen der Primas von Italien überreicht. Franz I. ist
von vorne dargcstellt, was'einigermaßen verhindert, daß
man ihn sogleich erkennt. Dies war eine schwer zu ver-
meidende Klippe, denn das Gesicht dieses Fürsten ist vom
Profil ganz anders, als wenn man es von vorne sieht,
wovon man sich selbst überzeugen kann, wenn man sein
Porträt von Bronze im Museum Angoulöme betrachtet.
Man weiß, daß Franz 1: wegen einer Plessur am Backen
gewöhnlich nur vom Profil gemalt worden ist und deswe-
gen ist man gewohnt, ihn so zu sehen.

Siebenter Saal. Hr. Mepnier hat die Decke die-
ses Saals, in dem antike bronzene Figürchen aufgestellt
sind, mit einem Gemälde geziert, auf dem man die Nym-
phen von Parthenope wahrnimmt, wie sie die Penaten,
Bilder ihrer Hausgötter, fern von ihren Küsten tragen;
sie werden von der Göttin der schönen Künste an die Ufer
der Seine geführt. Diese Allegorie paßt vollkommen zu
der Bestimmung des Saales, in dem sie sich befindet.

Achter Saal. In diesem und dem folgenden Saal
sind alle antike Vasen aufgestellt, die der König gekauft
hat, und die eine eigene ausführliche Beschreibung ver-
dienen. Ich muß mich hier begnügen, das schöne Gemälde /
des Hrn. Heim zu erwähnen,

Das Süjet ist bizarr, aber großartig; der Künstler
hat es wenigstens so dargestellt. Der Vesuv, durch einen
Mann von der Natur der Cvklopen personifizirt, steht an
dem Rand seines Kraters und erwartet von Jupiter das
Feuer des Himmels, welches Herkulanum, Pompeja und
Stqdia verzehren - soll. Der Gott der Götter vertraut
ihm das Feuer mit einem Ausdruck von Gleichgültigkeit,
der dem Gegenstände einen Charakter von. Erhabenheit
gibt. Unter den Wolken, auf denen sein Thron steht,
kommen die drei personiflzirten Städte in der Luft geflo-
gen, um die Gnade des Gottes der Götter anzuflehen ;
im Hintergrund sieht man den Himmel und das Meer,
und auf den entfernten Küsten die drei unglücklichen
Städte, welche verschüttet werden sollen. In dieser Com-
position zeigt fiel, ganz die Geschicklichkeit des Zeichners;
der Vesuv und Jupiter sind meisterhaft gemalt; der Er-
stere ist mit der größten Einfachheit behandelt und der
Zweite, der den Mittelpunkt des Gemäldes einnimmt,, er-
innert an die Werke der größten Meister. Es gibt nichts
AnmuthigereS, als die Gruppe der drei Frauen, welche
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