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dürfen sie wohl minder schüchtern seyn. Der Anfang mag
schwer gewesen seyn, allein die Bahn ist nun gebrochen,
der öffentliche Ruf ist zu Grinsten der Künstler und mit
jeder Verbesserung, die sich dem besten Alten nähert oder
ihm gar gleich kömmt, haben sie wenig oder nichts zu wa-
gen, aber viel zu gewinnen.
So viel bei Gelegenheit des Brogniartschen Werkes,
um unsere eigenen Verdienste nicht übersehen zu lassen,
wenn auch das Ausland sie nicht kennt! —
K. SB .
N e u c Kupferstich e.
Große Landschaft, von F. Schröder zu Paris
in Kupfer gestochen und von I. A. Schlosser
zu Augsburg herausgegcbcn.
Nach welchem Original dies Blatt gestochen ist, kann
nicht ersehen werden, da der Erfinder oder Maler nicht
darauf bemerkt ist. Die Scene scheint sich aber der Künst-
ler in Griechenland gedacht zu haben. Nahe am Vorder-
gründe, welchen links eine große Baumgruppe einnimmt,
erhebt sich ein Landhaus, vor welchem jener philosophische
Mathematiker sizt, der unbekümmert um sein Leben die
ihn überfallenden Krieger nur bat, feine geometrischen
Figuren im Sande nicht zu zerstören. Es scheint, daß,
um diesen Contrast zwischen Krieg und Frieden noch zu
verstärken, der Maler auch die umgebende Natur in höch-
ster Bewegung angenommen hat.. Ein Gewitter zerreißt
die schwarzen Wolken durch zackige Blitze und Sturm-
winde beugen die starken Bäume; nur die Meeresfläche
im Hintergründe, liegt, von den aufrührerischen Elementen
noch nicht erreicht, in ungestörter Ruhe.
Das Blatt mißt 1' 8" Länge und l' 3J" Höhe.
Unter den neueste» Werken der Kupferstecherkunst nimmt
es einen ehrenvollen Platz ein, und es dürste wohl den
Werken eines Fromme! und Mahl an die Seite gestellt
werden. Schröder scheint sich nach Woollet gebildet
zu haben, ein Vorbild, das man, zur Ehre des Künst-
lers sey es gesagt, im vorliegenden Werke, besonders im
Vordergründe, sogleich wieder erkennt. Der Grabstichel ist
rein, kräftig, mit vieler Freiheit behandelt und mit ber
Nadirnadel wohl verbunden. Die Gegenstände treten so-
wohl im Vor- als Hintergründe gehörig ans einander.
Im Baumschlag zeigt sich viel Gewandtheit und Sicher-
heit, im-Wasserfall möchte aber mehr Leichtigkeit, in der
Luft,, die hier aus Gewitterwolken besteht, mehr perspek-
tivische Abstufung der Töne zu wünschen seyn.. Im- Gan-
zen gehört dieses Blatt, unter die besten Stiche, welche.
| seit neuerer Zeit in Deutschland, und gewiß unter die'
, vorzüglichsten, welche seit geraumer Zeit in Augsburg er-
schienen sind.,
| I. Heller-
Nekrolog.
Am sten April 1829 starb zu Rom in der Blüthr
ihres Alters Evelina Stading, geb. zu Stockholm-
1803. Die Verblichene hatte schon in ihrer zarten Ju-
gend, wo sie den Unterricht im Zeichnen bei einem fran-
zösischen Meister genoß, ein bedeutendes Talent zur Land-
schaftmalerei gezeigt, und später sich als würdige Schüle-
rin des berühmten schwedischen Landschafters Falceanzi
bewiesen, war auch bei einer öffentlichen Gemäldeausstel-
lung. der König!. schwedischen Akademie der Künste zu
Stockholm zum agregirten Mitglied derselben ernannt-
worden. Die entschiedene Neigung, sich in der Kunst-
weiter auszubilden, der Wunsch, dilrch das Studium nach'
ältern und neuern Werken großer Meister in den Galle-
rien des Auslandes ihre Kenntnisse zu bereichern, und zu-
gleich die Natur des südlicher» und milden Klimas ken-
nen zu lernen, bewirkten bei der jungen Künstlerin dem
Entschluß, eine Reise nach Deutschland und Italien zu>
unternehmen.
Sie verließ Stockholm im Jahr 1821 und reiste im
Begleitung ihrer sie zart pflegenden Verwandtin über'
Hamburg und Berlin nach Dresden. Hier fertigte sie ei-
nige Cvpien nach I. Ruisdael in der König!.. Gallerie-
und sammelte viele Studien von den für den Landschafter'
so reichen Umgebungen Dresdens. Die Kenntniß der"
Perspektive, deren Studium sie in Dresden mit aus-
dauerndem Fleiß oblag, trug viel zu ihrer Vervollkomm-
nung bei. Zugleich versäumte sie nicht, die entferntere-
Umgegend Dresdens, vorzüglich die sogenannte sächsische'
Schweiz mit ihren pittoresken und höchst charakteristischen
Felsgründen und anmuthigen Thälern zu ihrem Studium
zu. wählen. Einige sehr gelungene Gemälde, nach diesen
Gegenden,, besonders die Ansicht des Ho Este ins *) bei
der alten Veste Hohenstein, das Schloß Lohmen, die
Lochmühle im Liebethaler Grunde, zeichneten sich
durch Treue, feine Behandlung und schöne Töne in der
Färbung ans..
Von ihren ersten, bei ihrer Ankunft in Dresden ge-
fertigten Malereien erinnern wir uns einer Ansicht vom
Dresden von der Berliner. Straße aus, so wie. einer.
*) Erstercs Bilk ist in Dresden in der Sammlung Sr.
König» Hoheit des Prinzen Friedrich August,, die. übrigen
in Florenz,.
dürfen sie wohl minder schüchtern seyn. Der Anfang mag
schwer gewesen seyn, allein die Bahn ist nun gebrochen,
der öffentliche Ruf ist zu Grinsten der Künstler und mit
jeder Verbesserung, die sich dem besten Alten nähert oder
ihm gar gleich kömmt, haben sie wenig oder nichts zu wa-
gen, aber viel zu gewinnen.
So viel bei Gelegenheit des Brogniartschen Werkes,
um unsere eigenen Verdienste nicht übersehen zu lassen,
wenn auch das Ausland sie nicht kennt! —
K. SB .
N e u c Kupferstich e.
Große Landschaft, von F. Schröder zu Paris
in Kupfer gestochen und von I. A. Schlosser
zu Augsburg herausgegcbcn.
Nach welchem Original dies Blatt gestochen ist, kann
nicht ersehen werden, da der Erfinder oder Maler nicht
darauf bemerkt ist. Die Scene scheint sich aber der Künst-
ler in Griechenland gedacht zu haben. Nahe am Vorder-
gründe, welchen links eine große Baumgruppe einnimmt,
erhebt sich ein Landhaus, vor welchem jener philosophische
Mathematiker sizt, der unbekümmert um sein Leben die
ihn überfallenden Krieger nur bat, feine geometrischen
Figuren im Sande nicht zu zerstören. Es scheint, daß,
um diesen Contrast zwischen Krieg und Frieden noch zu
verstärken, der Maler auch die umgebende Natur in höch-
ster Bewegung angenommen hat.. Ein Gewitter zerreißt
die schwarzen Wolken durch zackige Blitze und Sturm-
winde beugen die starken Bäume; nur die Meeresfläche
im Hintergründe, liegt, von den aufrührerischen Elementen
noch nicht erreicht, in ungestörter Ruhe.
Das Blatt mißt 1' 8" Länge und l' 3J" Höhe.
Unter den neueste» Werken der Kupferstecherkunst nimmt
es einen ehrenvollen Platz ein, und es dürste wohl den
Werken eines Fromme! und Mahl an die Seite gestellt
werden. Schröder scheint sich nach Woollet gebildet
zu haben, ein Vorbild, das man, zur Ehre des Künst-
lers sey es gesagt, im vorliegenden Werke, besonders im
Vordergründe, sogleich wieder erkennt. Der Grabstichel ist
rein, kräftig, mit vieler Freiheit behandelt und mit ber
Nadirnadel wohl verbunden. Die Gegenstände treten so-
wohl im Vor- als Hintergründe gehörig ans einander.
Im Baumschlag zeigt sich viel Gewandtheit und Sicher-
heit, im-Wasserfall möchte aber mehr Leichtigkeit, in der
Luft,, die hier aus Gewitterwolken besteht, mehr perspek-
tivische Abstufung der Töne zu wünschen seyn.. Im- Gan-
zen gehört dieses Blatt, unter die besten Stiche, welche.
| seit neuerer Zeit in Deutschland, und gewiß unter die'
, vorzüglichsten, welche seit geraumer Zeit in Augsburg er-
schienen sind.,
| I. Heller-
Nekrolog.
Am sten April 1829 starb zu Rom in der Blüthr
ihres Alters Evelina Stading, geb. zu Stockholm-
1803. Die Verblichene hatte schon in ihrer zarten Ju-
gend, wo sie den Unterricht im Zeichnen bei einem fran-
zösischen Meister genoß, ein bedeutendes Talent zur Land-
schaftmalerei gezeigt, und später sich als würdige Schüle-
rin des berühmten schwedischen Landschafters Falceanzi
bewiesen, war auch bei einer öffentlichen Gemäldeausstel-
lung. der König!. schwedischen Akademie der Künste zu
Stockholm zum agregirten Mitglied derselben ernannt-
worden. Die entschiedene Neigung, sich in der Kunst-
weiter auszubilden, der Wunsch, dilrch das Studium nach'
ältern und neuern Werken großer Meister in den Galle-
rien des Auslandes ihre Kenntnisse zu bereichern, und zu-
gleich die Natur des südlicher» und milden Klimas ken-
nen zu lernen, bewirkten bei der jungen Künstlerin dem
Entschluß, eine Reise nach Deutschland und Italien zu>
unternehmen.
Sie verließ Stockholm im Jahr 1821 und reiste im
Begleitung ihrer sie zart pflegenden Verwandtin über'
Hamburg und Berlin nach Dresden. Hier fertigte sie ei-
nige Cvpien nach I. Ruisdael in der König!.. Gallerie-
und sammelte viele Studien von den für den Landschafter'
so reichen Umgebungen Dresdens. Die Kenntniß der"
Perspektive, deren Studium sie in Dresden mit aus-
dauerndem Fleiß oblag, trug viel zu ihrer Vervollkomm-
nung bei. Zugleich versäumte sie nicht, die entferntere-
Umgegend Dresdens, vorzüglich die sogenannte sächsische'
Schweiz mit ihren pittoresken und höchst charakteristischen
Felsgründen und anmuthigen Thälern zu ihrem Studium
zu. wählen. Einige sehr gelungene Gemälde, nach diesen
Gegenden,, besonders die Ansicht des Ho Este ins *) bei
der alten Veste Hohenstein, das Schloß Lohmen, die
Lochmühle im Liebethaler Grunde, zeichneten sich
durch Treue, feine Behandlung und schöne Töne in der
Färbung ans..
Von ihren ersten, bei ihrer Ankunft in Dresden ge-
fertigten Malereien erinnern wir uns einer Ansicht vom
Dresden von der Berliner. Straße aus, so wie. einer.
*) Erstercs Bilk ist in Dresden in der Sammlung Sr.
König» Hoheit des Prinzen Friedrich August,, die. übrigen
in Florenz,.