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die Niederlage der den Parnaß stürmenden Gallier unter
der Anführung des Brennus dargestellt war. — Winckel-
mann 4) in seiner Kunstgeschichte erwähnt eben dieser
Stelle, gibt ihr aber eine andere Deutung; indem er
solche von den elfenbeinernen Thürcn des Tempels ver-
standen haben will, auf welchen ebenbenannte Gegenstände
in erhobener Arbeit dargestellt gewesen. Wer nun von
beiden den Tert richtiger verstanden, Winckclmann oder
Nibby, mögen andere entscheiden. Mir scheint nur, daß
man von einer einzigen Bildsäule, wie diese ist, welche
sür sich allein sehr wohl bestehen kann, und bei welcher
nicht die geringste Spur vorhanden, daß sie jemals mit
andern Bildsäulen in Verbindung gestanden, nicht wohl
einen Schluß auf eine ganze Gruppe «nb ihre Darstellung
machen könne. Noch gewagter hingegen scheint es mir,
auch zugleich den Tempel bestimmen zu wollen, an dem
diese Bildsäule und die muthmaßliche Giebelgruppe, zu
welcher solche gehören soll, einst aufgestellt gewesen, ohne
daß irgend eine Spur vorhanden, durch welche diese Vor-
aussetzung, ich will nicht sagen Bestätigung, sondern nur
einige Wahrscheinlichkeit erhielte.

Weit mehr Wahrscheinlichkeit hingegen hat die Hypo-
these des Herrn Cockerell für sich, welche derselbe über die
ursprüngliche Ausstellung der Gruppe der Niobe zu Flo-
ren; durch ein eigenhändig radirtes Blatt, mit beigesügter
Erklärung im Jahr 1816, bekannt gemacht hat. Seine
Meinung 5 * * * * * * *) ist zwar im Allgemeinen mit vielem Beifall
aufgenommen und von Kennern und.Alterthumsforschern
als. wahrscheinlich anerkannt worden. . Auch muß man ge-,
stehen, daß sie eine sehr verführerische Außenseite und
einen gewissen Anschein von Wahrscheinlichkeit hat; doch
konnte ich mich niemals völlig davon überzeugen, ja ich
Lin bei näherer Berücksichtigung und Erwägung aller Unt-
stände dahin gekommen, zu glauben, daß jene Art von
Aufstellung für diese. Gruppe keineswegs passend, noch an-
wendbar sey, und unterstehe mich daher, meine Zweifel
und Gründe, warum ich Hrn. Cockerells Hypothese für
unzulänglich, ja völlig unstatthaft halte, hier dem Publi-
kum zu näherer Prüfung vorzulegen.

(Die Fortsetzung folgt.)

«) Weimarer Ansgabe v. Buch. 2. Cap. 3o. §.

5) Diese Hypothese des Herrn Cockerell hat auch A. W.

Schlegel ausgenommen, und solche mit einem eigenen Auf-

satz begleitet, durch de» Druck bekannt gemacht. Siehe:

Liornale Fncielopeäieo di Napoli W. IV. Aprile 1817.

Und sigd. G. B. Zannoni Oirctlore etc. a Firenze,

in einem Hefte, betitelt:

k.0 rtalue dclla Favola di Niobe Hella Imp. e R,

Gallcria a Firenze, i&si.

Der Bildhauer Victty über Griechenland.

(Beschluß.)

-.. Von Korinth aus wollte ich mich für einige Zeit auf
der Insel des Ajar etabliren, die ich in mehreren Richtungen
durchstreifte, um die wahre Lage der ursprünglichen Stadt
aufzusuchen. Der arme Ajar hatte ein ziemlich trockenes
Reich, wenig Wasser, aber gute herrliche Luft, was in
Griechenland nicht zu verachten ist. Von Salamis aus,
von dein Vorgebirge, das einst den Ruhm Athens glänze»
ließ, sah ich zum ersten Male Athen, vier Stunden vor
mir. „Zeige mir doch Athen." Da hast Du's! Ich er-
kannte die schöne Skulpturlinie seiner, Akropolis, trotz
Venetianern, Türken und Engländern noch immer durch
sein Parthenon gekrönet. Aber die Stadt ist in dem näm-
lichen Zustande, wie ihre Nebenbuhlerin, und weiß Gott,
was ans dem übrigen wird. Du weißt, man kann aus
großer Ferne einmal wegen der Reinheit der Luft, sodann
wegen ihrer ganz eigenthümlich energischen Form, Athens
Akropolis sehen. Was da-s Schlachtfeld von Salamis an-
langt, so kannst Du Aeschylos Tragödie lesen. Kein Ge-
schichtschreiber hat so genau den Schlachtplan beschrieben,
als es der Kriegesdichtcr gethan hat. In Salamis
kennte ich nicht lange bleiben, weil es von plündernden
Palikaren überschwemmt ward; gleicherweise wurde ich
durch sie verhindert, nach Elensis zu gehn. Megara hatte
mich belehrt- was sie ihren eigenen Landsleuten zu thun
vermögen. Ich ging also nach Aegina. Hier befinde ich
mich jezt unter unzähligen Gräbern in dem Reiche der
Manen., Ich wurde krank, als ich vom Tempel des Ju-
piter zurückkehrte. In Einem Tage kommen, zurückkeh-
ren, den Plan machen, hat mich niedergeworfen. Ich bin
von unserer Expedition nicht der einzige Kranke. Die
Griechen befinden sich im Allgemeinen wohl, ausgenom-
men einige Gegenden, wo sie fieberhaft find, wie in der
Bresse *). Sie essen fast nichts, trinken Wasser, thun
nichts und schlafen den halben Tag. Mit solchem Hunde-
vder Katzenleben kann man dem Klima trotzen. Aber
dazu sind wir nicht hergekommen. — Griechenland ist von
allen Ländern in der Welt das am meisten komplere, das
am meisten kompakte, das am meisten variirte in seiner
dürftigen Ausdehnung. Seine Ruinen find schwer zu er-
kennen. Sobald ich gehen kann, werde ich mein Aegiir»
beendigen und nach Argoö über Troezen und Epidaurus
zurückkehren. Von Argos zum stymphalischen See und
den umliegenden Städten. Rückkehr nach Napoli und
Modon. Es ist beinahe sechs Monate, daß ich nicht dort
war. Von da werde ich nochmal in das herrliche Messe-
nien, nach Arkadien, nach Olympia wandern und den Lauf

°) Eine Sumpfgegend unweit Lyon.

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