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rnischem Finger diesem das Kinn streichelnd darstellt, um
die Genehmigung seiner dringenden Bitte, die Beschüz-
zung und Rettung der bcdrängtenPsyche, von ihm heraus
zu locken.

No. 11, von demselben. Psyche überreicht der Venus
die wiedcrgcschlossenc Büchse. Auf Hellen Wolken sitzt die
Göttin; über den Wolken, aus denen sie sitzt, ist ihr blauer
Mantel hingebreitet. Die Figur ist nackt, weiße Perlen
um den Hals und am linken Arm der goldene DIeif; ihre
Haare blond, das Diadem über der Stirne. Ihre beiden
Tauben flattern lauschend über ihr zu beiden Seiten.
Sie streckt staunend, die Arme aus, als sie das Mädchen
von der gefährlichen Wanderung unverhofft wiedergekehrt
sieht. Flehend und hoffend, doch nicht ohne Zagen und
Furcht, blickt die Geprüfte in stiller Anmuth zu der strah-
lenden Göttin empor; in der Linken hält sie die Büchse,
mit der Rechten begleitet sie ihre Erzählung des Gesche-
henen und ihre Bitte um Beschwichtigung des unmütter-
lichen Zornes. Also flehend ist sie in die Kniee gesunken
und erwartet ihr Loos.

No. 12, die Irren sind geendigt, die Schuld gesühnt
durch barte Buße, Jupiter gewonnen durch Amors Be-
such. Darum trägt nun, im Austrage des hohen Eöttcr-
königs, Mercur die Psyche in den Olymp. Der Götter-
bote, eine kräftige Mannsnatur, mit der Flügelkappe und
dem Schlangenstab, hat den rothen Mantel vorn am Halse
gebunden, so daß er frei hinter der nackten Gestalt im
Winde flattert. Er hält mit dem rechten Arme die Be-
gnadigte um den Leib und schwebt so mit ihr empor. Die
Jungfrau blickt in seliger Ahnung zu den Höhen der Un-
sterblichen auf. Die Arme sind niedergesenkt, und mit
den Händen segnet sie gleichsam die Erde, die unter ihr
entweicht, als das Land ihrer Prüfungen und Läuterungen,
ohne welche sie nimmer zum Götterfrieden hätte gelangen
können. Ihr gelbliches Gewa -d kräuselt sich von der
Schnelligkeit des Auffluges. Ein violetter Mantel wallt
um den des Götterbotcn weit hinaus in die Lüfte. Ein
wirkungsvolles, herrliches Bild, wie das vorige.

No. iz und 14 sind auf der von oben her beleuchte-
ten Kuppel gemalt, deren Höhe 9' 5" beträgt, während
sie einen Durchmesser von 25' auf der untersten, von 8'
auf der obersten Kreislinie hat. Die Gallerte selbst bis
zur Kuppel hat 34' Höhe.

In der ersteren Scene erkennt Jupiter der gesühn-
ten Psyche die Aufnahme unter die Himmlischen zu. Er
sitzt nebst Juno auf dem goldenen Throne; der obere
Theil des riesigen Leibes ist nackt, den unteren bedeckt
der Purpurmantel; Juno trägt ein weißes Gewand
und blauen Mantel. Zu beiden Seiten sieht man Pfau
und Adler. Jupiter, welcher den Blitz in der Rechten
hält, reicht mir der Linken der von Amor herbeigesührtcu

Psyche die Schale der Unsterblichkeit dar. Schüchtern er-
greift diese das hohe Geschenk. Amor blickt ruhig, gber
fest, auf ihre Züge und weidet sich an ihrer anmuthvvllcn
Verlegenheit, indem er mit seiner rechten Hand die
Schale, als ob sie der zitternden Hand Pspchcs entfallen
könnte, sachte zu unterstützen kommt. Auf der andern
Seite des Thrones vorwärts neben Inno kniet Ganymed
mit dem Nektarkruge und schaut mit schelmischer Neu-
gierde unter seiner phrygischen Mütze hervor. Um diese
schöne Gruppe ist ein Kreis von andern gelagert, welche
sämmtlich ihre Aufmerksamkeit und Theilnahme dem fest-
lichen Ereignisse des Augenblicks weihen. Rechts, auf der
Seite Jupiters und des liebenden Paares, ruhen ans
olympischem Wolkengrunde Herkules und Omxhale, in rei-
zender Anschmiegung an den kräftigen Liebling; vergreise
Vulcan mit dem Hammer; weiter zurück in kriegerischer
Rüstung und auf seinen Schild gestützt Mars mit ernstem
Blicke, von welchem es ungewiß bleibt, ob er neidisch auf
Amors Glück oder heißverlangend auf die Mutter dieses
Glücklichen gerichtet sey; ferner Merkur neben der mit
Helm und Lanze versehenen Minerva, welche ihre Schwe-
ster Ceres nach dem jungen Paare hinweist; beide be-
sprechen theilnehmend das Leben und Loos der neuen Bür-
gerin des Olymp. Auf der linken Seite des Bildes lie-
gen vorne in zärtlicher Umarmung Bacchus, mit Reben-
laub bekränzt, und Ariadne, beide auf einen ruhenden
Panther gelehnt; mehr rückwärts Apollo, gestützt auf den
linken Arm, die Leier haltend, aber ohne zu spielen noch
zu singen, ganz von Aufmerksamkeit auf die neue olym-
pische Erscheinung hingerissen; weiterhin Venus, nackt, die
Perlenschnur um den Hals, das Diadem in den blonden
Locken, mit der züchtig bekleideten Diana, welche den rech-
ten Arm um den Nacken der Schwester legt und durch
die Bewegung des Zeigefingers der linken Hand nach dem
Munde dieser zu verstehen giebt, daß sie, in gespanntem
Lauschen und Schauen begriffen, keiner, wie sich wohl von
der zuvor noch so erbitterten Venus erwarten ließ, stö-
renden, ärgerlichen Erklärung der Scene bedürfe. Im
Hintergründe werden Janus, mit dem jugendlichen Ge-
sichte hergewendet, und Aeskulap sichtbar, beide mit dev
Entfernung ihre Aufmerksamkeit verdoppelnd.

(Der Beschluß folgt.)

Ravensburg.

Den Kunstfreunden, welche die hiesige Gegend besu-
chen, wird es angenehm seyn, wenn sie auf einige Werke
des rühmlickst bekannten Verfassers der Bildhauerkunst an
der Königlichen Akademie der Künste in München, Kon-
rad Eberhard, aufmerksam gemacht werden, die seit
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