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einiger Zeit, um gegen Witterung geschützt zu feint, in
der hiesigen katholischen Stadtpfarrkirche ausgestellt wor-
den sind.

Diese drei Monumente, die dem Andenken abgeschie-
dener Glieder der Senator Martinischen Familie geweiht
sind, werden wohl von keinem Kenner der plastischen Kunst
ohne großes Interesse betrachtet werden.

Das Größere derselben hat die Form einer Pvramide,
die von einer dunklen Marmor-Art geschliffen sammt Sokel
9' 8" Hohe, und an der Basis 3' 7" Breite und 2' i"
Dicke hat.

Ueber den Vorsprung ihres Sokels sieht man einen
4' hohen Genius in ganz erhabener Arbeit, von Car-
rarischem Marmor, trefflich ausgeführt; er lehnt sich
auf einen abgebrochenen Säulen-Stamm, den trauernden
Blick nach oben gerichtet, in der rechten Hand einen
Tobten-Kranz, in der Linken eine umgestürzte Fackel
haltend. Um die Säule flattert ein Schmetterling, und
auf deren Vorderseiten sind die Worte eingegraben: „Jen-
seits sehen wir uns wieder."

Das 2te Denkmal hat die einfache Form eines auf
eine schmale Seite gestellten Parallelepipedums auf einem
vorspringenden Sockel, oberhalb mit einer abgerundeten
Verdachung, und ist sammt diesem V hoch, an der Basis
2' 4" breit, und i' 2" dick, gleichfalls aus dunklem
Marmor gearbeitet.

An seiner Vorderseite ist auf einer l' 2" breiten,
und l' 4" hohen eingesetzten Tafel, von schönem Carra-
rischen Marmor, die heilige Familie in halb erhabener
Arbeit abgebildet. Die Mutter Gottes mit dem Jesus-
Kinde, das — auf ihrem Schooße spielend — sich freund-
lich gegen den Knaben Johannes neigt, und der dabep-
stehende Joseph, sind mit einer Reinheit und einem Fleiße
ausgeführt, wie man dies selten bey Figuren von so klei-
nem Maaßstaabe findet; der Künstler hat diese Tafel vor
einigen Jahren in Rom gearbeitet.

Das 3te Monument hat ungefähr die Form und
Größe des Letzteren, ist aber ans feinkörnigem, dunklem
Granit, welcher der vornen eingesetzten i'i" 4'" brei-
ten, und l' 8" hohen Tafel von reinem Carrarischen
Marmor, zur passenden Einfassung dient.

Auf dieser Tafel ist das Brustbild des Heilandes in
halb erhabener Arbeit mit wahrer Meister-Hand ausge-
führt; Christus ist als Lehrer dargestellt mit aufgehobenen
drei Fingern der rechten Hand, in der Linken ein offenes
Buch haltend, aus dem man in erhabener Schrift die
Worte ließt: „wer an mich glaubt, der wird leben, ob
er gleich stürbe" Joh. u. 25. Zu beiden Seiten des
Bildes sind in der Nische die Buchstaben A und 12 ein-
gegraben, und unterhalb desselben ist eine Weinrebe mit
ihren Früchten abgebildet auf die Worte hinweisend: „ich
bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Wein-

gartner re." Joh. 15. i. Aus den Gesichts-Zügen des
Heilands spricht eine Erhabenheit und göttliche Milde,
die demselben die Bewunderung jedes Kenners verschaffen
müssen. Ueberdies giebt die fleißige Ausführung aller
Nebentheile Zeugniß von der Umsicht und Kenntniß deS
Künstlers. Diese Arbeit ist im letzten Jahre in München
ausge führt.

Diese dre» Denkmale bilden einen wahren Kunstschatz
für die Kirche und Stadt, deswegen ist auch deren Aus-
stellung von den Vorständen mit Vergnügen bewilligt
worden.* *)

*) Es befinden sich in Ravensburg auch zwev Privatsammlun-
gen von Gegenständen alter Kunst-Glasgemalden, Oel-
gcmälden und seltenen Kupferstichen, welche von den
Besitzern bereitwillig gezeigt, auch verkauft oder vertauscht
werden. A. d. H.

V e r m i s ch t c Nachrichte n.

In London wurde ein kostbarer Theil der Sammlung
des verstorbenen Th. Lawrence verkauft. Unter den
merkwürdigen Stücken wird unter andern eine von Mi-
chel-Ange in Wachs gearbeitete kleine Figur angeführt,
welche ihm zum Modell für eine der Figuren der Sakri-
stei von S. Lorenzo in Florenz diente. Diese wurde mit
61 Guineen bezahlt; eine stehende, mit dem Fuße auf ei-
nen Delphin gestützte, Venus, Hochrelief in Terracotta,
55 Guineen; ein dem Phidias zugeschriebener coloffaler
Fuß, 60 Guineen; ein unvollendetes Porträt des Königs
von England, 105 Guineen; drei zusammengruppirte Kin-
derköpfe, in Reynolds Manier gemalt, 121 Guineen; die
Original-Cartons des Lionardo da Vinci für die Köpfe
der Apostel in dem berühmten Abendmahl, alle mit schwar-
zer Kreide und ein wenig Paste! auf blaues Papier ge-
zeichnet, wurden einzeln verkauft, der Christuskopf um
180 Guineen, der Kop- eines Apostels um 50. Der
Kupferstich des Portrats des Herzogs von Reichstädt

wurde um 150 Guineen verkauft.

*

Kupferstiche: Die heilige Jungfrau mit dem Jesus-
kinde, das den kleinen Johannes liebkost, nach Ra-
phael von Boucher des noyers, Paris, bei dem

Verfasser, Straße ä« Touraine, s.

*

Les Monumens de la France, classe's chro-
nologiquement etc., vom Grafen Alerander von La-
tz vrde, 32ste Liefer. Bei Giard, Strasse Pave'e-Saint-
Andre des-Arts , Paris, Preis 18 Frk.

*

Antiquilc's romaines trouvees a Berthouville,
pres Bernap (Eure) le 21. raars 1830. Acht Platten und
eine halbe Seite Tert. Paris, Straße Vivienne, 2.
Preis 5 Frk.'
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