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Gewand etwas schmutzig, der Mantel hellblau, von
Taverone. Nro. 15 von Francesco Ribalta,
halblebensgroße Figuren: die h. Katharina vertheidigt
in Gegenwart des Kaisers Marentius die christliche
Religion gegen die heidnischen Weisen. In ihrem etwas
blassen Gesichte liegt die Wurde und Ruhe, welche das
Bewußtseyn der Wahrheit gibt; Schade, daß ihre im
Dispute zu fechterisch nach unten und oben ausgestreckten
Arme etwas damit kontrastiren. Einer der Weisen ist
bekehrt und gläubig reuevoll zu ihr aufblickend zu ihren
Füßen gesunken; ein anderer, ein blasser cholerischer
Polemiker zerreißt vor W-uth, daß er überwiesen worden,
seine Schriftrolle; Marentius, theilnahmslos auf seinem
Throne sitzend, hat das fletschende nichtssagende Gesicht eines
alten Kriegsknechtes. Endlich von Anton de Pereda
eine h. Dreifaltigkeit die Figuren etwas über Lebensgröße,
um die Weltkugel gruppirt, Vater und Sohn sehen mit
Milde auf sie nieder: das Vild scheint etwas verwaschen.
Refepent, der das zweite Zimmer gleichen Inhalts sich zu
einem eigenen Besuche aufgespart hatte, bedauert sehr,
in der Folge daran gehindert worden zu seyn. — Noch,
ist in der untern Etage eine schöne Landschaft vom Brand,
ganz hell gehalten, zu bemerken. — Ferner die Anhöhe
bei Wien mit der Spinnerin am Kreuze, im Hinter-
gründe die Stadt, von einem neuen Meister, sehr schön.
— In dem letzten Zimmer, welches sein Licht durch die
Decke erhält, ist das Veste der Galerie versammelt; ein
Leonardo da Vinci, 3 Schuh 4 Zoll hoch, 2 Schuh
2 Zoll breit; Madonna mit dem stehenden Jesuskinde,
welches nach einem Büchctchcn aus einem Tische langt,
rechts die h. Barbara, links die h. Katharina, sämmtliche
Köpfe mit dem edelsten Ausdrucke tief empfundener
Andacht und Liebe; alles Fleisch schmutzig gelb, es bedarf
einer Reinigung, um des Meisters schöne Tinten zu
Tage zu fördern. — Ein Christus mit der Hostie in
der Hand, zwei Drittheil Lebensgröße, von einem spani-
schen Meister, höchst ausdrucksvoll, man glaubt die
Morte zu hören: Siehe, das ist mein Leib. — Zwei
Landschaften von Claude Lorrain aus seiner besten
Zeit. — Ein überhöhter Ruysdael mit unübertrefflichem
Wasser, das über verborgene Klippen schäumt. — In der
einen Ecke der langen Wand der Kopf eines lachenden
Knaben, mit dem man schlechterdings lachen muß, in der
andern Ecke der eines aufmerksam lauernden, beide von
Correggio. — Vcn Giambellino, Madonna, ihr
zur Seite Katharina und Franziskus, scheint zu den
früheren des Meisters zu gehören und verliert noch
mehr durch die Nachbarschaft des gedachten Leonardo da
Vinci.

(Die Fortsetzung folgt.)

Sculptur.

Leben und Werke des dänischen Bild-
hauers Bertel Thorwaldscn, dargestellt
von I. M. Thiele rc.

(Beschluß.)

1810 modellirte Thorwaldsen seine eigene kolos-
sale Büste für den dänischen Generalconsul West in
Paris, nach dessen Tode sie der König von Dänemark,
der Käufer der Kunstsammlungen W e st's, der Akadenne
der Künste zum Geschenke gemacht hat.

Nach einem Sommeraufenthalt in Montenero ging
er an folgende Arbeiten: die Basreliefs: Amor und
Bacchus, für den Kaufmann Knudzen in Drontheim;
die Caritas für die Marchioneß Landsdown undspater
als freiwilliges Geschenk für einen unglücklich geworde-
nen norwegischen Beamten zu dessen und seiner.Fami-
lie Unterstützung; Amor und Psyche, für Herrn D a l m a r;
Vulkan, Venus, Amor und Mars (s. oben), für Herrn
Alexander Bille; ferner die Gruppe Mars und Amor
(s. oben). Die in Montenero skizzirten Basreliefs,
Sommer und Herbst, kamen erst isn zur Ausführung.
Beide besitzt der Graf von Schönborn. Eine der
sinnvollsten Compositionen Thorwaldsens ist unstreitig das
um dieselbe Zeit entstandene Monument der deutschen
Schauspielerin Auguste Böhmer, Stieftochter von
A. W.. Schlegel und Schell ing. Es besteht aus
drei verschiedenen Darstellungen, von welchen die größere
mittlere die Ursache des Todes, die treue Pflege am
Krankenbette der Mutter, nach deren Genesung die Toch-
ter selbst erkrankte und nicht wieder genas, dadurch ver-
gegenwärtigt, daß die sitzende Mutter aus den Händen
der Tochter den Trank der Gesundheit empfängt, derweil
die Schlange der Hygeia die Tochter in die Ferse ver-
wundet. Das eine Seitenrelief stellt die geflügelte
Nemesis, welche die Erzählung von dem Opfer der kind-
lichen Zärtlichkeit und Liebe aufzeichnet, das andere den
mohnbekränzten Genius des Todes dar, der sein Haupt
auf die umgesenkte Fackel stützt. Letzteres Basrelief ist
in Deutschland nicht nur über dem Grabe der Künstlerin
(zu Bocklet bei Würzburg?), sondern auch in Altona
als Monument der Gattin des dänischen Etatsraths
Donner aufgestellt.

1811 wurde die Statue der Psyche, mit der Urne,
von dem Bruder des Sir Thomas Hope erkauft, und
die des Amor, mit dem Schmetterling, jetzt in Curland
befindlich, ausgeführt. Unterdessen war auf Befehl Napo-
leons der Anfang gemacht, den Quirinalpallaft zu Rom
zu einer Wohnung für den Kaiser der Franzosen einzu-
richten. Man hatte anfänglich nicht an Thorwal dsen
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