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Nr. 41

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Kunst-Blatt.

Montag, den 22. Mai 1826.

Kunstgeschichte.

ÄZ Ittenbergs Denkmäler der Bildnerey,
Baukunst und Malerey, mit historischen
und artistischen Erläuterungen, herausgcgebcn von
Johann Gottfried Schadow, Direktor der
königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Mit-
glied der Kunstakademie zu Stockholm, Kopen-
hagen, Wien, München und zu Rom. Ritter
des rothcn Adlerordens dritter Klasse. Wittenberg,
in der Zimmermannischen Buchhandlung. 1826.
VIII und 141 S. Mit 29 Kupferplattcn und
Steindrucken.

(Fortsetzung.)

Luthers Wohnung im Augustiner-Kloster
und das Augusteum. DieThürean dem ehemaligen
Refektorium oder Remter, unter Luthers Stube, ist ein
eigenthümlich gearbeitetes Werk, welches dem lüten Jahr-
hundert gewiß angehört,und für welches das Jahr 1Z40
keinesweges zu spät ist, indem man gerade um jene Zeit
solche Darstellungen von Baumästen und Baumzweigen
liebte, indem schon damals der Wahn, beym Mißver-
ständniß der altdeutschen Baukunst, ausgekommen war,
es hinge dieselbe mit einer zu groben Nachahmung der
Naturgegenstände des Pflanzenreichs zusammen. Ja es
wird noch klarer, daß die Jahreszahl 1540 unstreitig die
richtige ist, wenn man das an dieser Tbür befindliche
Brustbild Cf. die Abbild. 5. des Werkes) betrachtet, wor-
über der Verfasser des vorliegenden Werkes nicht ein
Wort sagt, so wichtig es auch ist. Das Klostergebäude,
wie es war und stand, schenkte nämlich im Jahre >5rS
Churfürst Johann der Beständige an Luther, und das in
Stein gehauene Dildniß, über welchem «eiaiis suae ge-
steht, ist kein anderes, soll wenigstens kein anderes vor-
stellen , als das des Doktor Luther; denn wenn man zu
seinem Geburtsjahr 1483 die Zahl des Alters 57 hinzu-
zähir, so kommt gerade die oben, über der Thür ste-

hende Zahl 1540 heraus. Vey unserer Anwesenheit iu
Wittenberg war uns zwar dieses Vildniß gleich sehr auf-
fallend, aber wir kommen erst jezt auf diese Auslegung
und wünschten nun wohl zu wissen: welche Auslegung in
Wittenberg selbst diesem Brustbilde gegeben wird. Ein
eigenes Gefühl wird wohl einen jeden ergreife», der
Luthers Stube, eher einer geräumigen Zelle vergleichbar,
betritt, einschreitend gleichsam in das häusliche Walten
des berühmten Mannes. Wie vielfältig sie besucht wird,
bezeugen die dicken Bände, worin die Namen der Frem-
den eingeschrieben, worin manch hohes Haupt, manch
Deutschland und der Auswelt thenrer Name enthalten
ist, aber wir können nicht unbemerkt lassen, daß wir ein
saubereres, reinlicheres. Ansehen! erhalten wünschten, daß
nicht Staub und Schmutz Tische, Wände und Boden be-
deckten, und das alte Gerümpel, (dieß sind die zum
Theil schlechten großen Gemälde), daraus entfernt würd».
Das alterthümliche Ansehen kann neben dem erhaltener
Sauberkeit und Reinlichkeit, immer bestehen und ein
Ort, den in jedem Augenblick ein hohes oder gefcyertes
Haupt betreten kann, muß, eines solchen Besuches in je-
dem Theile würdig, auch immer erhalten werden.

B. Denkmäler der Malere p.

Die zehn Gebote von Lu ka s Kr an ach dem
Vater auf dem Rathhause. Der Eingang zur Be-
trachtung dieser Bilder ist schief aufgefaßt und gänzlich
falsch; denn die Darstellung der 10 Gebote läßt sich kei-
nesweges als ein Weltlichwerden der Kunst ansehen. Die
großen Versammlungsorte der Rärhe der Stadt wurden
keineswegs als weltliche Orte betrachtet, sondern vielmehr
lag in ihrer Bestimmung etwas Würdiges, Hohes und
dadurch gleichsam auch Heiliges, weßhalb wir oftmals
alte Ratbssäle finden, be» welchen in einem Erker, in
einer Blende, oder sonst wo ein Altar angebracht war,
an dem, vor Beginn der weltlichen Sitzungen und um
diese zu heiligen, zu kräftigen, zu schützen, das Meß-
opfer vollzogen ward. So zum Bepspiel in Breslau.
Solche Räume gewannen dann auch oft eine Verzierung,
welche entweder geradezu dem christlichen Bekenntuiß enr-
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