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Korrespondenz Wien, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0159
H- Jahrgliiili.
Üeilrägc
ü»d nnve.C.v^ülloW
aHlll, Theresianumg.
ü»!°d.a„dieBerlagsl>.
lt-Npjig^ Königsstr. 3)
z» richten.
L7. Frbrnar.
Beililntt zur Zeitjchrist sür bildeude Ku
Nr. 20.
Znseratc
ü- 2>/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
1074.
Dies Blatt, jedc Woche am Freitag crschein-nd, erhalien dic Adonnenicn der „Zeitschrist sür bildende Knnst" xrntl»; sür sich allcin beroaeii
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bci den dentschen und österreichischen Postanstaltcn.
Auhalt:
Wien: Korrespondenz. — Die Gobelins Karl's V. zur Erinnerung an den Feldzng gegen Tnnis. — Rkber's Geschichtc der ncneren dcntschen
Kunst. — K. Woermann. — Oestcrrcichischcr Knnstbcrcin. — Zcitschtist-n. — Jnserate.
Konesvoildenz.
Wien, im Februcir.
T'. I'. Nachdem hier lcmge Zeit hindurch eiue
trostlose Oede geherrscht, fängt es sich endlich wieder an
su regen anf-dem Kunstgebicte. Die Künstlergcnossen-
Ichaft, die sich kürzlich in der Person, Rudolf Alt's
«nen nenen Vorstand wähltc, hat ihrc Räume mit
cuier über dreihnndert Nnnimcrn zählcndcn Ansstellnng
wiederervffnet nnd dnrch deren Hauptbild, Fenerbach's
„Aniazonenschlacht", das ganze kunstfreundliche Wien
nnter die Waffen gernfcn. Jm Oesterrcichischen Mnsenm
stellte das Komitv für das Beethovendenkmal die
^'ei zur Konknrrenz eingelangten Entwürfe aus; auch
dort giebt es einen rcgcn GedankenauStausch, wenn die
Diskussion auch nicht so lcbhaft ist, wic vor Feuerbach's
Bilde.
Es hat nämlich den Anschein, als ob der eine
der drei Preisbewerber, C. Zumbusch, der bekannt-
Och voriges Jahr an unsere Knnstakademie berufcn
wurde und mit dicsem Wcrke sich in Wien so recht
"gentlich zn introduciren Gelcgenheit erhiclt, durch
seinen Entwurf aller Herzen im Stnrm erobert hätte.
Ond ohnc Zwcifcl ist diese Skizze durch vcn übcrans
glültlichen Grnndgedanken, die geistvolle Charakteristik
der Hanptfignr, das Leben nnd die geuiale Freiheit in
'7ormengebnng nnd Behandluug dcn Werken dcr beiden
Mitkonkurrenten weit überlegcn. Zumbusch stcllt Bect-
hoven sitzend dar, das Haupt abwärts nach rechts ge-
wendet, während die Hände energisch znsammengepreßt
^uf dcm linken, ctwas vortretenden Schcnkel ruhen. Es
llegt in dem GestuS etwas ernst Abwehrendes, ein festes
weltvcrachtendes Sichabschlicßen, zn dcm der finster
blickendc, von wilv durcheinander geworfenen Haarcn
umwallte Kopf trefflich paßt, während allerdiugs die
energische Bewegung der Figur, die anch dcn Fallenzug
der Gewandung beherrscht, den strengen Anforderungen
der Monumentalität nicht Vvllig entspricht. Nicht min-
dcr lebhast bewegt, und zwar in inniger Gedaukenver-
bindung mit dew Hauptfigur, sind die Gestalten, welche
den Sockel schmücken: vom Bcschaner links der gefessclte
Prometheus, dem der Adler die Brust zerfleischt, nnd
rechts eine kranzspendcnve Sicgesgvttin. Der Gegcn-
satz des in Qualen sich windendcn Heros und der ver-
klärt aufblickcnden Victoria, wclche in anmnthiger Wcn-
dnng mit dcr Nechten den Kranz erhebt, gehvrt zu dcn
glücklichsten Jnspirationen dcr modernen Plastik. Die
Verbindung zwischcn dcn beidcn Seitenfiguren stellt
Zumbusch durch neun kleine, mit Musikinstrumentcn und
Masken ausgerüstete Genien her, welche (vielleickt unter
Anspielung auf die neun Shmphonien des Meisters) ein
rhythmisch bewcgtes Formengewoge darstellen, aus dcm
der Sockel der Hauptfigur steil uud hoch emporsteigt.
Ob der scharse Abschnilt, den dieser Kinderreigen zwischen
dem oberen Theile des Dcnkmals unb den Sockclstnfen
hervorbringt, nicht zu mildern wäre, wvllen wir da-
hingestellt scin lassen. Auch in der Bcwegnng der
Bictoria wird vielleicht, etwa dnrch cine anderc Stel-
luug des liuken Armes, eine lcichte Mvdificativn
eintreten müssen, um für die Vorderansicht zwischen
dieser Gestalt und der des Promethcus mit dem stark
vortretcnden Kuie das völlige Gleichgewicht herznstellen.
Doch das, sowie cinige Einwendungen, die wir gcgen
die Falteugebung des unten umgeschlagenen Manlels
Üeilrägc
ü»d nnve.C.v^ülloW
aHlll, Theresianumg.
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Znseratc
ü- 2>/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
1074.
Dies Blatt, jedc Woche am Freitag crschein-nd, erhalien dic Adonnenicn der „Zeitschrist sür bildende Knnst" xrntl»; sür sich allcin beroaeii
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bci den dentschen und österreichischen Postanstaltcn.
Auhalt:
Wien: Korrespondenz. — Die Gobelins Karl's V. zur Erinnerung an den Feldzng gegen Tnnis. — Rkber's Geschichtc der ncneren dcntschen
Kunst. — K. Woermann. — Oestcrrcichischcr Knnstbcrcin. — Zcitschtist-n. — Jnserate.
Konesvoildenz.
Wien, im Februcir.
T'. I'. Nachdem hier lcmge Zeit hindurch eiue
trostlose Oede geherrscht, fängt es sich endlich wieder an
su regen anf-dem Kunstgebicte. Die Künstlergcnossen-
Ichaft, die sich kürzlich in der Person, Rudolf Alt's
«nen nenen Vorstand wähltc, hat ihrc Räume mit
cuier über dreihnndert Nnnimcrn zählcndcn Ansstellnng
wiederervffnet nnd dnrch deren Hauptbild, Fenerbach's
„Aniazonenschlacht", das ganze kunstfreundliche Wien
nnter die Waffen gernfcn. Jm Oesterrcichischen Mnsenm
stellte das Komitv für das Beethovendenkmal die
^'ei zur Konknrrenz eingelangten Entwürfe aus; auch
dort giebt es einen rcgcn GedankenauStausch, wenn die
Diskussion auch nicht so lcbhaft ist, wic vor Feuerbach's
Bilde.
Es hat nämlich den Anschein, als ob der eine
der drei Preisbewerber, C. Zumbusch, der bekannt-
Och voriges Jahr an unsere Knnstakademie berufcn
wurde und mit dicsem Wcrke sich in Wien so recht
"gentlich zn introduciren Gelcgenheit erhiclt, durch
seinen Entwurf aller Herzen im Stnrm erobert hätte.
Ond ohnc Zwcifcl ist diese Skizze durch vcn übcrans
glültlichen Grnndgedanken, die geistvolle Charakteristik
der Hanptfignr, das Leben nnd die geuiale Freiheit in
'7ormengebnng nnd Behandluug dcn Werken dcr beiden
Mitkonkurrenten weit überlegcn. Zumbusch stcllt Bect-
hoven sitzend dar, das Haupt abwärts nach rechts ge-
wendet, während die Hände energisch znsammengepreßt
^uf dcm linken, ctwas vortretenden Schcnkel ruhen. Es
llegt in dem GestuS etwas ernst Abwehrendes, ein festes
weltvcrachtendes Sichabschlicßen, zn dcm der finster
blickendc, von wilv durcheinander geworfenen Haarcn
umwallte Kopf trefflich paßt, während allerdiugs die
energische Bewegung der Figur, die anch dcn Fallenzug
der Gewandung beherrscht, den strengen Anforderungen
der Monumentalität nicht Vvllig entspricht. Nicht min-
dcr lebhast bewegt, und zwar in inniger Gedaukenver-
bindung mit dew Hauptfigur, sind die Gestalten, welche
den Sockel schmücken: vom Bcschaner links der gefessclte
Prometheus, dem der Adler die Brust zerfleischt, nnd
rechts eine kranzspendcnve Sicgesgvttin. Der Gegcn-
satz des in Qualen sich windendcn Heros und der ver-
klärt aufblickcnden Victoria, wclche in anmnthiger Wcn-
dnng mit dcr Nechten den Kranz erhebt, gehvrt zu dcn
glücklichsten Jnspirationen dcr modernen Plastik. Die
Verbindung zwischcn dcn beidcn Seitenfiguren stellt
Zumbusch durch neun kleine, mit Musikinstrumentcn und
Masken ausgerüstete Genien her, welche (vielleickt unter
Anspielung auf die neun Shmphonien des Meisters) ein
rhythmisch bewcgtes Formengewoge darstellen, aus dcm
der Sockel der Hauptfigur steil uud hoch emporsteigt.
Ob der scharse Abschnilt, den dieser Kinderreigen zwischen
dem oberen Theile des Dcnkmals unb den Sockclstnfen
hervorbringt, nicht zu mildern wäre, wvllen wir da-
hingestellt scin lassen. Auch in der Bcwegnng der
Bictoria wird vielleicht, etwa dnrch cine anderc Stel-
luug des liuken Armes, eine lcichte Mvdificativn
eintreten müssen, um für die Vorderansicht zwischen
dieser Gestalt und der des Promethcus mit dem stark
vortretcnden Kuie das völlige Gleichgewicht herznstellen.
Doch das, sowie cinige Einwendungen, die wir gcgen
die Falteugebung des unten umgeschlagenen Manlels