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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Die Behandlung und Konservierung von Gypsabgüssen
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Lücke, H.: Die neuen Erwerbungen der Berliner Gemäldegalerie, [4]
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509 Die Behandlung uud Kouseivirung von Gypsabgüssen, — Die ueuen Erwerbungen der Berliner Gemäldegalerie, 510

Werke zu billigeu Preisen zu verschen und daniit zur Ver-
breitung reiuerer Kunstauschanuugen, sowie zur Hebung der
künstlerischen Thätigkeit beizutragcu. Die Kommissiou HLlt
sur zweckmäßig, daß die bedeutendsten Museumsformereien
Deutschlands eutsprechend erweitert werden und sich unter
cinander dahin verstäudigen, daß eine jede einen gewissen
Theil besonders werthvoller Gegeustäude iu der augegebencu
Weise zu vervielfältigen überniinmt, Behufs der leickiteren
Ersetzung der schadhafteu Abgiisse empfiehlt sich die Maß-
»ahine, daß dic Formereieu die Abgüsse an Museen uud
Uuterrichtsaustalten zum Herstellungspreise abgeben,

Zu 6. Die Einrichtung dcr Aufstellungsräume der
Gypsabgllsse ist sür dereu Kouservirung in mehreren Bezie-
hungen von Wichtigkeit. Die Kommission sieht sich iudessen
nicht in der Lage, bestimmtc Vorschriften zu empfehleu, be-
schränkt sich vielmehr auf einige Audcutuugen, welche sich vor
Allem auf die Feruhaltnng vou Staub und feuchter vcrdor-
bener Luft beziehen.

Hinsichtlich der Heizuug wird empfohlen, eiue möglichst
gleichmäßige und nicht hohe Temperatur das ganze Jabr hin-
durch zu erhalteu. Heizkörper von sehr hoher Temperatur
solleu vermieden werden, iudcm diese durch Versenguug der
Staubtheilchen schädlich wirkcn. Die Niederdruck-Wasserhei-
zungen, verweudet iu steheuden Röhreusystemeu von geringer
Grundfläche, werdeu als besonders empfchlenswerth erachtet.

Bei der LUftung soll vor Allem die Fernhaltung von
Feuchtigkeit, welche namentlich im Winter sehr schädlich werden
kanu, im Auge behalten werdeu. Das gelegentliche Auftreten
bon Luftzug wird theilweise als geradezu günstig, im Allge-
meiuen uicht als schädlich Lezeichnet. Als empfehlenswerth
wird die in Jtalien übliche einsache Methode, durch rechtzeitiges
Oefsnen der Fenster nud Schließeu der Fcnsterläden zur
Soiumerszeit die NLume zugleich luftig und kühl zu halten,
angesehen.

Für die Fälle, in welchen küustliche Beleuchtuug
uothweudig werden sollte, wird die im South-Kensington-
Museum mit gntem Erfolge eingeführte Anwendung vou
Soiiuettbrenneru, welche die Verbrcnuuugserzeugnisse alsbald
wegsühren, empfohlen.

Die Fußböden gebeu am wenigsten Aulaß zur Staub-
bilduug, weuu sie aus hartem und ziemlich glattem Material
hergestellt werden. Eiue Psiasterung mit Platten nach Art
der Mettlacher Fliesen wird als empfehlenswerth, diejenige
>nit rauhcu Ziegeln als verwerflich augesehen; gewöhnliche
Holzfußböden Nnd nicht empfehlenSwerth.

Zur Reiniguug der Gypsabgüsse dient in erster Linie
die iu kürzeren Fristen zu wiederholeude Abstäubnng. Als
Werkzeug hierzu wird dem Federwedel im Allgemeinen der
Blasebalg vorangestellt, indem die Federn leicht zu Trägeru
bon Fettigkcit odcr angehäugten Schmntztheilchen wcrden.
Die zu verwendenden Blasebälge sollen mit gepolstcrtem
Mundstück verschen sein. Stark beschmutzte Abgüsse sind in
lirößereu Perioden durch Abwaschuug mit Seisenwasser zu
reiuigen." _

Soweit die Konmiission, deren cingchende Erörte-
rungen und Vorschlägc man gewiß allerorten dankbar
rntgcgennehmcn wird.

Für Berlin gestatten wir uns hieran noch den
besonderen Wunsch zu knüpfen: daß man nun auch an
^ie Untersuchung der anderen principiellcn Uebclstände
des dortigen plastischen Museums, welche ebenfalls wie-

derholt zu lauten Klagen Anlaß geboten haben, vor
Allcm an die Frage der Aufstellung und Kata-
logisirung der Ghpsabgüsse die kritische Sonde
legen möge.

Wenn einc Kommission von Fachmännern über die
neuerdings im Berliner Museum eingeführte Aufstel-
lung — so theoretisch, wie man nur iuimer wvllte —
zu berathcn hätte: sie würde ein nicht weniger deutlicheS
Verdikt fällen; und wenn man gar den unglaublichen
Katalog, der jetzt dort officiell verkauft wird, Sachvcr-
ständigen zur Prüfung vorlegen wollte, — nun, da wären
wir nicht im Zweifel darüber, daß der Spruch einfach
lauten würde: Aufkaufen und Einstampfen!

Wir wollen inzwischen froh sein, wenn zunächst
wenigstens der materiellen Schädigung der Abgüsse des
Berliner Museums ein Ende gemacht wird.

Die neuen Lruierbungen -er Lcrlincr
Gemäldegalerie.

Von H. Lücke.

(Schluß.)

Aus der Rcihe der nicderländischcn Bildcr ist zu-
nächst eine höchst werthvolle Farbenskizze von Ocubens
hervorzuheben. Noch kaum zur Hälfte beendigt, ist
sie vor allem dadurch interessant, daß sie dcn Prozeß
der künstlerischen Arbeit in seinen verschiedenen Stadicn,
vom ersten Beginn bis fast schon zur vollständigen
Ausführung verfolgen läßt, sie zeigt ganz eigcntlich
das Werden der Komposition; hier noch dic erstcn,
mit ungestümer Hand entworfenen, gleich mit dcm
Pinsel in brauncn Strichen hingeschriebencn Umrisse der
Figuren, an einigen Stellen rasche Korrckturcn, dann
einzelne Hauptmassen mit Andeutung der Licht- und
! Schattenwirkung in einen gcmeinsamcn bräunlichcn Ton
zusammengefaßt, hier und da die maßgebcnden Hauptfarben
aufgesetzt, und die Mittelgruppe im Vordergrund schon
bis zur vollen Deutlichkeit des farbigen Effekts durch-
gebildet. Die breit sich entrollende Kampfscene schil-
dert eine Schlacht aus dem Kricge Kaiscr Karl's V.
gegen Tunis; in der Mittelgruppe, von links auf eincm
Schimmel ansprengend, Marchese del Guasto, der Feld-
herr des Kaisers, hinter ihm dieser sclbst, gauz ähnlich
wie auf dem berühmten Reiterbildniß Tizian's im Ma-
drider Museum, unmittelbar vor dem Feldherrn dic
wildverschlungene Gruppe zweier kämpfender Reiter,
deren Pferde sich grinimig in einander verbeißen, der
Muhainmedaner rücklings vom Pferde stürzend, genau in
der Bewegung, wie der vom Speer Getrosfene auf der
Münchener Löwenjagd; weiter nach rechts die flüchtig
angedeuteten Gruppen vorwärts stürmender Panzerreiter,
welche die Mnhammedaner zu Boden werfen und in die
! Flucht Iagen. Die Komposition, die an Kühnheit und
 
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