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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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561

Kunstvereine. — Vermischte Nachrichten.

562

Cestius für iumler zu ruhcu, als nach Deutschland
zurückzukehren!" — Was svllen nun noch 40 Lebcns-
jahre bringcn! — Mit Bedaueru erfährt der Lcser als-
bald, daß die herrlichc Bcschrcibung dcr eigcnen
Apothevse in Noni auch die letztcn Selbstaufzeichuuugeu
der Künstlcrin waren.

Sie weilt wieder in Weiinar, wird Zeichenlehrerin
der Prinzessinnen Maria und Augnsta — dcr jetzigcu
deutschen Kaiserin, die sich ihrer auch noch nach
'10 Jahren licbevoll erinncrte — und beschließt ihre
Lebensbahn als Kustodin der Großherzoglichen Gemälde-
saiumluug —^ Auf jährlichcn Ausflügen sieht sie wohl
uoch Paris, die Schweiz und malt bis an ihr Lebcns-
eude. Jui Altcr tröstct sie sich init dem siunig-schönen
Gcdanken: „Erinnerung ist ja das cinzige Paradics,
aus dem wir nicht vertrieben werden können!"

Dcr Rest — ist Stcrben! Alle Lichtlcin und das
größle Licht löschen um sic her. Gocthe, tiesbcweiut,
gcht zur Ruh und vielc Frcunde und Freundiuncn-
Nur Louise Seidler sieht nochmals das gelobte Lanv.

Wer an einem stillen, cdlen, anspruchslosen Cha-
raltcr Freudc hat, der wird dics Buch mit Genuß und
Bergnügen lcsen, und wir könncn cs Jcdcrmann auf's
Beste cmpfehlen. -L. b'.

Liiiistvtrkiiie.

Wicncr Kiinstlcrgcnossciischast. llnter dcni Vorsitze dcs
Bvrstandes, Rudolph' Atl, fand am 1. Juui Abeuds eiue
außerordentliche Plcuarversauinilung statl, iu der cine Zu
schrift dcs Sekretärs dcs Erzherzogs Kari Ludwig zur Vcr-
lesuug kam, iu welcher bekanntgegeben ward, daß dcr Herr
Erzherzog-Protektor ciueu Stistungsbetrag von 12,000 si.
Siiber-Neute der Geuvssenschast gewidmct habe. Vou dcm
Erträguisje dieser Stistuug sollc» alljährlich drei Medaillcu zu
je 30 Dukaten, uud zwar zwci au iuläudische uud eiue au
ausläudische Künstler verthcilt werdeu. Die Vcrlheiluiig dieser
Prcise ersolgt währcnd der Jahresailsstelluiig, die Zuerkenniliig
geschieht durch dic Kiinstlergciiosseuschaft, der Herr Erzhcrzog
bchält sich jcdoch die Bestätigung vor. Aus deu Aktiv-Rcstcn
!oll eiu Rcise-Sllpcudium gcschaffeu werdeu, dessen Zuerken-
niing dem Erzhcrzog - Prvtcktor obliegt. Das Stiftuugs-
kapital verbleibt iu der Berwaltuug der Wiener Künstter-
geuossenschaft und sällt nur im Falle der Auflösung derselben
au ven Stifter oder desseu Descendenten zurück. Der
Erzherzog erwartet vou dem Vorstaude dcr Wiener Äiiustlcr-
genosseiischaft die Vorlage der bezüglichen Stistuugs-Urkiinde.
M>t stürniischcu Bravorusen wurdc die Vekanutgabe dieser
Zuschrist ausgeuomincu und auf Autrag des Vorsitzeudeu
deiu Erzherzvg - Protektor eiu dreinialigcs Hoch gebracht.
Ansjerdcm wird eiue Dcputatiou dcr Küustlcrgenosscnschafl dcu
Dank dersclbeu dem Crzherzog übcrbriugcu Herr Grauich-
städteu theilt uoch mit, dast das Resilltah der am 31. Mai
geschlossenen JahresauSstcllung ciu bcsricdigendes gcwcscn,
»ldcm iuclusive der Provision von 641 fl. vom Bitdcrvcrkaufe
eiu Betrag vou 5912 fl. eingeuommen wurde. Die Aukäufe
bclicfeu sich auf die Suiiime von 20,000 fl.

vknnischtr Nlkchnchtrii.

Archäologischc Gesellschaft in Vcrlin. Ju der Sitzuug
bom 5. L!ai sprach Herr Prosessor Wilmanuö über seiue im
Auflrage der Akadcmie der Wissenschasteu im tetzten Wiutcr
aiiSgcsuhrte Reise durch die Regcutschaft Tunis. Die Resul-
kate, über die er eine kurze llebcrsicht gab, sind schr besrie
digend gewesen: außer deu bereits bekauuten Jnschriften, die

cr zuiu größeru Thcil wicdcrgesundeu, beläuft sich die Zahl
der ncueii aus etwa 900 latciuische, 140 phöuicischc und cinige
numidische uud berberische: uuter ihiicn eine biliugue phöuicisch
lateiuische, eiue audere phöuicisch-berbcrischc. Uuter dcn latcö
nischeu uehmcu das Hauptintercssc cin römisches Seuatuscou
siiltum, einige größcre Ehreubaseu uud Steiue iu Anspruch,
auf deucn wir eiue Reihe autiker Städteuameil zum erstcu
Male fiuden. Zum Schluß sprach dcr Reiscnde übcr eiue
von ihm gefundeiie christliche Basilika mit einer großen Anzahl
christlichcr Juschriftcn. — Hcrr v. Sallct besprach die Nach
ahmuugcn von Miinzthpen im gricchischcu Alterthum. Die
Pallasköpfe der Müuzen vou Heraklca in Uutcritalieu werdcn
iu Pharsalus und iu Cilicien nachgeahmt, dic Typcn vou
Posidouia uud Gela iu Sicilicu von dcr kleinasiatischeu
Küsteuplägliug (Goldstatereu), die Dekadrachmeu von Syrakus-
wurden viclfach kopirt, so in Pauormus (phöuicisch-sicilische M.),
iu Syracus zu Agathokles Zeit, in Locri (Opus), Phcueos .'c.
Arkadische Müuzeu (Stymphalos) werden genau in Chersoiiue-
sus, iu Kreta uachgebildet u. s. w. Ju späterer Zcit ahmt
mau aus praktischeii und Handelsrücksichteu fremde Geprägc
häufig uach, so die Diadocheu, die Typeu Alexaudcr's. —
Äopieu vorhaudener Kuiistwcrke, Statucu u. dgl. dürftcu sich
bei ailtonomcii Aiünzen kaum fiudcn; erst iu später Zeit, aus
deu Müuzeu der Kaiser, trcffeu wir geuaue Kopien bcrühmter
Kunstwerke, so bekauntlich deu Zeus des Phidias auf Münzeu
von Elis, uuter Hadrian geprägt. — Hcrr E iigelman u legte
die Zeichuuiigeii einiger Vaseiifragmente auS Athen vor, vou
deucu das ciue ciner pauathenäischen Preisvase auzugchörc»
schien; sämmtlich zeigcu sic ganze Figureu oder Gruppeu aus
Pfeileru oder Säulen, und eS ist uicht iluwahrschciiilich, daß
damit Nachbilduligeu vou Statuen oder Gruppeu, die iu Atheu
aufgestellt wareu, uns erhalten sind. Weiter zeigte er dcu
Abdruck ciues Reliefs aus Atheu, welchcs wohl christlich ist
und die Opserung Jsaaks darstcllt. — Herr Schöue machtc
Mittheiluugen aus dem eiugegaugcnell Bcricht über die Schluß-
sitzuug deS römischen JnstitutS vom 24. April d. I. Hcrvor-
zuheben ist der vou Or. Klügmaun besprochene Fuud eiues
Fragmeutes vou eiuer gkachbilduug des Schildcs der Atheue
Parlhcuos des Phidias, sowie aub cinem Vortrag dcs Prof.
Henzen iiber die römischeu vigilss, die ciuleuchtcnde Erkläruug
cines bishcr uiiverstäudlichcu, in dcu ciugeritzten Juschristeu
eincs Wachlokals bei S. Crisogouo vielfach wicdcrkehrcuden
Ausdrncks: sobaoiaria kaoit und Achnlichcs, wouach dersclbe
sich auf die Sorge für die uächtlichc Beleuchtuug des Wacht-
jokales rc. bezicht. Derselbe kam uochmals auf das iu der
vorigcn Sitzuug bcreits vorgelcgte Werk vou A. Conze in
Wicii zurück: Griechische Götter und Herocugestaltcu, I.Abthei-
luug, Wicn 1874 uud wies auf die belehrcude Uebersicht hin,
welche dasselbe übcr dic Eutwickeluug der hauptsächlichsten Ge-
staltcu dcr griechischeu Kunst aus deu der Aiisbildung eiuer
eigentlichen bildenden Kuust voraufgeheuden mythologisch-
poctischen Vcrstelliingen der Griechen durch die srühesteu Ver
suche iu küustlerischen Leistungen hindürch zu deu Jdealbil-
dungen dcr großen Meister und ihrer Epigonen bietet. Dcr-
selbe lcgte auch die Abhandlung von Fr. Schlie: „Zu deu
Kyprien" vor, welchc den ersteu Theil bildet einer Arbeit
über die Bedeutung der antikeu Kunstdenkmäler für die alt-
griechischen Epopöen. Nachdem svdann Professor Dr. Matz
zum Mitgliede der Gesellschast aufgenommen worden war,
theilte zum Schluß Hr. Schubring uoch mit, daß Cavallari
durch seiue emsigeu Forschuugeu iu Selinuut wiedcr cineu
kleinen Tempel entdcckt hat, von dcm jetzt die SLnlen nnd
Anten des Pronaos, sowic ein Altar blosgelegt sind, und
Hofsnuug vorhandeu ist, daß auch der Pcriptcros gcfundeu
werdcn wird. (Voss. Ztg.)

^ Ein ncues Bild von Franz Adam. Es mögen etwa
zwei Jahre sciu, als im Müuchcner Kuiistverciu cine Stizzc
von Frau; Adam ausgestellt war, wclche iu tühnen Piuscl-
strichen den Angrifs einer sranzösischen Reiterdivision aus cine
deutsche Jnfanterie-Abthciluug und dcsseu Zuiückweisnng zum
Gegeustande hatte. Nuu hat der berühmte Künstler das ko-
lossale Bild, dessen Entwurs er uus damals vorführte, mit
einer Meisterschast ohne Glciche» ,voUcudet, welche mich dazu
drängt, dicses Werk für das bedeuteudste vou alleu, welchc
den großen Rayenkamps zum Ausgangspuukte nehmen, zu er-
klären. Der Vorgang, deu der Künstler darstellte, ist solgen-
der: Währcnd dcr Schlacht von Sedau arbeitete eiue große
 
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