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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Die unentdeckten Fresken des Benediktinerinnenklosters in Campo Marzo in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0327

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IX. JahrWii,.

ÜcUragc

!>»d anvr.C. V.LtttzUW
(laikll, Theresiamung.

2ö)vd.clndieVerlliasI>.
(Lklpzig, Königsftr. S)
zn richten.

24. 2»li.

Nr. 4l-

Iilscratc

L 21/2 Sgr. für dle drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
nnd Kunsthandlnng an-
genommen.

1874.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blnit, iede Woche !>m Freitag erscheinend, erhallen d>- Abonnenien ver „Zcitschrift für bildende Kunst" xrntl«; sür sich allein beioaen
kostet dcr Jahrgang s Lhlr. sowohl im Buchhandel wie auch b-i den d-ntsch-n und österreichischen Postanstalten.

Jnhalti Die neuentdeckten Frcsken des B-nediktin-rinn-nklosters in Campo Marzo zn Rom. — Die 23. Ansftelluna der
Hamburg. 2. Artikcl. — Nekrolog: F. Dietler. — P-rinanenl- Ausstellung in Mnnchen. — Jahresversanunlunq
und Jngcnienrvereins; Fritz Dinger. — Neuigkeiten des Buch- und Kunfthandels. — Zeitschristen. — Jnseraic.

Norddeutschen Kunstvereine in
des niitlelrheinischen Architekten-

Die nenentdeckten Fresken des 6enediktine-
rinnenklasters in Camps Marzo ;n Uom.

Durch itcilicuische wie deutschc Zeituugeu lief vor
Wochen die Beschreibung ciues Freskeufundcs im neucr-
dings ciufgehobenen Nounenkloster in Campo Marzo zu
Nom; doch war eine Besprechuug dcs kuusthistorischen
Werthes derselbeu unsererseits uicht eher möglich, wcil
damals die Wegnahmc der stark aufgetrageucu Uebcr-
tiiuchung crst in Angriff genommen war.

S. Maria in Campo Marzo ist cine Kirche, die,
wie Gregorovius in seiuer Geschichte der Stadt Rom
(III, 34) angiebt, zur Zeit Karls des Großen bereits
existirte, uud der ältere Theil der neuentdeckten Fresken
dürfte zur Bestätigung dicser Behauptung bcitrageu.
Doch ist hicr nicht von der gcgenwärtig uuter diesem
Namen frequentirten Kirche die Rcde, einer Neugrün-
dung aus dem Ende des sechszehnten Jahrhuuberts,
sondern von dcm an den Klosterhof anstoßcnden kapellen-
artigen Gebäude, dessen Jnncres in den letzten Zeiten
nichtkirchlicher Verwendung gedient hat. Es licgt indessen
die ursprüngliche Bestimmung desselben anßcr allcm
Zwcifel, nnd cs hätte zur Konstatirung derselben nicht
erst dcs in sencn Berichten hervorgehobencn Scharfsinnes
der königlichen Kommissäre bedurft, wclche das aufgc-
hobene Klostcr daraufhin zn untcrsnchen hatten, ob sich
daselbst Monumcnte kunsthistorischcn Werthes vorfändcn.
Denn die betreffcnde Kirche von bcilanfig 56 Meter
Länge und 15 Metcr 30 Cmtr. Breite im Jnncnraum
charaktcrisirt sich als solche nicht nnr durch die Erwei-
terung der Hinterwand zu ciner Absis, sondcrn auch
durch den Anban eines hohcn, im romanischen Stil

erbauten-Glockenthurmes. Zum Ueberfluß trägt auch
noch das dcm Klosterhofe zugekehrte Portal eine
lateinische Jnschrift, welche die letzten Zweifel be-
seitigt. Jhr Wortlaut ist folgender: „Diese vom
Kloster umschlossene Kirche, welche ursprünglich dem
öffentlichen Kultns offen stand nnd vom Altcr bau-
fallig geworden war, wurde nach Erneuerung der
Altäre wiederhergestellt und geschmückt im Iuli des
Jahres 1711 von der Aebtissin D. Lavinia Gottifredi."
Daffelbe Jahr und denselben Namen trägt eine zweite
Jnschrift des Klosterhofes, und so haben wir denn hierin
für die Verunzierung der Kirche mit architektonischer
Rococo-Ornamentik, mit welcher ihre Jnnen- und Außen-
wände ausgestattet sind, einen historischen Anhalt. Das
Jnnere der Kirche trägt eine nene gelbe Tünche, die erst
kurz vor Aufhebung des Klosters aufgetragen sein muß,
aber die Barbarei gegen dic darunter liegenden Fresken
ist, nach der Stärke der aufgetragenen Tünche zu nr-
theilen, schon älteren Datums. Die citirte Jnschrift
ver Aebtissin Gottifredi giebt uns ein Recht, den Ruhm
ihrer Restaurationsthätigkeit in die Beschuldigung der
vielleicht ersten barbarischen Behandlnng der Kunstschätze
dcs Klosters nmzukehren. Die nrsprünglich halbkreis-
förmige Absis wurde wohl auch zn ihrer Zeit von nicd-
rigen Strebestützen so durchbrochen, daß dadurch ein
Theil der dieselben schmückenden Fresken unwiederbring-
lich verloren ging.

Was nun den allerdings noch nicht vollständig
blosgelegtcn bildlichen Schmnck der Kirchc anlangt, so
kann nicht geleugnet werdcn, daß derselbe weniger von
ästhetischdm als von kunsthistorischem Werthe ist. Der-
sclbc geht kcineswegs auf eine und dieselbe Periove zurück,
 
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