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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Düsseldorfer Kunstausstellung
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Korrespondenz Boston
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0345

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685

Korrespondenz.

686

Die Landschaft biotet uns manche crfreulichc Gabe.
Bon italicnischcn Mvliven fcsselte Krieger's „Poni-
pcji" und Flauim's „Billa Aldobrandini" unsere
Aufnicrksamkcit, währcnd der „Gols von Ncapcl" von
Albert Ar nz ctwas zu giftig in dcr Farbe erscheint.
„Das dcutschc Klcefeld" dessclbcn Künstlcrs dünkt uns
cntschicdcn gclnngcncr. Noberk Mcyerheini zeigt in
scincr „Dcntschen Landschaft" ein schr bedeutcndes Ta-
lent, nnd C. Zrmcr bcwährt in zwci trcfflichen Bil-
dern seincn alten Nnf. Dassclbc gilt auch von
C- Fahrbach und I. Wilroidcr, sowie besonders
von L. Jacobsen mit seinem ansgezeichnclcn Wintcr-
bilde. Unter dcn Skandinaviern begegncn wir überhaupt
viclcn schr tüchtigen Landschaflcrn, wclchc dic malcrischen
Molive ihrer Hcimat mit Glück zur Darstellung ge-
bracht habcn. Unter dcn Schwcizerlandschaftcn hebcn
wir dic Ansichten von den Ufern dcs VierwaldftLdtcr
Sccs von Schönfeld und Pohle hcrvor, dencn sich
noch vicle Andcre würdig zugesellen. A. Schulten,
ciner der ältcstcn Düsseldorfer Meister, hat dcn „Wallen-
städtcr See" gcinalt, doch ziehcn wir sein „Dcutsches
Waldbild" vor. Vvn dcn jüngcren Künstlern machl
Adolf Schwcitzcr unscre Aufmcrksamkcit durch cin
Harzbilv uud zwci Hcrbstlandschasten rege, die von ciner
sclbständigcn Auffassung dcr Natur und frischer Bega-
bnug Zeugniß ablegcn, wie wir dcnn überhaupt auf
mehrcrc ncue Erscheinungcn stoßcn, die unscre Beachtung
verdiencn.

Unter den Thierstückcn läßt uns die große Schaf-
heerde von Rciner Dahlen den allzu frühen Tod ihres
Autors wicder schmcrzlich empfinden. A. Leu junior
zeigt in seinen Kühcn die Einwirknng der Schule von
Kollcr, in der cr seine Slndien gcmacht, und die beiden
Deikcr sind wieder als Zagdmaler mit Ehrcn zu
nennen.

Jm Architekturbild sind sehr verdienstlichc Sachcn
vorhanden von V. St. Lerche, C- Seibels,
Wcißer, Stegmann, Duboisu. A., und auch
das Stilllcbcn hat cine äußcrst zahlreiche und gute Ver-
tretnng gcfunden. So fehlt denn nur das Porträt,
wclches durch keinc cinzigc Erschcinnng repräscntirt wird,
da dic kleinen Studienkvpfe von Schick, Scheuren-
bcrg und van derBeck selbst nicht als Bildnisse
gelten wollen.

Dic graphischcn Künstc bringen uns Stcifcn-
sand's rühmlichst bekannten Slich von Panl Veronesc's
„Anbetung der h. drei Könige" und cinen lobenswerthen
Knpferstich von Zoscf 'Kohlschcin nach Zttenbach's
„Madonna", dem wir dic schönc Zcichnung dcssclbcn
jungen Künstlers nach Lauenstcin's „Chriftus am
Krcuze" hinzufügen, weil dicsclbe für ten Stich ange-
fertigt ist.

Von dcn plastischcn Kunstwcrkcn sinv uns die

! Marmor-Rcliefs „Madonna mit dcm Kindc" nnd „Me-
daillonporträt des Fürsten Bismarck" von H. Gcißlcr
bercits früher vortheilhaft bekannt gewordcn. Ebenso
das rcizende schlafende Kind von Carl Müllcr, dcm
wir die beabsichtigtc Aiisführnng in Marmor baldigst
wünschen. Ein Studicnkopf desselben Künstlcrs, sowie
^ das Medaillonporträt des Papstes Pius IX. von Leo
Müsch sind cbcnfalls recht verdienstlich. Besondcrs
abcr fesselt unö die hübsche Gruppe „Mütterliche Pflcge"

' von Georg Neumann durch dcn innigen Ausdruck
dcr Köpsc, die wohlverstandene Bchandlung der Ge-
wandung und die hvchst gcschickie Aussührung in hohcm
Grade. Ncumann und Müsch sind noch Schüler
ves Profcssors Wittig, bei dem anch Carl Müller
scine Ausbildung cmpfangen hat.

kontspoitdrilj.

Boston, im Juni 1874.

Boston hatte vor Kurzem zwei Ausstellungen auf-
zuweisen, welche die allgemeine Bcachtung in hohem
Maße verdienten und erhielten: die zweite Jahresaus-
slellung der Zeichnungen der Schüler und Schülerinnen
in den öffentlichen Schulen und die erste Ausstellung
der Arbeiten der Schüler und Schülerinnen der vom
Staate Massachusetts erhaltenen Normal-Kunstschule.
Wie ich schon früher mittheilte, ist seit einiger Zeit der
Zcichenunterricht in sämmtlichen öffentlichen Schulen
des Slaates obligatorisch, und alle Städte von
10,006 oder mehr Einwohnern sind außerdem gehalteki,
Abendzeichenschulen für Erwachscne einzurichtcn. Diese
Maßregel ziclt vor der Hand, und schr zweckmäßiger
Weise, hauptsächlich auf die knnstgewerbliche Ausbildung
der heranwachscnden Generation, nnd so waren dcnn
auch die bcidcn Ausstellungcn bcsonders stark im Orna-
mentzeichnen und in der praktischcn Verwerthung des
Ornamenls, ohne dabci jedoch die nöthigcn Grnndlagen
in anderen Zweigen zu vernachlässigen.

Ucberraschend war auf dcn ersten Anblick in der
Ausstellnng der össentlichen Schulen das emincnte Talent
zum Zeichncn dic Sicherheit der Hand in den Arbcitcn
von 8 bis 9 jährigen Kindern, der Schwung und das
VerstLnrniß in sclbftkomponirten Ornamenten, welche
auf allen Scitcn zu sehen waren. Und wenn sich diescr
Eindruck auch clwas abschwächte, nachdcm man bcdacht
hailc, vaß allervings nur die b e st en Arbeiten zur Au«-
stellung ausgewählt wordtn warcn, so blieb, bei der
grcßen Rcichhalligkeit, dcnnoch die Ueberzeugung zurück,
baß es plastisches Material genug hier giebt, welches
sich in der Hand tüchtiger Lehrer und bei gründlicher
Ausbildung gar leicht künstlerisch formen lassen muß.
Daß tas Znlcrcsse am Zcichncn bei den Kindcrn sclbst
 
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