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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Die Dresdener Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0408

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Die Dresdener Kunstausstellung.

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lungcne Arbeiten von Schülern der Profcssoren Grosse
nnd Hübner hierher.

Dic meisten Figurenbilder haben ihre Stoffe ans
dem hcutigcn Volksleben geschöpft und zeigen diese
zuwcilen in rccht ansprechender Weise verarbeitet. Von
malerischem Reize und guter Laune sind die Arbeiten
von P. Baumgarten, L. Naumann, W. Rögge,
A. Schmidt und W. Pfeiffer in München. Einen
crnsteren Ton schlagen theilweise die Düsseldorfer Gcnrc-
bilder an, wie die von B. Nordcnberg und den
Damen Auguste Ludwig und Ernestine Fried-
richsen. Auch Fr. Friedländer in Wien bietet in
seinem „Stelldichein" ein ansprechendes Bildchen. Von
Wiener Künstlern ist noch R. Ribarz mil seincm
„Fischmarkt in Chioggia" nnd Franz Ruben hervor-
zuheben, dessen Bild „IinlulAöntin plsunrin" dcr hie-
sige Kunstverein crworben hat. Der pikante Thpus
taprcsischcr Frauen ist in eincr fein durchgcführten Arbeit
von Edward Hübner in Rom lebendig erfaßt, wäh-
rend in dem Bilde von Otto Günthcr in Weimar,
betitelt, „Gute Nachbarschaft" ein drolliger Einfall
wirkungsvoll in Secne gesetzt ist. Unserc einheimische
Kunst ist auf dicsem Gebiete durch Arbeiten von
E. Oehme, M. Rietscher, B. Mühlig und F.
Strecker gut vcrtretcn. Auch eine Reihe reizender
Federzeichnungen von dem trefflichen Schilderer des
Kinderlebens O. Pletsch ist vorhanden. Letzterer ist
gegenwärtig dem Dresdener Künstlerkreise beizuzählen,
indem er seit längerer Zeit seine Wcrkstätte auf cinemWein-
berge der nahen Niederlößnitz aufgeschlagen hat. Hübsche
Genrcfiguren nnd Studienköpfe von I. Fux in Wien,
von D. Simonson und L. Kriebel führen uns zn
den Porträts, die sehr zahlreich, dabei aber auch in
sehr nngleichem Werthe sich eingefunden haben. Als
eine der besten Leistungen ist däs schön behandelte
Bildniß eines Predigers von Prof. Grosse hervor-
zuheben.

Anck das Gebiet der Thiermalerei findet in Dres-
dener Künstlcrn tüchtigc Bcrtreter, wie in E. Oehme,
der eine lebendig anfgefaßte, groß behandellc Dar-
stellung einer Bärcnjagd giebt, in G. Hammer, dem
bekannten fcinen Beobachter der Thiere dLs Waldes,
wie ferner in S. Dahl, A. Thiele, H. Panse,
W. Wegener; nnter vcn Thicrstücken von auswärts
zeichnen sich die von I. H. B. de Haas und Frau
Henriette Ronne r in Brüssel, wie die von Frau Clara
v. Wille in Burg Roisdorf aus. Zn den sonnigen
Bildern von Ch. Mali in Münchcn ist, wie immer,
das Thierleben schön mit dem breiten landschaftlichen
Hintergrunde verschmolzen.

Was die Landschaftsmalerei anf der Ausstellnng
betrifst, so zeigt dieses Gebiet die ausgebildetste Technik
und nicht sellen eine frappante Naturwahrheit; aber

auch an cincr tieferen poctischcn Wirknng fehlt cs nicht
ganz. Die hervorragendste Arbeit lieferte B. Fiedler
in Triest, wohl gcgcnwärtig der beste deutsche Land-
schafter dcs Orients. Das Motiv zu einem charakter-
vollen Wüstenbilde gaben ihm diesmal die Granitbrüche
der alten Acghpter bei Assnan. Ferner sind die Land-
schaften von R. Schietzold, Th. Kotsch, I. Lange
in München, W. Klein, A. Flamm, R. Keßler,
C- Ludwig, R. Schnltze, A. Normann in
Düsseldorf, A. Obcrmüllncr, L. Munsch in Wien,
Prof. Hnmmel in Weimar, C. W. Müller,
A. Thomas, O. v. Kamecke, F. Prcller, W.
Ran und E. Leonhardi in Dresden hervorzuhebcn.
Letztercn Bildern ist noch eine Folge trefflich gezeichneter
Studien von Prof. F. Gurlitt anzureihen, der eben-
falls jetzt in Dresden lebt.

Die Architekturmalerei sodann hat dnrch Arbeiten
von Th. Choulant in Dresdcn und F. Eibner,
L. Mecklenbnrg und C- Hoff in Münchcn Ver-
tretnng gefnnden. Lctztercr giebt ein intcressantes Än-
terieur aus dem Schlosse zu Schleißheim mit passendcr
Staffage. Ebenso fehlt es der Ausstellung nicht an
dcn zicrlichen Klcinigkciten der Blumen- und Frucht-
stücke, wie Stillleben. Ein Bild mit den Geräthcn,
insbesondere Rauchreguisiten eines orientalischcn Zim-
mers, von Max Schödl in Wien, giebt mit großer
Trene und Sauberkeit die Objekte wieder.

Auch dic vervielfältigende Tcchnik hat sich mit
verschiedenen, mehr oder weniger gelungencn Blättern
eingefunden. Darunter sind Knpferstiche von I. Bur -
ger, I. Kracker nnd I. L- Raab in München-
Erfrenlich auf diesem Gebietc ist die Wahrnehmnng, daß
sich auch die Dresdener Künstler wicder mehr der Radir-
nadel zuwenden. Einen Ämpuls dazn gab der säch-
/sische Kunstverein, welchcr seit zwei Jahren als Vereins-
geschenke Hefte nnt Radirungen ausgiebt. An dem
letztcn Hefte arbeitcten Th. Langer, Prof. B ü r ck ner,
L. Frickdrich nnd R. Petsch.

Wic bei dcr Blüthe unscrer einheimischcn Bild-
haucrschnle nicht anderS zu erwarten, bietet sckließlich
auch die Plastik einige vortreffliche Werke. Än erster
Reihe sind zwci schön durchgcführte Arbeiten des Prof.
Schilling zu nennen: die Büstcn des Konigs und
dcr Königin von Sachsen; Arbciten, in denen sich cinc
monnmcntale Auffassung von großcm Adel mit frischcstcr
LebcnSwahrhcit verbindet. Ebcnso fesselt das Bildniß
des verstorbenen Königs Johann von A. Donndorf
die Theilnahme des Publikums. Ein von demsclben
Künstler trefflich ausgeführtes Medaillonbildniß Äulius
Schnorr's v. Carolsfeld ist bestimmt, in Bronze gegosscn,
am Gebäudc der kgl. Kunstakädemie angebracht zn werden.
G. Kietz, E. Semper und Th. Kirchhoff ferner
geben in Büstenform die Portrüts versckiedener Kunst-
 
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