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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (April-September)

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Nr. 38
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[Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.36987#0202

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710

Ausheilungen

ein kümmerliches Dafein. Es mußte erh
junges Blut kommen, das auffrifchend
wirkte. Von den jetzt hier wirkenden
Malern und Graphikern lind wohl Erich
F. Dietrich, ein Orlikfchüler, der erh kurze
Zeit hier anfäffig ih und als künhlerifcher
Beirat am Schaufpielhaufe arbeitete, ferner
M. G revenich, H. Keuth, und Richard
Wenzel die Künhler, die Anfpruch auf
höhere Wertung geltend machen dürfen.
Seit 1920 ilt der Verein für Volksbildungs-
pflege, der den verkalkten Kunhverein ab-
lohe, unter fachkundiger, junger Führung
beftrebt, das Ausftellungswefen in jeder
Beziehung zu beleben. Zwei Räume des
Saarmufeums wurden feitens der Stadt dem
Verein zur Verfügung gehellt. Bis jetzt
find vier Ausheilungen, die nicht nur
lokales InterelTe haben, arrangiert worden.
Die erfte brachte Arbeiten hiefiger Künft-
ler. Dietrich war vertreten durch Gra-
phik, Bühnenbildentwürfe und einige Ge-
mälde. Orlik'fcher Einfluß ilt bei D. teil-
weife noch unverkennbar. Am fortge-
fchrittenlten wirken feine Gemälde, denen ein
hark asketifcher Zug und eine entfchloflene
männliche Hand eigen find. Grevenich
fchwelgt in kräftigen Rhythmen. Er mag
Heckendorf gefehen haben, ohne jedoch in
bloße Nachahmung zu verfallen. Seine
delikaten Aquarelle, zart in der Farben-
gebung, erfreuten befonders. Die Keuth'-
fche Graphik geht ganz auf in der Liebe
zum Detail. Seine Tufch- und Kohle-
zeichnungen find höher zu bewerten. —
Die zweite Ausheilung brachte eine Kol-
lektivfchau Erich F, D i e t r i ch 'fcher Werke,
die dritte Arbeiten einiger Frankfurter
Künhler: Gotfried Diehl, Emil und
Anny Betzier, die auf den Bahnen der
Jüngften wandeln. — In der vierten Aus-
heilung wurden nach Mannheimer Muher
Kinderzeichnungen gezeigt, die nicht
nur für den Pädagogen von InterelTe find.
Diefe Fülle von reiner Ausdruckskraft ih
erhaunlich. Unfer Zeichenunterricht follte
fich getroh nach jener Methode richten,
die dem Kinde freie Hand läßt.
Im Herbh wird man daran gehen, die
namhaftehen deutfchen auswärtigen Künft-
ler in Einzelaushellungen vorzuführen.
Auch darüber wird kurz zu berichten fein.
Hermann Ginzef

Weimar. DasMufeum am Karls-
platz macht mit den Gemälden von Paul
und Johanna Metzeroth bekannt, ohne
daß man ihm für die Bekanntfchah Dank
wüßte. Es ih nicht recht einzufehen,
warum man diefen fchwachen Malereien,
trübenVerdünnungenBöcklin'fchen,Thoma-
fchen und andern Geihes, juh an einem Ort
begegnen muß, der ihnen ein Anfehen gibt,
das ihnen in keiner Richtung zukommt.
Eine kleine Ausheilung im Nebenraum
— Radierungen und Handzeichnungen
Rembrandt's — macht, wenn man über
die Diskrepanz hinwegkommt, alles wie-
der gut.
Von Franz Heckendot f, Berlin, find
im Graph. KabinettBrunoWollbrück
Aquarelle, Pahelle und farbige Lithogra-
graphien zu fehen, Zeugniffe einer modifchen
Begabung, die ihre Oberflächlichkeit manch-
mal gefchickt zu verfchleiern verfteht,- nicht
immer reizlofe, niemals aber erregende Ar-
beiten eines gut bürgerlich und akademifch
gewordenen Schlagwort-Epreffionismus.
* b.a.
Wien. Die zweite Gobelin-Aus-
heilung im Belvedere. Der große Er-
folg der vorjährigen Ausheilung hat das
LInterrichtsminiherium bewogen, auch in
diefem Jahre einen Teil der Schätze der
Wiener Gobelin-Sammlung öffentlich zu-
gänglich zu machen. Der architektonifche
Rahmen ih der gleiche wie im Vorjahre,-
gleich ih auch das Arbeitskomitee und
die Aushattung des gut illuhrierten Ka-
taloges, den wiederum Dr. Ludwig Bal-
dass beigeheuert hat. Dagegen ih der
Inhalt der Ausheilung fah völlig neu,- mit
Ausnahme einzelner prominenter Stücke
— wie des Thronfeflels von 1561, der
beiden kleinen Taufen Chrihi Rogierfchen
Stils und der Trionft Petrarca's, deren
vollhändige Serie diesmal gezeigt wird —
find alle Stücke durch andere aus dem
reichen Vorrat erfetzt worden. Abermals
ruht ein Hauptgewicht der Darbietung auf
der Brüfleler Bildwirkerei des 16. Jahr-
hunderts, hier find den fchon im vorigen
Jahre vertretenen Serien Stücke aus einer
Folge mit den Taten des Joäo de Caftro
und eine Tapifferie aus Kaifer Karls V.
Zug gegen Tunis zugefeilt worden, letztere
 
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