ALPHONS MARIA MUCHA
P------'-----——-----HT
THLÄTRL DL LA
RENAISSANCE
JSLL£5Mp120 15. por~
Entwurf zu dem Plakat Lorenzaccio für Sarali Bernhardt
Von ALPHONS MUCHA.
ersinnt, sein Stift und sein Pinsel sind immer geist-
reich; man sehe doch nur das Bild, wie die Muse
dem Pegasus aus seinem Flügel eine Feder raubt und,
damit winkend, den Mitarbeitern des Blattes ein Zeichen
giebt, ihr es nachzuthun. Zahlreiche Studien nach
der Natur geben Zeugnis dafür, wie ernst es Mucha
mit seiner Kunst nimmt.»
Zu den Hauptwerken Mucha's zählt das in
der Buchhandlung der «Edition d'Art» des Herrn
Piazza in Paris herausgekommene Bändchen: <Ilsec,
Princesse de Tripoli», ein köstliches Werkchen, in
welchem Mucha für die Erzählung von Robert de
Flers die reizvollsten Abbildungen figürlichen und
ornamentalen Charakters lieferte. Unser österreich-
ischer Beurteiler sagt hierüber mit Recht: < Eine an
fesselnden Einfällen unerschöpfliche Phantasie, eine
Virtuosität in der Veranschaulichung derselben, ein
Sinn für Wohllaut der Linien und Farben kommt da
zu Tage, welche es ganz begreiflich erscheinen lassen,
dass das Werk, kaum in Paris erschienen, auch schon
vergriffen war. Originell und sinnvoll sind auch die
ornamentalen Umrahmungen und Leisten; Mucha be-
nützt da alles, was die Natur an eigenartigen Er-
scheinungen bietet: Käfer, Schmetterlinge, Blätter, ja
totes, gefedertes Geflügel — das sieht sich, aus einiger
Entfernung betrachtet, wie stilisiert an, erscheint aber,
wenn man näher tritt, ganz naturalistisch, zierlich
und geschmackvoll im einzelnen und von höchster
Feinfühligkeit in der Bindung und im Zusammen-
fassen des Details. Mucha ist in allem und jedem
ein Bahnbrecher auf dem Kunstgebiete, der sich willig
dem Gewerbe zu Diensten stellt, ohne dadurch an
seinem Werte etwas zu verlieren oder von seiner Vor-
nehmheit etwas aufzugeben.» Mit dieser interessanten
Arbeit befindet sich Mucha in den ersten Reihen der
französischen Buchillustratoren; die «Princesse de Tri-
poli» tritt neben die «Quatre Fils Aymon» des köst-
lichen Eugene Grasset und neben «das Evangelium
der Kindheit unseres Herrn» von Carlos Schwabe.
Es ist nicht die einzige Buchillustration des Künstlers
geblieben. Die Abbildungen zu den «Scenes et
Episodes de l'Histoire d'Allemagne» von Charles
Seignobos, und die Bilder zu den halb ritterlichen,
halb orientalischen Abenteuern des Troubadours Jaufre
Rudel verdienen daneben die besondere Beachtung.
Ein interessantes Werk des Künstlers aus dem
Jahre 1898 ist seine Zeichnung für das Titelblatt der
Wiener Zeitschrift «Wiener Chic», eine lebhaft bewegte
sitzende Frauengestalt, mit allem dem Beiwerk, welches
die Mucha'sche Kunst zu einer so dekorativen macht.
Grösser in der Auffassung als diese mehr genrehafte
Komposition ist das gleichfalls 1898 entstandene Titel-
blatt: «Au Quartier Latin», mit einer Hauptfigur, die
in eigenartiger Auffassung eine allegorische Verkör-
perung der Stadt Paris darstellt. Zu den schönsten
seiner Zeichnungen gehören zwei Blätter, die der
Künstler für das Werk «L'Estampe Moderne» schuf.
Das eine «Incantation», giebt eine der schönsten Scenen
aus Gustave Flauberts farbenglühendem Roman Sa-
lammbö wieder; das andere stellt die Salome dar.
Wir geben das letztere Blatt in Abbildung S. 12 wieder.
P------'-----——-----HT
THLÄTRL DL LA
RENAISSANCE
JSLL£5Mp120 15. por~
Entwurf zu dem Plakat Lorenzaccio für Sarali Bernhardt
Von ALPHONS MUCHA.
ersinnt, sein Stift und sein Pinsel sind immer geist-
reich; man sehe doch nur das Bild, wie die Muse
dem Pegasus aus seinem Flügel eine Feder raubt und,
damit winkend, den Mitarbeitern des Blattes ein Zeichen
giebt, ihr es nachzuthun. Zahlreiche Studien nach
der Natur geben Zeugnis dafür, wie ernst es Mucha
mit seiner Kunst nimmt.»
Zu den Hauptwerken Mucha's zählt das in
der Buchhandlung der «Edition d'Art» des Herrn
Piazza in Paris herausgekommene Bändchen: <Ilsec,
Princesse de Tripoli», ein köstliches Werkchen, in
welchem Mucha für die Erzählung von Robert de
Flers die reizvollsten Abbildungen figürlichen und
ornamentalen Charakters lieferte. Unser österreich-
ischer Beurteiler sagt hierüber mit Recht: < Eine an
fesselnden Einfällen unerschöpfliche Phantasie, eine
Virtuosität in der Veranschaulichung derselben, ein
Sinn für Wohllaut der Linien und Farben kommt da
zu Tage, welche es ganz begreiflich erscheinen lassen,
dass das Werk, kaum in Paris erschienen, auch schon
vergriffen war. Originell und sinnvoll sind auch die
ornamentalen Umrahmungen und Leisten; Mucha be-
nützt da alles, was die Natur an eigenartigen Er-
scheinungen bietet: Käfer, Schmetterlinge, Blätter, ja
totes, gefedertes Geflügel — das sieht sich, aus einiger
Entfernung betrachtet, wie stilisiert an, erscheint aber,
wenn man näher tritt, ganz naturalistisch, zierlich
und geschmackvoll im einzelnen und von höchster
Feinfühligkeit in der Bindung und im Zusammen-
fassen des Details. Mucha ist in allem und jedem
ein Bahnbrecher auf dem Kunstgebiete, der sich willig
dem Gewerbe zu Diensten stellt, ohne dadurch an
seinem Werte etwas zu verlieren oder von seiner Vor-
nehmheit etwas aufzugeben.» Mit dieser interessanten
Arbeit befindet sich Mucha in den ersten Reihen der
französischen Buchillustratoren; die «Princesse de Tri-
poli» tritt neben die «Quatre Fils Aymon» des köst-
lichen Eugene Grasset und neben «das Evangelium
der Kindheit unseres Herrn» von Carlos Schwabe.
Es ist nicht die einzige Buchillustration des Künstlers
geblieben. Die Abbildungen zu den «Scenes et
Episodes de l'Histoire d'Allemagne» von Charles
Seignobos, und die Bilder zu den halb ritterlichen,
halb orientalischen Abenteuern des Troubadours Jaufre
Rudel verdienen daneben die besondere Beachtung.
Ein interessantes Werk des Künstlers aus dem
Jahre 1898 ist seine Zeichnung für das Titelblatt der
Wiener Zeitschrift «Wiener Chic», eine lebhaft bewegte
sitzende Frauengestalt, mit allem dem Beiwerk, welches
die Mucha'sche Kunst zu einer so dekorativen macht.
Grösser in der Auffassung als diese mehr genrehafte
Komposition ist das gleichfalls 1898 entstandene Titel-
blatt: «Au Quartier Latin», mit einer Hauptfigur, die
in eigenartiger Auffassung eine allegorische Verkör-
perung der Stadt Paris darstellt. Zu den schönsten
seiner Zeichnungen gehören zwei Blätter, die der
Künstler für das Werk «L'Estampe Moderne» schuf.
Das eine «Incantation», giebt eine der schönsten Scenen
aus Gustave Flauberts farbenglühendem Roman Sa-
lammbö wieder; das andere stellt die Salome dar.
Wir geben das letztere Blatt in Abbildung S. 12 wieder.