DIE NEUEREN ERWERBUNGEN EINIGER DEUTSCHEN KUNSTGEWERBEMUSEEN
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fand, das der Überlieferung nach von Pe-
ruzzi gebaut worden ist. Wie dem auch
sei, die Holzdecke stellt in ihrer Gliede-
rung, Bemalung und diskreten Vergoldung
ein klassisches Beispiel edler Dekoration um
1520 dar. Mit den virtuosen Grotesken
auf den Füllbrettern an den Seiten, mit
dem in carta pesta aufgelegten Ornament,
mit dem Fries und den zierlich und abwechs-
lungsreich geschnitzten, großen vergoldeten
Rosetten, ist die Decke künstlerisch und tech-
nisch noch immer lehrreich, auch einem Erz-
modernen kann sie zu denken geben. Eine
notwendige Folge der Erwerbung der Decke
war die Anlage eines Raumes, in dem stil-
geschichtlich einander nahestehende Mobil ien,
Geräte, Dekorationen vereinigt werden sollten.
Daß es unmöglich ist, in die engeren Grenzen
eines Jahrzehnts, also etwa um 1520—30,
Zusammenstimmendes zu erhalten, leuchtet
von vornherein ein. Selbst in Italien hat sich,
von einigen Sakristeien, Bibliothek- oder Sit-
zungszimmern abgesehen, nirgends ein bür-
gerlicher Raum des Cinquecento erhalten,
dessen Ausstattung sich vollkommen rein
von späteren Zutaten oder Umformungen er-
halten hätte. Wir müssen schon zufrieden
sein, wenn wir ein ganzes Jahrhundert um-
spannend, Arbeiten zusammenbringen kön-
nen, die in ihrer Zusammenstellung nicht den
Eindruck eines bewohnbaren Renaissance-
zimmers machen, sondern die einfach in der
Qualität und im Stil zueinander »stehen«.
Einige Architekturteile, eineTürumrahmung,
ein flacher Kamin, ein Zimmerbrunnen, die
alle aus ein und demselben Raum einer ab-
gebrochenen Villa des 16 Jahrhunderts bei
la Petraja herrühren, werden bei dem defini-
tiven Aufbau des Raumes denselben besser
gliedern, als gegenwärtig bei der provisori-
schen Einstellung dieser Lapidarien möglich
gewesen ist. Vielleicht wird es einmal ge-
lingen, einige gute Gobelins, etwa in der
Art der Bacchiacca zu erwerben, um den Wänden einen
der prächtigen Decke entsprechenderen Schmuck zu
geben. Einstweilen dient als Wandschmuck ein per-
sischer Teppich des 16. Jahrhunders, ein in der Zeich-
nung und der Farbe herrliches Fragment.
Im Kunsthandel konnten einige Mobilien, vor allem
eine schöne geschnitzte Florentiner Truhe in Sarko-
phagform, eine einfache Kredenz, ein in den Formen
edles Lectorium und einige Rahmen erworben werden.
— Auf dem Kamin haben Platz gefunden einige Alba-
rellen und zwei Figuren, von denen ein heiliger Se-
bastian in bemalter Terrakotta, von einem abruzze-
sischen Künstler in der Art des Silvestro di Giacomo
herrührt, während als Gegenstück einstweilen ein präch-
tiger holzgeschnitzter und bemalter deutscher St. Georg
dient, eine gute tiroler Arbeit in der Richtung Pachers.
Majoliken hatte das Leipziger Museum seit den Ver-
steigerungen Zschille und Bardini in London nicht
Kunttgewerbcblatt. N. F XVIII. H. 1
GRIECHISCHE TERRAKOTTAIIOUR. HOHE IS cm
mehr gesammelt, sind sie ja auch im Kunstmarkt nur
mehr sehr selten in guten Qualitäten zu finden. Immer-
hin sind einige typische Stücke des Nicola da Urbmo
und andere aus Deruta, Gubbio und Caffagiolo be-
schafft worden.
Das bedeutendste und kostbarsle Stück wurde 1905
auf der Versteigerung von Pannwitz in München er-
worben. Es ist eine außergewöhnlich gute Arbeit
des Nicola Pellipario aus Casteldurante, der sich später,
seit 1528, Nicola da Urbino nannte. Der wirkungs-
volle Teller stellt die Opis, die Göttin der Frucht-
barkeit dar nach einem der zwanzig Stiche, die Gio-
vanni Jacopo Caraglio um 1526 nach Götterdarstel-
lungen des Giovambattista di Jacopo genannt il
Rosso geschaffen hat. Mit dem Nachweis dieser Quelle
ist annähernd die Datierung des Stückes gegeben und
der virtuose Stil der Malerei läßt nach Analogien un-
schwer erkennen, daß es eine Arbeit in Nicolas Ur-
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fand, das der Überlieferung nach von Pe-
ruzzi gebaut worden ist. Wie dem auch
sei, die Holzdecke stellt in ihrer Gliede-
rung, Bemalung und diskreten Vergoldung
ein klassisches Beispiel edler Dekoration um
1520 dar. Mit den virtuosen Grotesken
auf den Füllbrettern an den Seiten, mit
dem in carta pesta aufgelegten Ornament,
mit dem Fries und den zierlich und abwechs-
lungsreich geschnitzten, großen vergoldeten
Rosetten, ist die Decke künstlerisch und tech-
nisch noch immer lehrreich, auch einem Erz-
modernen kann sie zu denken geben. Eine
notwendige Folge der Erwerbung der Decke
war die Anlage eines Raumes, in dem stil-
geschichtlich einander nahestehende Mobil ien,
Geräte, Dekorationen vereinigt werden sollten.
Daß es unmöglich ist, in die engeren Grenzen
eines Jahrzehnts, also etwa um 1520—30,
Zusammenstimmendes zu erhalten, leuchtet
von vornherein ein. Selbst in Italien hat sich,
von einigen Sakristeien, Bibliothek- oder Sit-
zungszimmern abgesehen, nirgends ein bür-
gerlicher Raum des Cinquecento erhalten,
dessen Ausstattung sich vollkommen rein
von späteren Zutaten oder Umformungen er-
halten hätte. Wir müssen schon zufrieden
sein, wenn wir ein ganzes Jahrhundert um-
spannend, Arbeiten zusammenbringen kön-
nen, die in ihrer Zusammenstellung nicht den
Eindruck eines bewohnbaren Renaissance-
zimmers machen, sondern die einfach in der
Qualität und im Stil zueinander »stehen«.
Einige Architekturteile, eineTürumrahmung,
ein flacher Kamin, ein Zimmerbrunnen, die
alle aus ein und demselben Raum einer ab-
gebrochenen Villa des 16 Jahrhunderts bei
la Petraja herrühren, werden bei dem defini-
tiven Aufbau des Raumes denselben besser
gliedern, als gegenwärtig bei der provisori-
schen Einstellung dieser Lapidarien möglich
gewesen ist. Vielleicht wird es einmal ge-
lingen, einige gute Gobelins, etwa in der
Art der Bacchiacca zu erwerben, um den Wänden einen
der prächtigen Decke entsprechenderen Schmuck zu
geben. Einstweilen dient als Wandschmuck ein per-
sischer Teppich des 16. Jahrhunders, ein in der Zeich-
nung und der Farbe herrliches Fragment.
Im Kunsthandel konnten einige Mobilien, vor allem
eine schöne geschnitzte Florentiner Truhe in Sarko-
phagform, eine einfache Kredenz, ein in den Formen
edles Lectorium und einige Rahmen erworben werden.
— Auf dem Kamin haben Platz gefunden einige Alba-
rellen und zwei Figuren, von denen ein heiliger Se-
bastian in bemalter Terrakotta, von einem abruzze-
sischen Künstler in der Art des Silvestro di Giacomo
herrührt, während als Gegenstück einstweilen ein präch-
tiger holzgeschnitzter und bemalter deutscher St. Georg
dient, eine gute tiroler Arbeit in der Richtung Pachers.
Majoliken hatte das Leipziger Museum seit den Ver-
steigerungen Zschille und Bardini in London nicht
Kunttgewerbcblatt. N. F XVIII. H. 1
GRIECHISCHE TERRAKOTTAIIOUR. HOHE IS cm
mehr gesammelt, sind sie ja auch im Kunstmarkt nur
mehr sehr selten in guten Qualitäten zu finden. Immer-
hin sind einige typische Stücke des Nicola da Urbmo
und andere aus Deruta, Gubbio und Caffagiolo be-
schafft worden.
Das bedeutendste und kostbarsle Stück wurde 1905
auf der Versteigerung von Pannwitz in München er-
worben. Es ist eine außergewöhnlich gute Arbeit
des Nicola Pellipario aus Casteldurante, der sich später,
seit 1528, Nicola da Urbino nannte. Der wirkungs-
volle Teller stellt die Opis, die Göttin der Frucht-
barkeit dar nach einem der zwanzig Stiche, die Gio-
vanni Jacopo Caraglio um 1526 nach Götterdarstel-
lungen des Giovambattista di Jacopo genannt il
Rosso geschaffen hat. Mit dem Nachweis dieser Quelle
ist annähernd die Datierung des Stückes gegeben und
der virtuose Stil der Malerei läßt nach Analogien un-
schwer erkennen, daß es eine Arbeit in Nicolas Ur-