VOM HEUTIGEN KUNSTHANDWERK IN SCHLESIEN
151
Breslau stattfindet, unter einer nicht kleinen Zahl von
Bewerbern den ersten Preis holte.
Natürlich nehmen auch die Schüler Professor
Poelzigs mit großem Nutzen teil an der Durchführung
von mancherlei Aufträgen meist baukünstlerischer Art
oder aus dem Gebiete der Wohnungseinrichtung,
die den Lehrer selbst in durchaus
notwendiger, steter Fühlung mit
seiner doch in erster Linie prak-
tischen Kunst frisch und schaffens-
kräftig erhalten. Eine für diesen
Herbst geplante Ausstellung der
Schule in Berlin wird das in großem
Umfange bestätigen. Schließlich gibt
es in der Schule nach »sauren Wo-
chen« auch »frohe Feste , die ge-
schmackvoll zu gestalten und zu
genießen ebenfalls gelernt sein will.
Das abgebildete Schlafzimmer
stammt aus der vorjährigen Aus-
stellung der Städtischen Handwerker-
schale, wo unter Leitung Direktor
Heyers gleichfalls Leben, Bewegung,
Fortschritt herrscht. Aus kleinen
Anfängen hat sich diese Anstalt in
kurzer Zeit schnell entwickelt und
strebt immer noch höheren Zielen
zu. Auch hier wird seit einiger
Zeit in Werkstätten für Tischlerei,
Metallbearbeitung, Kunstschmiede,
neuerdings auch für die Batiktechnik
praktisch fleißig gearbeitet. Von den
technischen Werkstatt- Lehrkräften
lernen Sie den Kunstschmied Vonka,
einen ausgezeichneten Meister in
seinem Fache, kennen. Auch der
Bildhauer Schipke, von dem das
hübsche Relief am Kopfe dieses
Briefes stammt, ist Lehrer an der
Handwerkerschule.
Die beiden außerhalb unserer
Provinzialhauptstadt in Schlesien be-
findlichen Stätten kunstgewerblicher
Schulung, zwei staatlich unterstützte
Fachschulen, die 1897 eröffnete
Keramische Fachschule in Banzlaa
und die 1902 gegründete Holzschnitz-
schale in Warmbrunn, sind ja öfter
schon, zuletzt auf der dritten Deut-
schen Kunstgewerbeausstellung in
Dresden, mit ihren Arbeiten in der
Öffentlichkeit rühmlichst hervor-
getreten und ausgezeichnet worden,
so daß ich nicht näher auf sie ein-
zugehen brauche; zudem ist das
schulen« auch nicht so kurzweg
Experimente werden da gewiß recht
Kapitel »Fach-
zu erschöpfen,
viele und recht
interessante gemacht, auch gewiß recht viel gut unter-
richtete Schüler entlassen, nur merkt man von einem
Einfluß auf die allernächste Umgebung, hier auf die
künstlerische Hebung der einst so berühmten Bunz-
lauer Töpferei, nach rasch wieder verschwundenen,
hoffnungsvollen Ansätzen so gut wie nichts. Wer
trägt die Schuld an der Nutzlosigkeit dieser staatlichen
»Hebungsversuche«, die geradein Bunzlau in einzelnen
Abständen seit 150 Jahren schon gemacht werden?
In der Warmbrunner Holzschnitzschule ist die
Tätigkeit Taschners in Breslau nicht
ohne Einfluß geblieben. Einer der
Bildhauerlehrer an der Schule war
der Vermittler. Man sieht, wie
wertvoll schon die bloße Anwesen-
heit eines Künstlers wie Taschner ist.
Leider nur lassen, gleich wie wir
verschwenderisch unsere besten
Kräfte (übrigens nicht nur auf dem
Gebiete der Kunst) an die Fremde
abgeben, wir auch die Fremden, die
sich bei uns niederlassen, allzu leich-
ten Herzens wieder ziehen, wenn
ihnen anderswo Verdienst und Ehre
winkt. Veranstalten Wettbewerbe
um ein Glockenguß-Denkmal und
setzen damit Alldeutschlands Künstler
in Bewegung und womöglich in
Kontribution an Zeit und Geld, wo
wir gegenwärtig Theodor von Gosen
neben andern tüchtigen Bildhauern
unter uns haben. Vielleicht werden
auch andere Städte, wenn sie es
hören, stutzig. »Iliacos intra muros
peccatur et extra«.
Doch nicht von der hohen Kunst-
soll ja hier die Rede sein — sonst
wäre auch von behördlicher Archi-
tektur ein Lied, leider oft ein garstig
Lied, zu singen, von den Sünden
der Bauunternehmer laßt uns ohne-
hin schweigen —, sondern nur vom
Kunstgewerbe. Und zwar von denen,
die bei uns es zu pflegen und zu
fördern berufen und nach Kräften
bestrebt sind.
Freilich kämen da die Kunsthand-
werker in erster Reihe. Sind sie ja
doch die eigentlichen Träger der
Bewegung, der hier an den Puls
gefühlt werden soll. Aber zu lücken-
haft wäre nach dem anfangs Ge-
sagten die Übersicht bei den vor-
handenen Bildern. Viele tüchtige
einzelne Kräfte, viele Firmen aner-
kannten Rufes könnten mit ihren
Leistungen nicht mitsprechen. Und
doch nur an den »Früchten«, nicht
aus Worten kann man sie erkennen.
Also nur noch einige Zeilen vom Breslauer Kunst-
gewerbemuseum und dem Breslauer Kunstgewerbe-
verein, da ich den sehr tüchtigen Oberlausitzer Kunst-
gewerbeverein in Görlitz nicht in meine Betrachtung
einbeziehen möchte; denn Görlitz gehört nur politisch,
nicht kulturell zu Schlesien.
22*
AMPEL. WERKSTATTEN DER STADTI-
SCHEN HANDWERSCHULE BRESLAU
(FACHLEHRER: KUNSTSCHMIED J. VONKA)
151
Breslau stattfindet, unter einer nicht kleinen Zahl von
Bewerbern den ersten Preis holte.
Natürlich nehmen auch die Schüler Professor
Poelzigs mit großem Nutzen teil an der Durchführung
von mancherlei Aufträgen meist baukünstlerischer Art
oder aus dem Gebiete der Wohnungseinrichtung,
die den Lehrer selbst in durchaus
notwendiger, steter Fühlung mit
seiner doch in erster Linie prak-
tischen Kunst frisch und schaffens-
kräftig erhalten. Eine für diesen
Herbst geplante Ausstellung der
Schule in Berlin wird das in großem
Umfange bestätigen. Schließlich gibt
es in der Schule nach »sauren Wo-
chen« auch »frohe Feste , die ge-
schmackvoll zu gestalten und zu
genießen ebenfalls gelernt sein will.
Das abgebildete Schlafzimmer
stammt aus der vorjährigen Aus-
stellung der Städtischen Handwerker-
schale, wo unter Leitung Direktor
Heyers gleichfalls Leben, Bewegung,
Fortschritt herrscht. Aus kleinen
Anfängen hat sich diese Anstalt in
kurzer Zeit schnell entwickelt und
strebt immer noch höheren Zielen
zu. Auch hier wird seit einiger
Zeit in Werkstätten für Tischlerei,
Metallbearbeitung, Kunstschmiede,
neuerdings auch für die Batiktechnik
praktisch fleißig gearbeitet. Von den
technischen Werkstatt- Lehrkräften
lernen Sie den Kunstschmied Vonka,
einen ausgezeichneten Meister in
seinem Fache, kennen. Auch der
Bildhauer Schipke, von dem das
hübsche Relief am Kopfe dieses
Briefes stammt, ist Lehrer an der
Handwerkerschule.
Die beiden außerhalb unserer
Provinzialhauptstadt in Schlesien be-
findlichen Stätten kunstgewerblicher
Schulung, zwei staatlich unterstützte
Fachschulen, die 1897 eröffnete
Keramische Fachschule in Banzlaa
und die 1902 gegründete Holzschnitz-
schale in Warmbrunn, sind ja öfter
schon, zuletzt auf der dritten Deut-
schen Kunstgewerbeausstellung in
Dresden, mit ihren Arbeiten in der
Öffentlichkeit rühmlichst hervor-
getreten und ausgezeichnet worden,
so daß ich nicht näher auf sie ein-
zugehen brauche; zudem ist das
schulen« auch nicht so kurzweg
Experimente werden da gewiß recht
Kapitel »Fach-
zu erschöpfen,
viele und recht
interessante gemacht, auch gewiß recht viel gut unter-
richtete Schüler entlassen, nur merkt man von einem
Einfluß auf die allernächste Umgebung, hier auf die
künstlerische Hebung der einst so berühmten Bunz-
lauer Töpferei, nach rasch wieder verschwundenen,
hoffnungsvollen Ansätzen so gut wie nichts. Wer
trägt die Schuld an der Nutzlosigkeit dieser staatlichen
»Hebungsversuche«, die geradein Bunzlau in einzelnen
Abständen seit 150 Jahren schon gemacht werden?
In der Warmbrunner Holzschnitzschule ist die
Tätigkeit Taschners in Breslau nicht
ohne Einfluß geblieben. Einer der
Bildhauerlehrer an der Schule war
der Vermittler. Man sieht, wie
wertvoll schon die bloße Anwesen-
heit eines Künstlers wie Taschner ist.
Leider nur lassen, gleich wie wir
verschwenderisch unsere besten
Kräfte (übrigens nicht nur auf dem
Gebiete der Kunst) an die Fremde
abgeben, wir auch die Fremden, die
sich bei uns niederlassen, allzu leich-
ten Herzens wieder ziehen, wenn
ihnen anderswo Verdienst und Ehre
winkt. Veranstalten Wettbewerbe
um ein Glockenguß-Denkmal und
setzen damit Alldeutschlands Künstler
in Bewegung und womöglich in
Kontribution an Zeit und Geld, wo
wir gegenwärtig Theodor von Gosen
neben andern tüchtigen Bildhauern
unter uns haben. Vielleicht werden
auch andere Städte, wenn sie es
hören, stutzig. »Iliacos intra muros
peccatur et extra«.
Doch nicht von der hohen Kunst-
soll ja hier die Rede sein — sonst
wäre auch von behördlicher Archi-
tektur ein Lied, leider oft ein garstig
Lied, zu singen, von den Sünden
der Bauunternehmer laßt uns ohne-
hin schweigen —, sondern nur vom
Kunstgewerbe. Und zwar von denen,
die bei uns es zu pflegen und zu
fördern berufen und nach Kräften
bestrebt sind.
Freilich kämen da die Kunsthand-
werker in erster Reihe. Sind sie ja
doch die eigentlichen Träger der
Bewegung, der hier an den Puls
gefühlt werden soll. Aber zu lücken-
haft wäre nach dem anfangs Ge-
sagten die Übersicht bei den vor-
handenen Bildern. Viele tüchtige
einzelne Kräfte, viele Firmen aner-
kannten Rufes könnten mit ihren
Leistungen nicht mitsprechen. Und
doch nur an den »Früchten«, nicht
aus Worten kann man sie erkennen.
Also nur noch einige Zeilen vom Breslauer Kunst-
gewerbemuseum und dem Breslauer Kunstgewerbe-
verein, da ich den sehr tüchtigen Oberlausitzer Kunst-
gewerbeverein in Görlitz nicht in meine Betrachtung
einbeziehen möchte; denn Görlitz gehört nur politisch,
nicht kulturell zu Schlesien.
22*
AMPEL. WERKSTATTEN DER STADTI-
SCHEN HANDWERSCHULE BRESLAU
(FACHLEHRER: KUNSTSCHMIED J. VONKA)