KUNSTGEWERBLICHES AUS DEM GROSSHERZOOTUM BADEN
27
ohne weiteres, daß auch die Lehrer für ihre privaten
Arbeiten das Metallgebiet bevorzugen (vergl. Kleemann,
Kowarzik, Riester, Schtnid, Wolber). Neuerdings hat
Pforzheim eine »Goldschmiedeschule« eingerichtet, also
eine ausgesprochene Fachschule. Eine weitere Kunst-
gewerbliche Fachschule, für Schnitzerei und Schreinerei,
besteht in Furtwangen neben der rein technischen
Uhrmacherschule für die Uhrenindustrie des Schwarz-
waldes. Bei dem an sich schon schwierigen Stand-
punkt dieser Fachschulen wirkt die oben angedeutete
Verschiebung noch erschwerend mit. Sie sollen die
Industrie fördern: dazu sind sie gegründet. Die In-
dustriellen sind den neuen Moden (neue Stile sind
neue Moden der Kunst) nicht abgeneigt, im Gegen-
teil; aber sie wollen Entwürfe für billig herzustellende
Massenartikel, sie wollen Entwürfe im Geschmack
exotischer Kundenkreise usw. und Zugeständnisse in
diesem Sinne sind häufig gleichbedeutend mit dem
Aufgeben selbständiger künstlerischer Empfindung und
Eigenart. Deswegen so viele auf dem Papier ge-
bliebene Entwürfe und deswegen so viele modern
sein sollende Trivialitäten unter den Marktwaren der
Bijouterie- und Uhrenfabrikation.
Der Badische Kunstgewerbeverein kann seinen
nicht in Karlsruhe wohnenden Mitgliedern nicht viel
mehr bieten als diese Zeitschrift und es ist höchst
ehrenwert, daß er um der guten Sache willen von
ihnen trotzdem unterstützt wird. Von Zeit zu Zeit
veranstaltet der Verein in der Residenz eine Ausstellung.
Das letzte dieser Unternehmen, die Jubiläumsausstellung
des Vorjahres, war im Gegensatz zu den vorausge-
gangenen Spezialausstellungen (Fächer-, Schmiedeisen-,
Glasmalerei - Ausstellung usw.) allgemeiner Art, litt
aber unter ungünstigen Verhältnissen hinsichtlich der
Vorbereitung und Beschickung und konnte deshalb
kein exaktes Bild vom dermaligen Stand des badischen
Kunstgewerbes geben. Ein großer Teil der Abbildungen
dieses Heftes, hauptsächlich was die Zimmereinrich-
tungen betrifft, bezieht sich auf diese Ausstellung. Sie
war besonders reich mit allerlei hübschen Brunnen
und Öfen gesegnet, von denen ebenfalls einige wieder-
gegeben sind. Neben dem Badischen Kunstgewerbe-
verein und in guten Beziehungen zu ihm steht der
Kunstgewerbeverein Pforzheim, der mehr örtlicher
Natur ist, eine zahlreiche Mitgliedschaft hat und wie
die dortige Schule sich der Ortsindustrie anpaßt.
Treppenhaus im Kasino in Saarbrücken
Entwurf: Professor K. Gagel, Karlsruhe; Ausführung: Billing und Zoller, Karlsruhe
27
ohne weiteres, daß auch die Lehrer für ihre privaten
Arbeiten das Metallgebiet bevorzugen (vergl. Kleemann,
Kowarzik, Riester, Schtnid, Wolber). Neuerdings hat
Pforzheim eine »Goldschmiedeschule« eingerichtet, also
eine ausgesprochene Fachschule. Eine weitere Kunst-
gewerbliche Fachschule, für Schnitzerei und Schreinerei,
besteht in Furtwangen neben der rein technischen
Uhrmacherschule für die Uhrenindustrie des Schwarz-
waldes. Bei dem an sich schon schwierigen Stand-
punkt dieser Fachschulen wirkt die oben angedeutete
Verschiebung noch erschwerend mit. Sie sollen die
Industrie fördern: dazu sind sie gegründet. Die In-
dustriellen sind den neuen Moden (neue Stile sind
neue Moden der Kunst) nicht abgeneigt, im Gegen-
teil; aber sie wollen Entwürfe für billig herzustellende
Massenartikel, sie wollen Entwürfe im Geschmack
exotischer Kundenkreise usw. und Zugeständnisse in
diesem Sinne sind häufig gleichbedeutend mit dem
Aufgeben selbständiger künstlerischer Empfindung und
Eigenart. Deswegen so viele auf dem Papier ge-
bliebene Entwürfe und deswegen so viele modern
sein sollende Trivialitäten unter den Marktwaren der
Bijouterie- und Uhrenfabrikation.
Der Badische Kunstgewerbeverein kann seinen
nicht in Karlsruhe wohnenden Mitgliedern nicht viel
mehr bieten als diese Zeitschrift und es ist höchst
ehrenwert, daß er um der guten Sache willen von
ihnen trotzdem unterstützt wird. Von Zeit zu Zeit
veranstaltet der Verein in der Residenz eine Ausstellung.
Das letzte dieser Unternehmen, die Jubiläumsausstellung
des Vorjahres, war im Gegensatz zu den vorausge-
gangenen Spezialausstellungen (Fächer-, Schmiedeisen-,
Glasmalerei - Ausstellung usw.) allgemeiner Art, litt
aber unter ungünstigen Verhältnissen hinsichtlich der
Vorbereitung und Beschickung und konnte deshalb
kein exaktes Bild vom dermaligen Stand des badischen
Kunstgewerbes geben. Ein großer Teil der Abbildungen
dieses Heftes, hauptsächlich was die Zimmereinrich-
tungen betrifft, bezieht sich auf diese Ausstellung. Sie
war besonders reich mit allerlei hübschen Brunnen
und Öfen gesegnet, von denen ebenfalls einige wieder-
gegeben sind. Neben dem Badischen Kunstgewerbe-
verein und in guten Beziehungen zu ihm steht der
Kunstgewerbeverein Pforzheim, der mehr örtlicher
Natur ist, eine zahlreiche Mitgliedschaft hat und wie
die dortige Schule sich der Ortsindustrie anpaßt.
Treppenhaus im Kasino in Saarbrücken
Entwurf: Professor K. Gagel, Karlsruhe; Ausführung: Billing und Zoller, Karlsruhe