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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Stettner, Thomas: Ein Stück Selbstbiographie Bernard Palissys
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0167

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Verlangen. Ich fand dies so unsinnig, daß ich mir
dadurch immer noch mehr Kummer machte. Ich
hatte jahrelang nicht die Mittel um meine Öfen zu-
decken zu können und war alle Nächte dem Regen
und Wind preisgegeben, ohne Hilfe, Beistand und
Trost, außer dem der Nachteulen, die auf der einen
Seite schrieen, und der Hunde, die auf der anderen
Seite heulten. Bisweilen erhoben sich Winde und
Stürme, die derartig über und unter meinen Öfen
hinwegbliesen, daß ich gezwungen war, alles zu ver-
lassen, wodurch meine Arbeit verloren ging. So mußte
ich mehrmals alles im Stich lassen und hatte dabei
nichts Trockenes auf dem Leibe infolge des Regens,

der gefallen war. Ich ging um Mitternacht oder bei
Tagesanbruch zu Bett und zwar derartig zugerichtet,
wie ein Mensch, den man durch alle Schmutzwinkel
der Stadt geschleppt hat, und wenn ich so schlafen
ging, taumelte ich ohne Licht hin und her und fiel
von einer Seite zur anderen, wie ein vom Wein Be-
trunkener, dabei tief betrübt, weil ich, nachdem ich
solange gearbeitet hatte, meine ganze Arbeit für ver-
loren hielt. Als ich so beschmutzt und durchnäßt
zu Bett ging, fand ich in meinem Zimmer einen
neuen Verdruß vor, der noch schlimmer war als der
erste und bin ich heute noch erstaunt, daß mich der
Kummer nicht verzehrt hat.

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

SCHULEN UND UNTERRICHT

München. An dem diesjährigen Meisterkursus der
»Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemigra-
phie, Buchdruck und Gravüre« nahmen 86 Personen,
69 Meister und 17 Gehilfen, teil. Im ganzen wurden diese
Meisterkurse nun schon von 385 Teilnehmern besucht.

Stuttgart. (Gewerbliche Fortbildungsschulen.) Am 1.
April nächsten Jahres tritt in Württemberg eine Gesetzes-
bestimmung in Kraft, wonach in Württemberg die gewerb-
lichen Fortbildungsschulen mit Tagesunterricht ins Leben
zu treten haben. Die bürgerlichen Kollegien Stuttgarts
haben beschlossen, nur die bau- und maschinentechnischen
Berufe sowie die kunstgewerblichen Kategorien zum Schul-
zwange heranzuziehen.

Weimar. Der Großherzog von Sachsen-Weimar hat
die Leitung der Kunstgewerbeschule dem Prof. Henry van
de Velde übertragen und in den Verwaltungsausschuß unter
anderen berufen: den Ministerialdirektor Dr. Slevogt, den
Oberbürgermeister Geh. Reg.-Rat Pabst, den Direktor der
Großherzoglichen Museen Hofrat Dr. Kötschau, den Direktor
der Großherzoglichen Kunstschule Prof. H. Olde.

Dresden. Die königliche Zeichen-Akademie veran-
staltete eine Ausstellung ihrer Schülerarbeiten. Die Schule
verfolgt einen dreifachen Zweck: für die Praxis vorzubereiten,
den Eintritt in die Kunstgewerbeschule zu vermitteln (eine
handwerkliche Vorpraxis ist hier mehr zu empfehlen! — Red.)
und drittens Zeichenlehrer für höhere Lehranstalten und
für Volks- und Gewerbeschulen auszubilden.

MUSEEN UND AUSSTELLUNGEN

Leipzig. Das deutsche Buchgewerbemuseum veran-
staltete Ausstellungen der Sammlung japanischer Farbholz-
schnitte von A. W. von Heymel und der neueren gra-
phischen und buchgewerblichen Arbeiten von Georg Tappert
und Karl Weidemeyer.

Dresden. Im Kunstgewerbemuseum war eine Aus-
stellung von kunstgewerblichen Metallarbeiten von Mit-
gliedern des Kunstgewerbevereins.

Düsseldorf. In ihrer sechsten Hauptversammlung in
Frankfurt a. M. beschloß die Gesellschaft zur Erforschung
jüdischer Kunstdenkmäler, vom 3. Mai bis 15. Juni im
Kunstgewerbemuseum zu Düsseldorf eine Ausstellung des

Besitzes der Gesellschaft zu veranstalten und eine mit dieser
Ausstellung parallel gehende Schaustellung von Privat-
sammlungen, zur Veranschaulichung des heutigen Standes
der verschiedenen Sammlungen jüdischer Kunstdenkmäler
und einen Überblick über die Verschiedenartigkeit ihrer
Entwicklung, zu geben, im Zusammenhange mit dem jü-
dischen Kultus.

Berlin. Das Seidenhaus Michels hat eine außerordent-
lich interessante Ausstellung japanischer Bilder in Nadel-
arbeit veranstaltet. Nischimura und Janomoto sind mit
hervorragenden Arbeiten vertreten.

Wiesbaden. Vom 1. Mai bis 31. August nächsten
Jahres wird hier eine »Ausstellung für Handwerk und Ge-
werbe, Kunst und Gartenbau« stattfinden. Ausstellungs-
gebiet ist der Regierungsbezirk Wiesbaden. Das Kunst-
handwerk ist im Rahmen nicht besonders erwähnt und
die Kunst scheint etwas zu sehr zwischen die Maschinen
und die Werkzeuge eingeklemmt zu sein.

ÄSTHETISCHE ZEITFRAGEN

Gegossene Häuser. Edison und der Münchener Bild-
hauer Robert Biller haben unabhängig voneinander die
Erfindung gemacht, Häuser in verstellbaren Formen aus
einer Gußmasse, die Zement und Magnesia und verschiedene
poröse Stoffe enthält, zu gießen. Obwohl ein solches Haus
in hygienischer Hinsicht wegen einer guten Poren-Venti-
lation und wegen des Fehlens von Staubritzen usw. wohl
zu empfehlen wäre, so ist es doch vom ästhetischen Stand-
punkt durchaus zu verwerfen. Wir wollen solchen Ameri-
kanismus ruhig Herrn Edison überlassen.

TECHNIK UND HANDWERK

Eichenholz aufzuhellen. Dem Fragekasten der
»Technischen Rundschau« des »Berliner Tageblattes« ent-
nehmen wir folgende Antwort: »Man kann wohl Holz in
Parkettböden usw. aufhellen, indem man es mit Schwefel-
säure oder Kleesalzlösung behandelt, aber bei Möbeln ist
das nicht möglich; denn es müßte zuvor die Wachs- oder
Politurschicht entfernt werden, was nicht ohne ein alkalisches
Mittel gelänge und dann würde das Eichenholz erst recht
dunkel werden. Durch die nachfolgende Behandlung mit
Säurelösungen, die das aus der Verbindung des Alkalie mit
dem Gerbstoff des Eichenholzes sich ergebende dunkle

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