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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Wohlwill, Paul: Möbel von Arthur Illies
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Matz, Louise; Kofahl, Otto: Werkstätte für künstlerische Frauenarbeit: Schülerinnenausbildung zu Kunstgewerblerinnen, Musterzeichnerinnen und Kunsttapisseristinnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0081

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WERKSTÄTTE FÜR KÜNSTLERISCHE FRAUENARBEIT

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ihn in hohem Maße, eine neue und zweckmäßige
Lösung der ihm gestellten Aufgaben zu finden.
So hat er bei dem Büfett, das wir wiedergeben, um-
gekehrt wie üblich, die Fächer, in denen die täglichen
Gebrauchsgegenstände verwahrt werden, so gelegt,
daß man sich nicht zu bücken braucht, um sie heraus-
zunehmen; Türen, die sich nach unten schieben lassen,
anstatt aufzuschlagen, gestatten die Benutzung, auch
wenn bei der Mahlzeit jemand vor dem Möbel sitzt.

Die wiedergegebenen Arbeiten zeigen die Begabung
des Künstlers für eine monumentale feierliche Wirkung
unter Betonung der Konstruktion. Wer aber seine
Blumenstudien betrachtet, wird keinen Zweifel haben,

daß er das Leichte, Graziöse ebenso treffen wird,
wo es in der Aufgabe liegt.

Für die farbige Ausgestaltung ganzer Räume prä-
destiniert ihn sein feiner koloristischer Instinkt. Gerade
in Hamburg bietet die herrschende Vorliebe für das
eigene Einzelwohnhaus dem Künstler in der Raum-
kunst die dankbarsten Aufgaben, der Schiffsbau solche,
die Anpassung an eigenartige Proportionen und den
praktischen Gebrauch heischen.

Mögen Auftraggeber, private und amtliche, mehr als
bisher geeignete Künstler vor solche Aufgaben stellen:
schon als Berater werden sie fördern, wenn das Ver-
trauen der Auftraggeber sie in die richtige Stellung zu
dem Unternehmen bringt. PAUL WOHLWILL

Pflanzenstudie

von Arthur Illies

WERKSTÄTTE FÜR KÜNSTLERISCHE FRAUEN-
ARBEIT

Schülerinnenausbildung- zu Kunstgcwcrblcrinnen, Muster-
zeichnerinnen und Kunsttapisscristinncn
von Frau Louise Matz, Lübeck

Diese Einrichtung ist noch so wenig allgemein bekannt,
daß ein Bericht darüber nach mancher Seite hin erwünscht
kommen kann; in erster Linie den Kreisen, denen die Er-
ziehung und Schulung unserer weiblichen Jugend zu guter
und auch wirklich erreichbarer Kunst am Herzen liegt
und die es freudig begrüßen, wenn irgendwo ein frischer
pädagogischer Weg für die Bedürfnisse unserer Zeit zu
solchem Ziele eingeschlagen wird, — und ferner solchen,
die eine Ausbildungsgelegenheit benötigen.

Man ist in Deutschland sehr daran gewöhnt, die Aus-
bildungen von staatlichen oder städtischen Instituten ge-
leistet zu sehen, und Eltern sind oft geneigt zu glauben,
sie könnten nur durch die Garantie einer öffentlichen Ver-
waltung ihrem Pflichtgefühl Genüge tun, wenn es sich um
berufliche Vorbereitung ihrer Kinder handelt. - - Aber es
gibt immer Erziehungsaufgaben, die nur außerhalb auch
der vorzüglichsten Anstalten geleistet werden. Das sind
die Neubildungen, die das Leben stets neben dem Er-
probten nötig hat. — Das stärkste Geschehen spielt sich
bei allen Lebensvorgängen im kleinen, neuen Trieb ab,
ebenso wie die Pflanze es zeigt; und es gibt einen

schlichten Wert, der den reichsten Lehrmitteln großer
Kunstschulen die Wage hält. Goethe sagt: »Innere Wärme,
Seelenwärme — Mittelpunkt-. Freilich, wer Anteil nehmen
will an den erzieherischen Kräften von schöpferischen
Einzelpersönlichkeiten, muß den Mut haben, selber zu
fühlen und zu urteilen, ob er's am Mittelpunkt ergreift oder
nicht. — Und solchen seien folgende Hinweise gegeben.
Da Frau Matz nur ernst arbeitende und strebende
Schülerinnen will, so müssen sie sich beim Eintritt ver-
pflichten zu einer festen Ausbildungszeit von 1—3 Jahren,
deren Abmessung sich nach den zeichnerischen Vorkennt-
nissen richtet. Auf Wunsch wird aber vor dieser Ver-
pflichtung eine Probezeit gewährt. — Nach den nötigen
Vorübungen im gewerblichen Zeichnen nehmen die
Schülerinnen an der Werkstättenarbeit teil; indem sie
erstens Bestellungen ausführen, die an die Werkstätte
herantreten und zweitens Musterentwürfe für Kunsthand-
werker und Fabrikanten fertigstellen, die als Angebote
versandt werden (Tapeten, Linoleum, Stickereien, Ton-
waren, Schmucksachen, Webereien usw. usw.). Sie er-
halten zu diesen Entwürfen die Skizzen der Leiterin zur
Ausführung, müssen aber, sobald sie sich mit der gerade
behandelten Technik, das heißt mit den Anforderungen,
die das Material an die Zeichnung stellt, vertraut gemacht
haben, auch immer eigene Entwürfe dafür zeichnen. Diese
werden mit versandt und bei ihrem Ankauf nehmen die
Herstellerinnen der Stücke mit Prozentsatz Anteil an dem
 
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