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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Wohlwill, Paul: Möbel von Arthur Illies
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0080

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MÖBEL VON ARTHUR ILLIES

als Maler zu würdigen; ein stark dekora-
tives und doch persönliches Element zeich-
net seine Landschaften aus, sowohl in der
Abwägung der Massen und der Linien-
führung, wie in der Art, wie er das
Bild in den Rahmen setzt und dem Reiz
einer stets vornehmen Farbengebung.

In den verschiedensten Techniken gra-
phischer Kunst hat er Blätter von großer
Feinheit geliefert, besonders in der Zink-
ätzung, die er für stilisierende Verein-
fachungen und koloristisch reizvolle Wir-
kungen mit Meisterschaft verwertet hat.
Ein guter Zufall fügt es, daß gerade das
Januarheft der »Zeitschrift für bildende
Kunst« ihn auch mit einer Originalradie-
rung vorstellt.

Der feine Geschmack in der Anord-
nung und in der unaufdringlichen Aus-
nutzung des Technischen, die den Künstler
auf diesen seinen Hauptgebieten neben der
rein künstlerischen Qualität auszeichnen,
deuten darauf, daß sein Talent die nötigen
Voraussetzungen enthält für tüchtige Lei-
stungen auf kunstgewerblichem Gebiet.

Hamburg ist leider noch nicht der
rechte Ort für die Betätigung einer solchen
Kraft. Trotz Lichtwark und Brinckmann
wendet man sich hier wie in den meisten
deutschen Städten für die Einrichtung
einer Wohnung noch immer an eine an-
erkannte Dekorationsfirma, deren Ruf für
eine Leistung von Durchschnittsgeschmack
und Befriedigung von Durchschnittsbedürf-
nissen bürgt.

Von einem Künstler befürchtet der
Auftraggeber extravagante Experimente,
für die er nicht das Versuchskaninchen
sein will. Auch abgesehen davon trauen
sich die wenigsten zu, auf Grund von
Entwürfen zu beurteilen, ob die Ausfüh-
rung ihren Geschmack und ihre Bedürf-
nisse befriedigen wird. Aus Angst davor,
sich ihr Leben lang über Stücke ihrer
Einrichtung ärgern zu müssen, verzichten
sie auf eine originale künstlerische Leistung
und begnügen sich mit dem Mittel-
mäßigen, an dem niemand Anstoß nehmen
kann. Solange daher noch nicht die
Mode, die allmächtig erst die Massen mit
sich fortreißt, für den Künstler eintritt,
wird der Kreis seiner Auftraggeber nur
klein sein.

Illies hatte seinen ersten Auftrag natur-
gemäß erst gefunden, nachdem er von
seinem Können Probe gegeben hatte in
seiner eigenen Einrichtung, deren Stücke
er nicht nur alle entworfen, sondern
auch selbst getischlert hatte. Die Kennt-
nis des Handwerklichen und eine hervor-
ragende technische Findigkeit befähigen

Möbel von Arthur Illies
 
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