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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0207

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

sucht. Dadurch hat man der Bronze ihren Reiz zum großen
Teil genommen. Durch Abgreifen, vielleicht auch durch
teilweises Putzen ist diese grüne Patina auch an der neu-
erworbenen Statuette des Verwundeten von Francesco da
Sant' Agata fast ganz beseitigt worden. An ihrer Stelle hat
sich eine hellere Naturpatina gebildet; doch sind die Reste
der ursprünglichen Färbung an den geschützten Stellen noch
deutlich sichtbar. Ein ganz vortreffliches Beispiel für diese
seltene Art der Patinierung bietet ein kleines Bronzepferd,
das die Sammlung kürzlich als Geschenk bekommen hat.
Auch hier ist nicht nur die alte grüne Patina erhalten,
sondern teilweise auch die bräunliche Lasur darüber. Das
Figürchen ist auch künstlerisch von besonderem Interesse, da
es einem antiken Vorbilde nachgebildet ist; nicht aber, wie
sonst gewöhnlich, einem der Pferde an der Markuskirche
zu Venedig oder dem Gaul des Mark Aurel, sondern nach
einem abweichenden, wohl gleichfalls griechischen Typus.
Wie bei dieser Statuette, so scheint man diese künstliche
grüne Patina überhaupt gerade bei Bronzen angebracht zu
haben, die der Antike nachgebildet waren oder die als
antik erscheinen sollten. Diese grüne Patina, die in ihrer
Wirkung der dunklen Lackpatina freilich nicht gleichkommt,
ist — wie sie in ihrer Bedeutung bisher nicht richtig er-
kannt worden ist (im Kunsthandel gelten Bronzen mit
solcher Färbung als Empirebronzen) — so auch von den
Fälschern noch nicht nachgeahmt worden, während diese
in neuerer Zeit Bronzen mit der schwarzen undurchsichtigen
Patina in täuschendster Weise wiederzugeben verstehen.
Bis vor kurzem konnte man die Fälschungen unschwer
daran erkennen, daß die Patinierung, wie bei modernen
Bronzen, auf chemischem Wege hergestellt war. Als die
Fälscher dann auf die künstliche schwarze Patina der Re-
naissance aufmerksam gemacht waren, wußten sie auch
diese nachzubilden, fixierten aber den Staub in den Tiefen
durch Beimischung von Leim und putzten die Höhen an
Stellen ab, an die die Hand gar nicht kommt. Aber auch
solche »Mißgriffe« machen die raffiniertesten Fälscher von
heute, die in Florenz und in den Nachbarorten sitzen,
nicht mehr; sie kommen den Originalen so nahe, daß ihre
Nachahmungen oft nur noch bei genauer Untersuchung
des Gusses von der Unterseite erkannt werden können.

PERSONALIEN

Berlin. Professor M. Meurer in Rom, der sich um
die Förderung des deutschen Kunstgewerbes mannigfache
Verdienste erworben hat, hat vom König von Sachsen
das Offizierskreuz des sächsischen Albrechtsordens erhalten.

JUBILÄEN

Zum Cadiner Jubiläum. Anläßlich des zehnjährigen
Jubiläums der Cadiner Werke, das in diesem Sommer ge-
feiert werden soll, wird von größeren Festlichkeiten ab-
gesehen werden, und der Besuch des Kaisers soll vielmehr
dazu dienen, eine eingehende Besichtigung der neuen Auf-
gaben, die sich die Cadiner Werke gestellt haben, zu ermög-
lichen. Namentlich im Auslande scheint großes Interesse für
die Cadiner Produkte zu bestehen, da mehrere Bestellungen
aus London und aus Paris eintrafen. Die englische Be-
stellung ist von Bedeutung für das Werk selbst, da eine
Reproduktion alter englischer Stiche und Landschaften auf
Majolika gefordert wird, und bisher noch nicht Gelegenheit
war zu erproben, ob sich so feine Schattierungen und Nu-
ancen, wie sie in so manchen dieser Schaukunstblätter vor-
kommen, in dieser Technik so vollendet wiedergeben lassen.

AUS MUSEEN UND SAMMLUNGEN

Nürnberg. Das Germanische Museum in Nürnberg
muß, wie man uns mitteilt, seine Räume wieder erweitern.

Bremen. Die »Mitteilungen des Gewerbemuseums zu
Bremen«, die im Jahre 1885 von Direktor A. Töpfer ins
Leben gerufen wurden, stellen jetzt mit Vollendung des
einundzwanzigsten Jahrgangs ihr Erscheinen ein. Weitere
Publikationen der genannten Anstalt sollen in dem seit
1. Januar d. J. von Direktor G. Pauli herausgegebenen
»Jahrbuch der bremischen Sammlungen« erfolgen; die
Schätze des Museums werden also auch fernerhin einem
größeren Kreise anregend nahegebracht werden.

Straßburg i. E. Leider mußte der Plan eines Ge-
samtmuseums, der schon zu einem Bauprojekt gelangt war,
aus finanziellen Gründen vorläufig aufgegeben werden.
So werden, wie Dr. Hedicke schreibt, die zahlreichen Gips-
abgüsse und Fragmente vom Münster und anderen wich-
tigen plastischen Werken also noch länger den Schlummer
der Magazine schlafen und ihre bildende Kraft auch ferner-
hin auf die Gegenwart nicht äußern können: ohne Zweifel
ein bedauerlicher Verlust für die städtischen Museen und
für unser städtisches Kunstleben, das — so will es scheinen
— zu einem Aufschwung sich vorbereitet, das zu fördern
neue Kräfte an der Arbeit sind. Hoffentlich versäumt die
Landesregierung diesen günstigen Augenblick nicht, mit
ihrer finanziellen Unterstützung hier helfend einzugreifen
und zur Schaffung eines großen Kulturfaktors für Elsaß-
Lothringen mitzuwirken.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Die Vereinigten Werkstätten für Kunst im
Handwerk haben in Berlin, Königgrätzerstraße 22 eine
Ausstellung ihrer »Typenmöbel für Stadt und Land« nach
Entwürfen von Professor Bruno Paul eröffnet.

Brüssel. Die Brüsseler Weltausstellung igio. Über
die Beteiligung Deutschlands ist eine endgültige Entschei-
dung der deutschen Regierung hauptsächlich deshalb noch
nicht erfolgt, weil über die kostenfreie Hergabe des Platzes
für die Ausstellung des Deutschen Reiches noch Meinungs-
verschiedenheiten bestehen. Deutscherseits wird großer
Wert darauf gelegt, für den Ausstellungsplatz entweder
gar keine Platzmiete zu bezahlen, wie dies auch in Chicago,
Paris und St. Louis der Fall war, oder doch nur eine ganz
geringe, wie 1906 in Mailand.

St. Petersburg. Im September 1908 findet in St. Peters-
burg eine Internationale Kunstgewerbe-Ausstellung statt, bei
welcher auch das deutsche Kunstgewerbe sich beteiligen
wird. Für Sachsen sind zwei Räume zur Verfügung gestellt.
Das Königliche Ministerium des Innern hat der Sächsischen
Landesstelle für Kunstgewerbe (Dresden, Eliasstraße 34) zur
Durchführung der Sächsischen Abteilung eine Staatsbeihilfe,
durch welche Platzmiete und Fracht gedeckt werden, be-
willigt. — Aus Preußen beteiligt sich auch die Kgl- Porzellan-
manufaktur in Berlin mit einem kleinen retrospektiven
Kabinett.

SCHULEN UND WERKSTÄTTEN

Stuttgart. Die Kgl. Kunstgewerbeschule und die Lehr-
und Versuchswerkstätte zählt im laufenden Sommersemester
je 78 Schüler.

Berlin. Als Erwerbszweig für Frauen soll die Her-
stellung echter Spitzen in Deutschland organisiert werden.
Es hat sich zu diesem Zweck ein Komitee gebildet, das
sich die Aufgabe stellt, Damen, welche dafür Interesse
haben, in einem mehrwöchigen Kursus die nötige Anleitung
zur Herstellung zu geben. Die Musterentwürfe werden
nur von bester künstlerischer Hand hergestellt, zu welchem
Zweck entwerfende Künstler ausgebildet und angestellt
werden. Es sind eine Zentralschule in Berlin und Zweig-
 
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