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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0209

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

läßt acht Tage in verschlossenem Gefäß stehen; von Zeit
zu Zeit schüttelt man um. Dann hat sich alles zu einer
farblosen, klaren, dicken Masse gelöst, wenn man farbloses
Zelluloid angewandt hat. Es wurden dann 78 Teile Amyl-
Azetat zugemischt und der Lack muß sich einige Wochen
klären. Die Farblosigkeit, die Härte beim Auftrocknen und
das Fehlen der Säure machen den Zaponlack sehr verbrauchs-
fähig zum wasserfesten Lackieren von Drucksachen, glas-
klaren Lackierungen von blankpolierten Mörtelbeschlägen
und Metallgegenständen, ebenfalls als Bindemittel für
Bronzepulver.

St. Galler Stickerei. Aus St. Gallen wird berichtet,
daß deutlich eine Abwendung der Mode von den Massen-
artikeln der Schiffchenmaschinen zugunsten der feineren
Handmaschinen-Produkte hervortrete.

HANDEL UND INDUSTRIE

Zur Trustbildung in der Tapeten-Industrie. Aus

Chemnitz wird berichtet, daß dort 32 von den außerhalb
Tiag gebliebenen Tapetenfabriken zu einem neuen »Verein
deutscher Tapetenfabrikanten« zusammengetreten sind.

Der Porzellankrieg. Sowohl in Deutschland als
auch in Österreich haben sich die Porzellanfabriken zu-
sammengeschlossen und wollen die Händler zur Unter-
zeichnung eines Reverses zwingen, nach dem sie nicht mehr
bei anderen Fabrikanten kaufen dürfen. Da sich die Händ-
ler weigern, ist ein »Porzellankrieg« ausgebrochen. Die An-
gelegenheit bietet, wie man der Frkft. Ztg. schreibt, »ein
allgemeines Interesse, weil derartige Belastungsproben für
Konventionen, die während der Hochkonjunktur ein leichtes
Spiel hatten, jetzt an der Tagesordnung sind, indem an-
scheinend auch in anderen leichten Industrien die Ab-
nehmer die Konventions-Bedingungen ihrer Lieferanten
revidieren.«

Ein amerikanischer Holztrust. Infolge der kriti-
schen Verhältnisse in Amerika haben sich jetzt fünf große
Holzgesellschaften in Winipeg (Nordamerika) zu einem
Trust vereint. An der Spitze des Trusts steht die Red Derr
Lumber Co. Die vereinigten Gesellschaften repräsentieren
ein Kapital von neun Millionen Dollars. Es werden im
Jahre von den Firmen etwa drei Millionen Kubikmeter
Nutzholz exportiert. Der Trust bezweckt in der Haupt-
sache einheitliche Gestaltung (und Erhöhung?) der Ver-
kaufspreise.

Berlin. Die Aktiengesellschaft vorm. H. Oladenbeck
& Sohn, Bildgießerei in Friedrichshagen hat mit einem
Verlust von 114936 M. das letzte Rechnungsjahr abge-
schlossen.

VERMISCHTES

Im Nahrungsmitteluntersuchungsamt der Universität
Jena wurde auf Veranlassung des Professors Dr. Müller
die Lunge eines verstorbenen Porzellanarbeiters untersucht.

In 40 Gramm Asche wurden 0,7343 Gramm Kieselsäure,
0,8524 Gramm Aluminiumoxyd und 0,0888 Gramm Kalzium-
oxyd festgestellt. Die Lunge war so hochgradig mit Mineral-
bestandteilen durchsetzt, daß sie nur unter großer Gewalt-
anwendung mit Messer und Schere zu zerkleinern war.

LITERATUR

Wohnung und Hausrat. Beispiele neuzeitlicher Wohn-
räume und ihrer Ausstattung. Mit einleitendem Text
von Hermann Warlich und 650 Abbildungen. Verlag
von F. Bruckmann A.-G., München. In Leinen geb. 10 M.
Nur selten werden Bücher mit so einmütigem Beifall
aufgenommen, wie es der vor Jahresfrist im gleichen Ver-
lage erschienenen, von HermannMuthesius herausgegebenen
Monographie »Landhaus und Garten« beschieden war. Zu-
gleich weckte dieses Buch aber auch den Wunsch, über
die Mietwohnung, auf die ja der weitaus größte Teil der
Bevölkerung heute angewiesen ist, ein ähnliches Werk zu
erhalten, zumal gerade die weniger Begüterten, denen der
Besitz eines eigenen Hauses ein unerfüllbarer Wunsch
bleibt, an der behaglichen und künstlerisch einwandfreien
Durchbildung ihres Heims meist reges Interesse nehmen
Die Wohnungsfrage spielt heute in allen Gesellschafts-
schichten eine entscheidende Rolle. Die Erkenntnis, daß
für die Ausstattung einer Wohnung nicht nur Nützlich-
keitszwecke maßgebend sind, daß vielmehr neben der Be-
tonung des Praktischen und Hygienischen auch ästhetische
Gesichtspunkte berücksichtigt werden müssen, gewinnt
immer mehr an Boden. Der einleitende Text behandelt
in großen Zügen die Gesichtspunkte, die bei der Wahl
einer Wohnung und ihrer Ausstattung zu beachten sind,
bespricht im einzelnen die Gestaltung der Möbel, ihre Ver-
teilung in den einzelnen Räumen und deren zweckmäßigste
Gruppierung, die Vorzüge und Nachteile der verschiedenen
Beleuchtungsarten und Heizvorrichtungen u. a. m. Die
Auswahl der Abbildungen umfaßt alle Arten von Wohn-
räumen und Hausgerät, vom Empfangszimmer bis zur
Küche, vom Kamin bis zur Blumenvase und ist durchaus
nicht einseitig auf die Interessen der Fachkreise zugeschnitten.
Das Buch wendet sich vielmehr in gleicher Weise an Fach-
leute wie Laien und ist für beide gleich nützlich und wertvoll.

In Ergänzung unserer Nachricht im Mai-Heft über die
Ausstellung für Handwerk und Gewerbe, Kunst und Garten-
bau, Wiesbaden igog erfahren wir von der Geschäftsstelle,
daß für das Kunstgewerbe wahrscheinlich ein eigenes Heim
erbaut werden wird, in welchem sowohl Kunstgewerbe
als auch Kunsthandwerk untergebracht werden sollen. Daß
der Name Kunstgewerbe im Titel fehlt, ist lediglich ge-
schehen, um ihn nicht zu lang zu gestalten.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hei.lwao, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig — Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h. in Leipzig
 
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