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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0249

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

Generalvollmacht ist, verwehrt, obwohl Olbrich selbst uns
ausdrückliche schriftliche Erlaubnis hierfür gegeben hatte.
Wir müssen uns infolge dieser rigorosen Nichtbeachtung
des besonderen persönlichen Wunsches des Künstlers
darauf beschränken, die Außenansicht von Olbrichs letzten
Darmstädter Ausstellungsbauten in einer der nächsten
Nummern abzubilden.

Prof. Walter Leistikow war, was eigentlich erst
nach seinem Tode bekannt wurde, die Seele der Berliner
Secession. Er verfiel in seiner künstlerischen Produktion
aber nur selten dem Extrem und suchte, seine ganze Kraft
in der Gestaltung seiner bekannten Grunewaldbilder zu-
sammenzufassen, und verlieh ihnen damit einen monu-
mentalen Gehalt, der sie weit über die üblichen deutschen
Landschaftsbilder erhob.

Die Universität Jena ernannte den Erbauer ihres neuen
Universitätsgebäudes Prof. Theodor Fischer zum Ehren-
doktor.

Das Amt des Direktors des Wallraf-Richartz-Mu-
seums zu Köln, das Aldenhoven verwaltet hatte, ist geteilt
worden. Als erster Direktor wird Dr. Hagelstange aus
Magdeburg die Bildergalerie und das Kupferstichkabinett
leiten, als zweiter Direktor Dr. Poppelreuter die Plastik
und die römischen Altertümer verwalten. Dr. Hagelstange
wurde in derStadtverordnetenversammlung mit tgZentrums-
stimmen gegen 10 liberale Stimmen gewählt.

Der neue Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie
Prof. Fritz Roeber wurde 1851 in Elberfeld geboren und
studierte bei Bendemann in Düsseldorf. Im Jahre 1893
wurde er Professor. Durch seine erfolgreiche Tätigkeit
für die Düsseldorfer Ausstellungen 1902 und 1904 ist er
weiten Kreisen bekannt geworden und gilt, als unpartei-
ischer Vermittler und Organisator, für den rechten Mann,
um die etwas schwierigen Düsseldorfer Verhältnisse sicher
und zielbewußt zu ordnen.

Die Leitung des Berliner Kupferstichkabinetts über-
nahm Dr. Max Friedländer, während Geheimrat Dr. Lehr
nach Dresden zurückgekehrt ist.

Die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe verlor in Prof.
Fridolin Dietsche einen ihrer begabtesten Lehrer, der
als Bildhauer einen guten Ruf hatte. Sein letztes Werk,
das Denkmal des Begründers der Stadt Karlsruhe, ist seine
bedeutendste Leistung. Dietsche starb an den Folgen
einer Blinddarmoperation, nachdem er lange Zeit schwer
gelitten hatte, ohne je in seiner künstlerischen Tätigkeit
zu ermatten.

Professor Schmilz-Baudiß, der als Nachfolger des
Prof. Kips die Leitung der Berliner Kgl. Porzellan-Manu-
faktur übernahm, ist unseren Lesern seit langer Zeit als
einer der bedeutendsten deutschen Keramiker bekannt.

LAUFENDE PREISAUSSCHREIBEN

Wien. 250 Kronen werden als Preise für eine goldene
Ehrenkette, die nicht mehr wie 6500 Kronen kosten darf,
ausgesetzt. Die Kette ist für den Rektor der k. k. Hoch-
schule für Bodenkultur, Wien XVIII, Hochschulstr. 17 be-
stimmt. An diese Adresse sind bis 75. November die Ent-
würfe einzuliefern. Nur österreichische Künstler können
teilnehmen. Der erste Preis ist die Ausführung.

München. In Friedberg bei Augsburg soll ein Kranken-
haus errichtet werden. Der »Bayrische Verein für Volks-
kunde« erläßt hierfür ein Preisausschreiben mit drei Preisen
zu 700 Mark. Als erster Preis gilt die Übertragung der
Ausführung. Einlieferung bis ;. Oktober an genannten
Verein, Gruftstraße 1, III.

Prag. Wettbewerb für in Böhmen ansässige Kunst-
gewerbetreibende um eine Garnitur von drei Haarkämmen,
drei Preise insgesamt 500 Kronen, eine Metall-Blumenvase
in Treibarbeit verziert, drei Preise 500 Kronen, Einband
des Katalogs der Museums-Bibliothek, drei Preise 250 Kronen.
Einlieferung bis 1. November an das Kuratorium des Kunst-
gewerbemuseums der Handels- und Gewerbekammer in Prag.

Düsseldorf. Für ein Brunnendenkmal, das die Eisen-
industrie und den Bergbau versinnbildlicht und an die Düssel-
dorfer Ausstellung im Jahre 1902 erinnern soll, wird ein
Wettbewerb unter den in Rheinland und Westfalen und
benachbarten Bezirken wohnenden Künstlern ausgeschrieben.
Preise 4500 Mark. Einlieferung bis i^.Dezemberan das Kunst-
gewerbemuseum am Friedrichsplatz 5—7.

Rüdersdorf in der Mark. Für das Rittergut des
Herrn August Thyssen wurden künstlerische Entwürfe für
Landhaussiedelungen verlangt. Preise 5000 Mark. Die
Wettbewerbsbedingungen erscheinen am 15. September.
Einlieferung bis 1. April 1909.

München. Unter bayrischen Bildhauern erläßt Rentier
Adolf Wolf-München ein Preisausschreiben für ein Grab-
denkmal. Zwei Preise von 1000 und 500 Mark. Bau-
summe 15000 Mark. Die Entwürfe sind bis 15. Oktober
an den Magistrat (Zimmer Nr. 297/2) einzuliefern.

Berlin. Preisausschreiben der Akademie des Bau-
wesens in Berlin für eine Abhandlung über die künstlerische
Gestaltung von Wasseranlagen im Städtebau der Gegenwart.
Preis 2500 Mark. Einlieferung bis 1. Oktober.

Berlin. Die Thermos-Gesellschaft m. b. H. in Berlin
W. 56, Markgrafenstraße 52a wünscht im Wege des
öffentlichen Wettbewerbes Entwürfe für ein Plakat in der
Größe von 72X96 cm in drei Farben in vollkommener Aus-
führung. Preise 1200, 800, 400 Mark. Preisrichter: P. Beh-
rens, Paul Orlik, E. R. Weiß. Einlieferung bis 15. Oktober.

HANDELSNACHRICHTEN

Der Preis für Kupfer ist bekanntlich im vorigen Jahre
schnell von 110 Pfund Sterling für die Tonne auf 56 Pfund
gesunken. Infolgedessen wurde von Deutschland erheblich
mehr Kupfer aus Amerika bezogen. Obwohl die Preise
inzwischen wieder auf 6i5/8 Pfund Sterling gestiegen sind,
betrug im Juni 1908 der Import von Kupfer nach Deutschland
26,5 Millionen mehr als im Vorjahre. Die amerikanischen
Kupferwerke haben ihre Produktion erheblich (um ca. 50
Millionen Pfund) eingeschränkt, um die auf ungefähr 100
Millionen Pfund angewachsenen Vorräte erst abzustoßen. Die
amerikanische Ausfuhr von Kupfer betrug immerhin im
Jahre 1907 703 Millionen Pfund gegen 414 Millionen Pfund
im Jahre 1906 und 591 Millionen Pfund im Jahre 1905.

Die Seidenindustrie befindet sich zurzeit in einer
Krisis. Der »Verband der deutschen Samt- und Seiden-
waren-Großhändler« hatte schon im Juni bei dem »Verband
der Seidenstoffabrikanten Deutschlands« beantragt, eine
einheitliche Betriebseinschränkung zu beschließen. Ein
solcher Beschluß wurde bisher noch nicht gefaßt, kann
aber wohl nicht ausbleiben, denn z. B. ist die Ausfuhr
aus dem Bezirk Krefeld nach den Vereinigten Staaten von
Nordamerika auch im zweiten Vierteljahr 1908 sehr stark
zurückgegangen. Sie betrug im gleichen Zeitraum des
Vorjahres 4,4 Millionen und in diesem Jahre nur 1,6 Mil-
lionen, also 60 Prozent weniger. In einzelnen Zweigen
hat die Ausfuhr fast ganz aufgehört. — Die alte angesehene
Seidenfirma Meckel & Co. in Elberfeld ist mit einer Unter-
bilanz von 1,3 Millionen in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwag, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig — Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h. in Leipzig
 
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