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DER KUNSTMARKT

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händiger Signatur. An Studien, Zeichnungen und Aquarellen
sind Ernst Liebermann, O. Dinger, Klein-Diepold, E. Heile-
mann, Voltz, P. Hey und E. L. Plasz-München mehrfach
vertreten.
Berlin. Leo Liepmannssohn, Autographen. 26.—27. Mai
1905.
Die Sammlung beginnt mit Schiller und Goethe, ihren
Familien und Kreisen, Briefen und Manuskripten von Fichte,
Gleim, Humboldt (Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der
Wirksamkeit des Staates zu bestimmen), von Körner, Bren-
tano, Herderund Wieland. Weiterhin folgen mehrere Briefe
Arndts, ein Brief Heines an seine Jugendgeliebte Amalie,
Kleists an seine Braut Wilhelmine von Wenge, und die be-
deutendsten Vertreter unserer Dichter- und Literaturwelt.
Ein interessantes Stück weist die politische Abteilung in
einem Exemplar der sogenannten Trenckschen Blutbibel
auf (Altes Testament, Halle Waysenhaus, 1760). Der Band
ist mit weißen Blättern durchschossen und auf 200 Seiten
eng beschrieben. Außerdem liegen ihm zwei Porträts bei,
von denen das eine Trenck am Schreibtisch, das andere
als Gefangenen mit den Ketten darstellt. Von besonderem
Werte sind die vorhandenen Briefe und Mitteilungen
Nietzsches und Wagners. Die ersteren namentlich des-
halb interessant, weil sie die verschiedenen Lebensepochen
Nietzsches treffend charakterisieren. So stammt der
erste Brief (an Carl Fuchs) aus der Zeit, da Nietzsche
und Wagner noch die gleichen Interessen und Freundschaft
verband. Der zweite zeigt schon den innerlichen Bruch
Ȇber Wagner empfinde ich ganz frei. Dieser Vorgang
mußte so kommen«, der nächste die völlige, öffentliche
Lossage: ». . . Ich habe den Menschen das tiefste Buch
gegeben, das sie besitzen, meinen Zarathustra . . .« Ein
weiteres Schreiben datiert aus Sils-Maria, und das vierte
aus der letzten Periode, der Zeit der beginnenden Um-
nachtung: »Nachdem sich unwiderruflich herausgestellt hat,
daß ich die Welt geschaffen — — —.« Von Wagner wird
der Entwurf zu Elsas Abschied (Lohengrin, 3. Akt, 3. Szene):
»Mein Gatte, nein, ich laß dich nicht von hinnen . . .«
(42 Takte), mit ausgeführten Solo und Chorstimmen und
angedeuteter Begleitung, interessieren. Dann ein Brief an
den Bildhauer Natter, in dem Wagner seine Auffassung
der Brunhilde, namentlich im Gegensätze zu der Oeibels
und Hebbels, dokumentiert. Es heißt da unter anderem:
»— — dennoch muß ich sehr bedauern, daß Sie gerade
diesen Ausdruck der rachedurstenden Brunhilde für Ihre

Kollektion Hauser, Teil II. (C. G. Boerner, Leipzig,
4.-6. Mai.) Die Versteigerung von Handzeichnungen
bot unter den 180 Nummern auch eine größere Anzahl
künstlerisch und kunstwissenschaftlich beachtenswerter
Blätter, die zu den für Handzeichnungen jetzt üblichen
maßvollen Preisen in die Hände bekannter in- und aus-
ländischer Sammler und Händler übergingen. Die Haupt-
stärke der kleinen, von einem Anonymus mit gutem Ver-
ständnis zusammengebrachten Sammlung bildeten die Hol-
länder des 17. Jahrhunderts. Den höchsten Preis erzielte
die nichtbezeichnete, unter Rembrandts Namen gehende
Zeichnung Nr. 470 mit 880 M., und leider war auch die
zweithöchst mit 480 M. bezahlte Ostadezeichnung, Nr. 459,
nicht von überzeugender Echtheit, während Nr. 460, 461,
463 und 464 seinen Namen wohl mit vollem Recht trugen.
Sie brachten 260, 190, 125 und 80 M., abgesehen von dem
Gegendruck Nr. 462, der mit 66 M. hoch genug bezahlt
wurde. Die vier Studien nach Schafen von N. Berghem,

Darstellung gewählt haben-während ich glaubte,
durch meine Dichtung mehr die begeisterte, mitleidige und
liebende Schildjungfrau an das Licht gezogen zu haben.-«
In der Abteilung »Bildende Künstler und Kunstschrift-
steller« befindet sich noch ein originelles Schreiben Menzels,
die Antwort auf einen Bettelbrief, sowie Mitteilungen
Winckelmanns, Tischbeins, Chodowieckis, Schwinds und
anderer.
München. Galerie Helbing, Versteigerung einer Samm-
lung von Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten
aus dem Besitze eines süddeutschen Privatsammlers.
22. Mai u. ff.
Der Bestand dieser Sammlung umfaßt vorwiegend
Meister des 15.—17. Jahrhunderts, darunter eine umfang-
reiche Kollektion von Blättern Albrecht Dürers und Rem-
brandts. Von besonderer Schönheit sind unter den
Dürerschen Stichen Bartsch 44: Die heilige Familie mit
dem Schmetterling, auf Papier mit den zwei verbundenen
Türmen, B. 52: Der heil. Christoph mit dem segnenden
Christuskinde, B. 63: Die heilige Genoveva, auf Papier mit
der hohen Krone und B. 71: Die Entführung der Amymone,
auf Papier mit dem Krug. Unter den Holzschnitten
zeichnen sich folgende Nummern aus: B. 4—15: Die große
Passion, in zwei Exemplaren, das eine in vollständiger
Folge vor dem Text (Nr. 10 mit Text), das zweite in der
Ausgabe von 1511 mit lateinischem Text in Tergo; B. 6
und 8: zwei Blätter aus der großen Passion, mit W.-Z.:
Hausmann 28; B. 21, 41, 42, 50 aus der kleinen Passion;
zwei Exemplare der Apokalypse, B. 60—75, beide in der
zweiten Ausgabe von 1511 (das erste mit lateinischem
Text und zumeist W.-Z.: Hausmann 27). Außerdem mit
gleichem Wasserzeichen B. 65 und 73; mit der Wage im
Kreise: B. 118, Hausmann 51: B. 51; mit der hohen Krone:
B. 125 und aus der Sammlung Artaria: B. 121 und 147.
Gleich zahlreich vertreten folgt Rembrandt, dabei: B. 29
in Abzug mit viel Plattenschmutz und Rand, B. 391, 91,
97 und 350 in 1. Zust. m. Rd. und B. 71 m. gr. Rd. — Auf
diese beiden folgen mit je ca. 100 Nummern Adrian van
Ostade und Wenzel Hollar; außerdem besonders zahlreich
G. F. Schmidt. Von den Rubensstechern namentlich Bols-
wert, dann Georg Pencz, Lievens, L. van Leyden, Delaunay,
Callot, Beham, Cornelis Bega und Aldegrever. Den
Schluß bilden Porträts, Städtebilder und einige Pergament-
malereien.

Nr. 363—366 waren Stücke mittlerer Qualität und erzielten
der Reihe nach die Preise von 86, 60, 31 und 20 M. Adr.
Brouwer war mit einem Blatt vertreten, das Bauern und
Bäuerinnen in leichter Umrißzeichnung und flüchtiger Tu-
schung zeigte und in seiner momentanen und dabei mei-
sterhaft sicheren Zeichnung die Kunst des genialen Malers
so deutlich wie eins seiner besten Bilder offenbarte. Das
wertvolle Blatt brachte nur 85 M. und gelangte in eine
gewählte Sammlung in Amsterdam. Auffallend schöne,
interessante und verhältnismäßig sehr preiswerte Blätter
waren die von W. Buytenwech (Nr. 376 68 M.), J. Doomen
(Nr. 386 150 M.), A. v. Dyck (Nr. 389 145 M.), B. v. d. Heist
(Nr. 412 62 M.), P. Molyn (Nr. 449 200 M.), H. Sachtleven
(Nr. 478 150 M.), C. D. Visscher (Nr. 509 165 M.), dagegen
enttäuschten in der Qualität J. Jordaens (Nr. 426 185 M.),
Ph. Koningh (Nr. 432 110 M.) und C. Dusart (Nr. 387
91 M). Die italienischen Zeichnungen waren durchweg
ohne besonderes Interesse und von sonstigen Anhängseln
 
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