242
DER KUNSTMARKT
Palais in Dresden von Kändler modellierten lebensgroßen
Vögeln befinden sich einige, so zwei Perlhühner und zwei
Nußhäher, in der Sammlung. Da v. Pannwitz vorwiegend
bemaltes Porzellan sammelte, Meißen darin aber das Beste
leistete, so sind die anderen Fabriken weniger reich ver-
treten. Eine reizende Frankenthaler Sängerin, zwei Sevres-
platten mit Fond Rose Dubarry und eine Chinesengruppe
von Melichior verdienen eigens genannt zu werden. Viel-
leicht das Beste der ganzen Porzellansammlung stellen die
beiden kürbisförmigen Vasenpaare aus Meißen dar, die
auf blauem und auf gelbem Grunde mit Chinoiserien be-
malt sind. Wie die anderen Hauptstücke der Kollektion,
sind sie durch die Porzellanausstellungen in Dresden und in
kleinerer Kostbarkeiten vervollständigen die Sammlung zu
einem Gesamtbilde der Kunst des 15. bis zum 18. Jahr-
hundert.
Der verlockenden Aufgabe, näher auf die Sammlung
einzugehen, überhebt uns das Ende vorigen Jahres im Ver-
lage von Hugo Helbing in München erschienene Pracht-
werk »Die Sammlung von Pannwitz«, das auf 103 Licht-
drucktafeln und mit zahlreichen Textillustrationen fast alle
Gegenstände der Sammlung im Bilde wiedergibt. Der
Münchener Kunsthistoriker, Dr. E. Bassermann-Jordan, der
langjährige Leiter des Hirthschen Formenschatzes, hat
dem Werke ein Vorwort gegeben, in dem die scheinbar
willkürliche Zusammensetzung der ganzen Sammlung aus
Große runde Platte. Deruta. Anfang des 16. Jahrhunderts.
Aus Kollektion von Pannwitz, München. Auktion in der Galerie Helbing.
Berlin schon einem größeren Kreise von Interessenten be-
kannt geworden.
Klein an Zahl, aber gleichfalls sehr gewählt ist die
Sammlung der Limogesarbeiten, darunter eine Grisaille-
platte des Jehan Court dit Vigier von 1558 und eine far-
bige Emailmalerei, Christus am Kreuze darstellend, von
Leonhard Limousin. Von den Bronzen nennen wir die
Büste eines jungen Mädchens, Florentiner Arbeit, vom
Übergang der Frührenaissance zur Hochrenaissance, ferner
einen Faun mit Lampe und Eimer nach Riccios Modell.
Zwei Fayenceprunkschüsseln mit straff stilisierten Profil-
bildnissen, sowie zwei, 1540 datierte, reich lustrierte Fayence-
platten gehörten zu den schönsten und wertvollsten Majoliken
der Sammlung Somzee in Brüssel. Eine Anzahl guter,
deutscher Holzskulpturen, Textilien, Möbel und alle Arten
der Persönlichkeit des Besitzers erklärt wird; zugleich
findet Bassermann-Jordan Gelegenheit, manches Kunstwerk
aus der Kulturgeschichte seiner Entstehungszeit zu erklären,
und dadurch dem Beschauer interessanter und verständ-
licher zu machen. Auch der illustrierte Auktionskatalog,
der uns soeben vorgelegt wird, enthält Abbildungen der
meisten Sammlungsgegenstände, wenn auch in verkleinerter
Wiedergabe als das Hauptwerk. Über den Verlauf der
Auktion werden wir später eingehend berichten.
Am 17. Oktober wird die Firma Frederik Muller
& Co. in Amsterdam eine wohlbekannte deutsche Samm-
lung holländischer Bilder des 17. Jahrhunderts versteigern:
die schöne Sammlung Dahl aus Düsseldorf. Wer kannte
sie nicht, der sich für die,holländische Schule interressierte;
wer kannte den liebenswürdigen, sachverständigen Besitzer
DER KUNSTMARKT
Palais in Dresden von Kändler modellierten lebensgroßen
Vögeln befinden sich einige, so zwei Perlhühner und zwei
Nußhäher, in der Sammlung. Da v. Pannwitz vorwiegend
bemaltes Porzellan sammelte, Meißen darin aber das Beste
leistete, so sind die anderen Fabriken weniger reich ver-
treten. Eine reizende Frankenthaler Sängerin, zwei Sevres-
platten mit Fond Rose Dubarry und eine Chinesengruppe
von Melichior verdienen eigens genannt zu werden. Viel-
leicht das Beste der ganzen Porzellansammlung stellen die
beiden kürbisförmigen Vasenpaare aus Meißen dar, die
auf blauem und auf gelbem Grunde mit Chinoiserien be-
malt sind. Wie die anderen Hauptstücke der Kollektion,
sind sie durch die Porzellanausstellungen in Dresden und in
kleinerer Kostbarkeiten vervollständigen die Sammlung zu
einem Gesamtbilde der Kunst des 15. bis zum 18. Jahr-
hundert.
Der verlockenden Aufgabe, näher auf die Sammlung
einzugehen, überhebt uns das Ende vorigen Jahres im Ver-
lage von Hugo Helbing in München erschienene Pracht-
werk »Die Sammlung von Pannwitz«, das auf 103 Licht-
drucktafeln und mit zahlreichen Textillustrationen fast alle
Gegenstände der Sammlung im Bilde wiedergibt. Der
Münchener Kunsthistoriker, Dr. E. Bassermann-Jordan, der
langjährige Leiter des Hirthschen Formenschatzes, hat
dem Werke ein Vorwort gegeben, in dem die scheinbar
willkürliche Zusammensetzung der ganzen Sammlung aus
Große runde Platte. Deruta. Anfang des 16. Jahrhunderts.
Aus Kollektion von Pannwitz, München. Auktion in der Galerie Helbing.
Berlin schon einem größeren Kreise von Interessenten be-
kannt geworden.
Klein an Zahl, aber gleichfalls sehr gewählt ist die
Sammlung der Limogesarbeiten, darunter eine Grisaille-
platte des Jehan Court dit Vigier von 1558 und eine far-
bige Emailmalerei, Christus am Kreuze darstellend, von
Leonhard Limousin. Von den Bronzen nennen wir die
Büste eines jungen Mädchens, Florentiner Arbeit, vom
Übergang der Frührenaissance zur Hochrenaissance, ferner
einen Faun mit Lampe und Eimer nach Riccios Modell.
Zwei Fayenceprunkschüsseln mit straff stilisierten Profil-
bildnissen, sowie zwei, 1540 datierte, reich lustrierte Fayence-
platten gehörten zu den schönsten und wertvollsten Majoliken
der Sammlung Somzee in Brüssel. Eine Anzahl guter,
deutscher Holzskulpturen, Textilien, Möbel und alle Arten
der Persönlichkeit des Besitzers erklärt wird; zugleich
findet Bassermann-Jordan Gelegenheit, manches Kunstwerk
aus der Kulturgeschichte seiner Entstehungszeit zu erklären,
und dadurch dem Beschauer interessanter und verständ-
licher zu machen. Auch der illustrierte Auktionskatalog,
der uns soeben vorgelegt wird, enthält Abbildungen der
meisten Sammlungsgegenstände, wenn auch in verkleinerter
Wiedergabe als das Hauptwerk. Über den Verlauf der
Auktion werden wir später eingehend berichten.
Am 17. Oktober wird die Firma Frederik Muller
& Co. in Amsterdam eine wohlbekannte deutsche Samm-
lung holländischer Bilder des 17. Jahrhunderts versteigern:
die schöne Sammlung Dahl aus Düsseldorf. Wer kannte
sie nicht, der sich für die,holländische Schule interressierte;
wer kannte den liebenswürdigen, sachverständigen Besitzer