Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,2.1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8629#0091
DOI Heft:
Heft 14 (2. Aprilheft 1906)
DOI Artikel:Lose Blätter
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Gebet
Herr! schicke was du willt,
Lin Liebes oder L!eides;
Ich bin vergnügt, daß beides
Aus deinen bsänden quillt.
wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden. Lduacd Alörike
An das Herz
kaß legen sich die Ungeduld,
Sei stille, bserz, nur stille!
Dort oben waltet Daters Huld,
Der neige sich dein wille.
lVas schauest du so viel herum
Und hast so viele lVorte?
Bald wird doch alles still und stumm
An einer dunkeln pforte.
N)ir werden alle stumm und still
In unsre Gräber ziehen,
Gb einer dort sich regen will,
Vergebens ist sein Ulühen.
taß fahren, bserz, die Ungeduld,
Zur Ruhe mußt du kommen,
Und wirf dich in die vaterhuld,
Das einig bringt dir Frommen.
Und wenn wir dann so manches Iahr
Im stillen Grabe lagen,
lVird uns ein Ulorgen hell und klar
Am fernen Aufgang tagen.
Da stillt sich Durst und Ungeduld
In seinen roten Gluten,
Da will des ew'gen Vaters bsuld
In Ltrömen niederfluten.
Drum sei nur stille, ^erz, fein still,
Bald legen sich die lVellen,
Der Alles hat und geben will,
lVird deine Macht erhellen. chchenkcndorf
76 Runstwart XIX,
Herr! schicke was du willt,
Lin Liebes oder L!eides;
Ich bin vergnügt, daß beides
Aus deinen bsänden quillt.
wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden. Lduacd Alörike
An das Herz
kaß legen sich die Ungeduld,
Sei stille, bserz, nur stille!
Dort oben waltet Daters Huld,
Der neige sich dein wille.
lVas schauest du so viel herum
Und hast so viele lVorte?
Bald wird doch alles still und stumm
An einer dunkeln pforte.
N)ir werden alle stumm und still
In unsre Gräber ziehen,
Gb einer dort sich regen will,
Vergebens ist sein Ulühen.
taß fahren, bserz, die Ungeduld,
Zur Ruhe mußt du kommen,
Und wirf dich in die vaterhuld,
Das einig bringt dir Frommen.
Und wenn wir dann so manches Iahr
Im stillen Grabe lagen,
lVird uns ein Ulorgen hell und klar
Am fernen Aufgang tagen.
Da stillt sich Durst und Ungeduld
In seinen roten Gluten,
Da will des ew'gen Vaters bsuld
In Ltrömen niederfluten.
Drum sei nur stille, ^erz, fein still,
Bald legen sich die lVellen,
Der Alles hat und geben will,
lVird deine Macht erhellen. chchenkcndorf
76 Runstwart XIX,