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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,2.1906

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Heft 21 (1. Augutsheft 1906)
DOI Artikel:
Lange, Konrad von: Die Grundsätze der modernen Denkmalpflege, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8629#0494

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Erstes Angilstheft WM


Drs SrrrnäsLt^s clsr msclsrrisn NsrrkmaipkLsgs*

Seit einigen Jahren geht ein Ruf durch die üeutschen Lande, wie
er mit gleicher Dringlichkeit bisher noch niemals erhoben worden ist,
der Ruf: Schutz un'seren heimischen Kunst- und Alter-
tumsdenkmalen!

Nicht als ob diese früher der Zerstörung Preisgegeben worden
wären. Jm Gegenteil, seitdem der Vandalismus der französischen Re-
volution und der Utilitarismus der Reaktion einer bewußten Denkmal-
pflege gewichen waren, das heißt etwa seit dem Jahre s830, haben
unsere Regierungen alles getan, um die alten Baudenkmäler und be-
weglichen Kunstwerke vor mutwilliger Vernichtung und pietätloser Ver-
ünderung zu schützen. Aber lange Zeit standen sie mit diesen Be-
strebungen allein, und zahlreiche Mißgrifse aller Art, eine geradezu
unverantwortliche Verschleuderung des wertvollsten nationalen Besitzes
war die traurige Folge.

Erst während der letzten zehn Jahre wurde diese Frage, die man
in Frankreich seit Victor Hugos und Montalemberts Zeiten in breitester
Oesfentlichkeit diskutierte, auch bei uns in Deutschland zu einer allge-
meinen Angelegenheit des Volkes.

Das Verdienst, hierfür erfolgreich gewirkt zu haben, gebührt in
erster Linie unseren deutschen Geschichts- und Altertumsvereinen, die,
zuletzt in ihren Straßburger Beschlüssen vom Jahre s899, verschärste
Gesetze zum Schutz der Denkmäler forderten, und deren hieraus ge-
richtete Bestrebungen seitdem in alljährlich stattsindenden Versamm-
lungen und einem besonderen Organ „Die Denkmalpslege" ihren Aus-
druck sinden.

Durch die Debatten dieser Tage für Denkmalpflege sowie durch
die Reden und Broschüren, die in den letzten Jahren über diese Frage
erschienen sind, geht als allgemeiner Grundzug ein Gefühl üer Pietät
sür die historische Ueberlieferung, die Ueberzeugung, üaß wir die Pslicht
haben, das Erbe unserer Väter zu erhalten und alles, was uns aus
den Zeiten der Zerstörung von alten Denkmälern noch geblieben ist,
unseren Nachkommen ungeschmälert und unverändert zu überliefern.

Nur über die Art und Weise, wie das zu geschehen hat, stimmen
die Fachmänner nicht miteinander überein. Vielmehr hat sich da ein

* Diese Rede wurde am Geburtstagsseste des Königs von Württemberg
von dem Verfasser als dem derzeitigen Rektor der Universität Tübingen ge-
halten. Jhre so ruhige Sachlichkeit wird unsern Lesern gerade jetzt beim Kamps
um die Heidelberger Schloßruine von doppeltem Wert sein. A


j l- Augufthest G06
 
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