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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,2.1906

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Heft 20 (2. Juliheft 1906)
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Schumacher, Fritz: Die Dresdner Kunstgewerbeausstellung, [2]
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Kunstgenuss auf Reisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8629#0449

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zelnen Arbeiten entfaltet ist, noch eine schwer definierbare, anders-
artige Kunst zur Betätigung, die alle die einzelnen Jnstrumente
zu Orchesterwirkung zusammensaßt, eine Kunst der Charakteristik,
die architektonischen Ursprungs ist. Einen eigentlichen Einblick also
in den Stand der angewandten Krrnst einer Zeitepoche wird erst der
einheitlich sür bestimmte Zwecke geschaffene Raum geben, und des-
halb bildet die Raumkunst den natürlichen Mittelpunkt unserer Aus-
stellung, und darin liegt wohl zugleich das Ungewöhnliche, das sie
andern Ausstellungen gegenüber besitzt. Sie hat es durchgesetzt,
Räume sür sast alle Bedürfnisse unseres modernen Kulturlebens hier
sür wenige Monate in reichen und echten Materialien improvisiert
zu sehen. Jn den nahezu zweihundert Räumen, die hier als Kunst-
werke auftreten und an denen die Auslese der selbständig schasfenden
deutschen Künstler unserer Zeit sast lückenlos beteiligt ist, ist natür-
lich vor allem das Gebiet des Wohnraums nach allen seinen Ab-
stufungen hin berücksichtigt. Den Raum als Kunstwerk im engeren
Sinne repräsentiert zunächst der individuell gestaltete Raum, der, für
das Bedürfnis des Liebhabers berechnet, dem Künstler Gelegenheit
gibt, seine Eigenart in allen Schattierungen zu zeigen; er ist beson-
ders reich vertreten. Neben dieser Luxuskunst aber steht als eine
zweite Gattung der künstlerische Raum, der gar nicht individuell
sein will, sondern im Gegenteil möglichst typisch das Durchschnitts-
bedürsnis des Bürgers zum Gesichtspunkt nimmt; in zwei voll ein-
eingerichteten Etagenwohnungen und sechzehn Räumen einer Son-
derausstellung der Dresdner Werkstätten wird dieser wichtige Typus
gezeigt. Und eudlich, noch eine wirtschastliche Stufe tieser, die sinn-
gemäße und damit schöne Gestaltung des Arbeiterwohnraumes, der
eine ganze Abteilung gewidmet ist, die mehrere voll eingerichtete
Häuser zu einem freundlichen Dorfplatz zusammensügt. So wird
versucht zu zeigen, daß die neuzeitlichen Geschmacksbestrebungen
durchaus nicht, wie viele meinen, eine Sache der oberen Zehn-
tausend, eine Frage der Luxuskunst sind, sondern im Gegenteil,
daß sie bereit und sähig sind, gesunde Schönheit in alle Klassen
unseres Volkes zu tragen und damit der Lösung eines kleinen aber
nicht unwichtigen Teiles sozialer Fragen näherzukommen.

Fritz Schumacher

(Schluß folgt)

klunslgenuss auk keisen

Als Goethe die Eindrücke Noms suchte, vertiefte er sich, um
nichts Wichtiges zu verfehlen, in ein Buch „Nachrichten von Jtalien",
das ein Johann Jakob Volkmann geschrieben hatte. Deu „ehrlichen
Volkmann" nennt ihn Goethe. Jn der Familie dieses Mannes ist die
Lust lebendig geblieben, denen, die da reisen wollen, ratend bei-
zuspringen. Denn nun hat der Ururenkel besagten Jtalienführers,
Ludwig Volkmann, an dessen Vortrag „Erziehung zum Sehen" man
gerne denkt, in R. Voigtländers Verlag ein angenehm zu lesendes und
durch viele recht brauchbare Fingerzeige besonders wertvoll gemachtes

^ ^oo Runstwart XIX, 20
 
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