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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0045

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In der Volksschule pr BoAkerg.

^chon in Emmendingen hatte ich einigen Unterricht zu Hause
erhalten, sogar meQsa deklinieren lernen, in Boxberg sollte ich die
Volksschnle besuchen. Das armselige Städtchen — die Beamten nannten
es den Bloxberg — hatte nur Einen Lehrer, einen Schulmeister,
wie sie nicht mehr vorkommen, auch damals war er wohl einzig in
seiner Art.

Der Schulmeister war ein baumstarker Mann in den Fünfzigen,
ein gedienter Soldat, hatte die Kriege als Reitersmann mitgemacht, ver-
mutlich bei den badischen Husaren, die später in Dragoner umge-
wandelt wurden, und konnte lesen, schreiben und die vier Spezies
rechnen. Deshalb wurde er wahrscheinlich zum Schullehrer für gnt be-
funden. Wir waren nur wenige Kinder in der Schule und es ist
mir nichts anderes daraus geblieben, als ein wenig biblische Geschichte
vom König David und seinen Heldenthaten wider den Riesen Goliath,
die Philister und Amalekiter. Dazu erzählte der Alte uns begeistert, daß
auch er beim Kriegshandwerk gewesen und wie er es in Feindesland
gehalten habe. „Jch sag' euch, ihr Buben," rief er uns grimmig zu,
„es geht halt nichts in der Welt über einen rechtschaffenen Reiters-
mann im Krieg. Der steigt, wenn kommandiert wird, aufs Roß,
reißt den Palasch aus der Scheide, setzt die Sporen ein, und die ganze
Schwadron reitet dem Bauern in den Klee oder die Frucht, wie es
gerade kommt. Da schreit der Bauer und die Bäuerin jammert, aber
es hilft nichts und muß alles ruiniert werden. Und wenn sich der
Bauer widersetzt, so fliegt ihm der rote Hahn aufs Dach, daß die
 
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