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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0073

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Das Mannheimrr Lyeeunr.

E)an unterschied im Großherzogtum Baden bis in die fünf-
ziger Jahre Gymnasium und Lyceum; der Studiengang der fünf unteren
Klassen war in beiden der gleiche, dem Gymnasium aber fehlte die
fechste Klafse des Lyceums mit den neu hinzutretenden Lehrfächern der
Philosophie nnd Physik. Man zählte die Klasfen nicht von oben nach
unten wie heute, fondern aufsteigend von der Prima zur Sexta, wie
es in Baiern noch jetzt geschieht.

Jch wurde in Mannheim für die Tertia reif befunden, hatte
aber einige Schwierigkeit mitzukommen, namentlich in der Mathematik,
weil meine Aufnahme in die Mitte des Schuljahrs fiel. Mit Hilfe
eines gefülligen Mitschülers holte ich das Versäumte leidlich nach und
wurde im Herbst in die Quarta befördert.

Die Seele des Mannheimer Lyceums war der alternierende
Direktor der Anstalt und Hauptlehrer der Sexta, Profesfor Nüßlin.
Er war ein Schüler des großen Philologen Friedrich August Wolf
nnd gehörte dem Lyceum feit 1807 an. Der ebenso geistvolle, als
liebenswürdige und formgewandte Mann stand bei seinen Kollegen,
bei den Schülern und in ganz Mannheim in großer Achtung. Seine
Sextaner entflammte er für die Jdeale der alten klafsischen Welt, zu-
mal der griechifchen, und ich bedauere noch heute, den Unterricht des
ausgezeichneten Lehrers nicht genossen zu haben, weil ich Mannheim
fchon in der Quinta verlasfen mußte.

Neben ihm war der bedeutendste Lehrer der Profesfor der Mathe-
matik und Physik an den vier oberen Klasfen, Wilhelm Eifenlohr.
 
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