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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0079

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Das Mannheimer Lyeenm.

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hatte, er aber erklärte kühl und bestimmt die damals so viel bewun-
derte Komödie sür prosodische Küustelei ohue Poesie und Humor.

Jolly war uugewöhnlich nüchtern uud erust für sein Alter, ob-
wohl ihm der Sinu für Humor uicht abging. Eine lustige kleine
Geschichte, die mit unserer Schulzeit zusammenhiug, erzählte er mir
in den siebziger Jahren, als ich ihu eines Tags amtlich in An-
gelegenheiten der Freiburger medizinischen Fakultät in Karlsruhe auf-
suchte; er war damals Staatsminister und Excellenz. — „Du wirst dich,"
begann er lächelnd, „an unsern Schulkameraden B. aus W. erinnern.
Er ist Theologe geworden und jetzt Landpfarrer im Unterland. Jch
habe ihn seit den Universitätsjahren nicht mehr gesehen, bis er gestern
in Sachen seiner Gemeinde bei mir war. Er kam in mein Bureau,
verbeugte sich beinahe bis anf den Boden und begann: „Excellenz
geruhten . . Jch unterbrach ihn mit den Worten: „Lieber B., laß
die Excellenz, wir sind alte Schulkameraden, teile mir dein Anliegen
ohne weitere Umstände mit!" — Er verbeugte sich noch tiefer und
fing wieder an: „Excellenz haben geruht . . . ." — Da mußte ich
lachen nnd sagte: „Nun gnt, wie du willst, nenne mich Excellenz und
Sie, ich bleibe bei dem alten Du."
 
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