Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0161

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Pauken.

141

Götz von Berlichingen und seine ritterlichen Vettern sich ehemals
ununterbrochen ihre Eisenwämmse ausklopften. — Div Suevia hatte
sogar einen Erbfeind in der Rhenania, weil ihr diese die Mannheimer
Füchse wegkaperte, während sie doch als anerkannte Verweterin der
badischen Studentenschaft auf die Mannheimer Anspruch zu haben
meinte. Die beiden Verbindungen haßten sich gegenseitig, >rid an
Ostern 1842 hatte die Erbitterung einen hohen Grad erreicht.

Auf dem allgemeinen Abschiedskommers pflegte jeder Hader zu
schweigen, diesmal aber kam es zu einem kaum erhörten Skandal.
Der Senior der Rhenanen hatte es gewagt, unseren Korpsbiudcr
Bernhard Beck, diesen Ausbnnd von Tapferkeit, zu hänseln und seiw -
Mut anzuzweifeln, worauf ihm dieser, ohne ein Wort zu erwidrr
eine kommentwidrige Ohrfeige versetzte. Eine solche Verletzung des
Komments unter Korpsburschen war in Heidelberg noch nie vör-
gekommen. Der Seniorenkonvent erteilte der Rhenania die Erlanbüi
Beck beim Amte zu verklagen, das solche Vergehen mit Koufllium
oder Relegation bestrafte, aber Beck hatte sein Abgangszeugnis w
der Hochschule bereits in der Tasche und verließ Heidelberg sofw l.
Für ihn sollte nunmehr die ganze Snevia büßen. Jm nächsteu
Semester verbündeten sich vier der bestehenden iechs Korps, um'
die Schwaben zu züchtigen, die nur in den Naswuern, die her
nicht mehr bestehen, treue Alliierte fanden. Die SueNa war gercr
in diesem Semester auf eineu Bestand von wenigen Leuten zurü
gegangen, ihre sechs Korpsburschen mußten jeder zehnmal die Mens
betreten, doch kämpften sie sast in allen Waffengängen siegreich.

Ungeachtet ihres guten Willens hatte es den Korps Zu Anfar
des Jahrhuuderts nicht recht gelingen wollen, den rohen Burschenti
zu verfeinern. Sie rückten einander hüufig abends auf die Kneipa
randalierten und kontrahierten, wobei es oft garstig zuging. Da b
schloß der Seniorenkonvent, immer bedacht auf die Hebung der Sittei
diesen Brauch abzuschaffen und für das Paukbedürfnis in andest.
Weise zu sorgen. Er dekretierte ewigen Frieden zwischen den Korpl -
kneipen, verbot die gegenseitigen Einbrüche puo Alop-m xutuius, un
richtete besondere Kontrahierabende ein, in zu diesem Zwecke gennetete
Sälen, am liebsten im faulen Pelz.
 
Annotationen