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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0181
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Die allgemeine Studentenschaft.

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sondern nur seine Mißbilligung aussprechen. Glücklicherweise brauchte
es nie zu tagen, kein Mensch nahm es in Anspruch, denn, so un-
glaublich es erscheinen mag, es kam im Laufe des ganzen Semesters
zu keinem Ehrenhandel, noch weniger zu einem Duell. Die Korps
sollten die Freude nicht haben, daß die Opposition unter sich selbst
pauke. Obwohl unter den 300 jungen Leuten, die sich an der
Reform beteiligten, ein reger Verkehr bestand und viel und lebhafi
diskutiert wurde, kam es doch nie zu Jnjurien und Forderungen, man
war in der That besser erzogen, als man bis dahin wußte. Man lernte
sich zügeln, auch wenn es laut und heiter znging. Machte die Oppo-
sition doch oft gemeinsame Spaziergänge auf das Schloß oder die
Hirschgasse zu Hunderten, und jeder Student war willkommener Gast.

Unser Vorgehen wirkte anf die Korps zurück. Die Mensuren
nahmen bei ihnen mehrere Jahre lang an Häufigkeit ab.

Mag auch mancherlei Thorheit bei unsrer Reformbewegung unter-
laufen sein, sie machte uns Ehre und füllt eines der schönsten Ge-
schichtsblätter der Heidelberger Studentenschaft.

Kußmaul, A., Jugenderinnerungen.

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