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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0188

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Drr Nrckarlnmd.

29. Januar 1845 machte mir Adolf Hexamer, ein älterer
Mediziner, die Mitteilung, daß er und zehn andre Alemannen sich
entschlossen hätten, auszutreten, weil das' Programm der Verbindung
ihnen nicht mehr gennge. Sie wollten nicht auf halbem Wege stehen
bleiben, sondern die Grundsütze des entschiedenen Fortschritts in
Wissen, Glauben und Politik pflegen. Einige Gleichgesinnte aus den
andern Verbindungen würden sich ihnen zugesellen.

Diese Nachricht überraschte und erschreckte mich. Jch beschwor
ihn, seine Freunde möchten ihr Vorhaben nochmals mit einigen von
uns Aelteren besprechen, ihr Schritt sei verhängnisvoll, ihre Ver-
bindung werde ein politischer Klub sein und die ganze stndentische
Reform gefährden, es war vergebens. Er rückte nun mit der vollen
Wahrheit heraus: ihre Verbindnng war bereits Thatsache, sie nannten
sich den Neckarbund, außer den zehn Alemannen hatten sich ihnen
noch drei Mitglieder andrer Verbindnngen ang,eschlossen. Sie ver-
zichteten auf sarbige Bänder als kindische Abzeichen, legten ihre blauen
Mlltzen ab und stolzierten zunächst in grünen Samtmützen einher,
vertauschten diese aber bald mit den dunkeln Filzhüten, die man damals
nach dem roten Hecker Heckerhüte und 1848 Freischärlerhüte nannte.

Blind, der mit sämtlichen oben genannten Karlsruher Füchsen
dem Neckarbunde beitrat, hat, wie Proelß (a. a. O.) mitteilt, darüber
mit den Worten berichtet, ihre grünen Samtkappen oder grauen Filz-
hüte seien manchem Landsmannschafter aus adligem Geblüt oder
bureaukratischer Familie ein Dorn im Auge gewesen, denn sie hätten
 
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