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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0226
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Das philosophische Zwangstollegium.
beeilte ich mich, es zu belegen, um durch meine Unterschrift auf der
Liste ihm zu zeigen, wie dankbar ich sei. Wie es kam, daß ich
dieses merkwürdige Publikum gar uicht besuchte, ist mir nicht erinner-
lich. Am Eude meiues letzten Semesters holte ich bei dem mir durch
seiuen Neffen Fritz Kapp persönlich bekaunteu uud wohl gewogenen
Philosophen die Besuchszeugnisse. Er empfing mich mit gewohnter
Liebenswürdigkeit uud testierte: „Mit ausgezeichnetem Eifer und größter
Aufmerksamkeit".
Der Kollegzwang hatte uuglaubliche Mißbräuche zur Folge. Er
kam uiemand zu gut, als uudotierten oder schlecht dotierten Dozenten,
viele Vorlesungen wurden nicht aus Lust und Liebe zur Sache und
uicht mit der nötigen Sachkeuntnis angekündigt und abgehalten, sondern
einzig der Vorschrift und des Honorars wegen. Etliche Beispiele
mögen diese Behauptung begründen.
Ein den Studenten geradezu lächerlicher Dozent las uuter andern
Zwangskollegien regelmäßig eiue einstündige Vorlesung über Tier-
heilkunde, obwohl er kaum je in andere Ställe gekommen war, als
in den seinigen und in die der Landorte, wo er auf der Praxis seine
Rosinante einstellte. Er kündigte eines Tags am schwarzen Brett
im Universitätsgebäude Vorlesungen an: „nach Verlangen über alle
Zweige der medizinischen Wissenschaft." Ein Student schrieb dahinter:
„und über alle Zweige des meuschlichen Wissens".
Drei badische Mediziner hatten in ihrem letzten Semester zu
spät bemerkt, daß sie versäumt hatten, die Vorlesung über Zoologie
zu belegen, und daß der Ordiuarius sie für dieses Semester nicht an-
gekündigt hatte. Sie wandten sich an einen, im übrigen kenntnis-
reichen Dozenten der Physiologie, in dessen Kasse eine dauernde Ebbe
herrschte, und trafen mit ihm ein Abkommen. Er verpflichtete sich,
ihnen ein dreistündiges Privatissimum über Zoologie zu testieren,
wenn sie ihrerseits versprächen, es nie zu schwänzen. Dafür gab er
die Zusage, das ganze Tierreich innerhalb einer Woche abzuhandeln.
Der Lehrer und die Schüler hielten redlich Wort.
Das philosophische Zwangstollegium.
beeilte ich mich, es zu belegen, um durch meine Unterschrift auf der
Liste ihm zu zeigen, wie dankbar ich sei. Wie es kam, daß ich
dieses merkwürdige Publikum gar uicht besuchte, ist mir nicht erinner-
lich. Am Eude meiues letzten Semesters holte ich bei dem mir durch
seiuen Neffen Fritz Kapp persönlich bekaunteu uud wohl gewogenen
Philosophen die Besuchszeugnisse. Er empfing mich mit gewohnter
Liebenswürdigkeit uud testierte: „Mit ausgezeichnetem Eifer und größter
Aufmerksamkeit".
Der Kollegzwang hatte uuglaubliche Mißbräuche zur Folge. Er
kam uiemand zu gut, als uudotierten oder schlecht dotierten Dozenten,
viele Vorlesungen wurden nicht aus Lust und Liebe zur Sache und
uicht mit der nötigen Sachkeuntnis angekündigt und abgehalten, sondern
einzig der Vorschrift und des Honorars wegen. Etliche Beispiele
mögen diese Behauptung begründen.
Ein den Studenten geradezu lächerlicher Dozent las uuter andern
Zwangskollegien regelmäßig eiue einstündige Vorlesung über Tier-
heilkunde, obwohl er kaum je in andere Ställe gekommen war, als
in den seinigen und in die der Landorte, wo er auf der Praxis seine
Rosinante einstellte. Er kündigte eines Tags am schwarzen Brett
im Universitätsgebäude Vorlesungen an: „nach Verlangen über alle
Zweige der medizinischen Wissenschaft." Ein Student schrieb dahinter:
„und über alle Zweige des meuschlichen Wissens".
Drei badische Mediziner hatten in ihrem letzten Semester zu
spät bemerkt, daß sie versäumt hatten, die Vorlesung über Zoologie
zu belegen, und daß der Ordiuarius sie für dieses Semester nicht an-
gekündigt hatte. Sie wandten sich an einen, im übrigen kenntnis-
reichen Dozenten der Physiologie, in dessen Kasse eine dauernde Ebbe
herrschte, und trafen mit ihm ein Abkommen. Er verpflichtete sich,
ihnen ein dreistündiges Privatissimum über Zoologie zu testieren,
wenn sie ihrerseits versprächen, es nie zu schwänzen. Dafür gab er
die Zusage, das ganze Tierreich innerhalb einer Woche abzuhandeln.
Der Lehrer und die Schüler hielten redlich Wort.