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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0228

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Die klinischen Anstalten.

Umstände" unter seiner Regiernng nicht kommen wollten, so blieb die
Universität ohne Kliniken, bis sie an Baden fiel. Karl Friedrich erst,
ihr Neubegründer, schaffte ihr die fehlenden Mittel zur Herstellung
der nötigen Anstalten und berief tüchtige klinische Lehrer.

Jn dem überkommenen medizinischen Lehrkörper fand Karl Frie-
drich glücklicherweise einen Mann von Kopf und Herz, der ihm mit
gutem Rat an die Hand ging, einen Heidelberger von Geburt, Franz
Änton Mai. Auf Drängen der menschenfreundlichen, an eigener Person
schwergeprü^sten Gemahlin des Kurfürsten Karl Theodor war 1766
in Mannheim eine Entbindungsanstalt errichtet worden; Mai, erst 24
Jahre alt, wurde als Hebammenlehrer mit der Leitung dieser Anstalt
betraut *. Sieben Jahre später zum Professor in Heidelberg ernannt,
hatte er sich durch geburtshilfliche Schriften Ansehen verschafft, auch war
sein witziger: „Stolpertus. ein junger Arzt am Krankenbette," ein viel
gelesenes Buch. Dieser thatkräftige Mann riet Karl Friedrich zum An-
kauf des Dominikanerklosters für die Zwecke der Universität, bewirkke
die Verlegung der Mannheimer Entbindnngsanstalt nnd Hebammen-
schule nach Heidelberg und ihren Anschluß an die Hochschule, ihm
endlich verdankte man außer der Berufung Ackermanns auch die von
Franz Karl Nägele als a. o. Professor der Geburtshilfe und Direktor
der Entbindungsanstalt.

Schon ein Jahr vor Ackermanns, 1815 erfolgtem Tode war
Professor Conradi von Marburg als Patholog nach Heidelberg be-
rnfen worden, er richtete in dem Dominikanerkloster die erste stationäre
Klinik ein und verband sie mit der Poliklinik, die Ackermann ge-
schaffen hatte. Ein Jahr nach dem Tode Ackermanns kam, wie schon
erwähnt, Tiedemann für Anatomie und Physiologie, und noch ein
Jahr später, 1817, wnrde Maximilian Josef Chelius mit dem Lehr-
stuhl sür Chirurgie und Augenheilkunde betraut. Er war badischer
Regimentsarzt gewesen und zählte erst 23 Jahre, erwies sich aber
als der richtige Mann, denn er war ein geschickter Chirurg und
tüchtiger Organisator in einer Person.

* Man vergleiche die Festrede von Otto Becker: Zur Geschichte der medi-
zinischen Fakultät in Heidelberg, vom 22. November 1876.
 
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