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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0260
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Jakob Henle.
dem sie fein genug erzogen sei. Jhr Schatz sei ein schmucker Fleischer,
der zwei solcher schmüchtigen Doktoren aufwiege.
Zwischen den jnngen, von Zürich berufenen Professoren und
den alten wollte sich je länger desto weniger ein freundliches Ver-
haltnis gestalten. Sie waren zu verschieden in Jahren, politischen
Anschauungen, gesellschaftlichen Gewohnheiten, zweifelsohne auch in
ihren Ansichten über das medizinische Lehren nnd Lernen.
Merkel hat in der Biographie Henles (S. 214) einen Bries mit-
geteilt, den dieser an Pfingsten 1844 an seine Angehörigen geschrieben
hat, — der Brief wäre wohl besser ungedrnckt geblieben. Er ist aus
einer schrecklichen Stimmung hervorgegangen, die sich vermutlich aus
Ereignissen in Henles elterlicher Familie, die Merkel andeutet, erklärt.
Henle nennt darin seine alten Kollegen langweilige Zöpfe, nnter denen
zu sitzen für ihn und Pfeufer eine „Degradation" sei, sie benützten
den Ruf und die Herrliche Lage Heidelbergs, um sich in behaglicher
Ruhe zu mästen, und schlössen sich gegen Eindringlinge ab; alles,
außer ihren Wohnungen, Landhäusern nnd Weinbergen, s^ in einem
erbärmlichen Zustande. — Welche ungerechteBeschuldigungen! Die lang-
weiligen Zöpfe hatten Heidelbergs medizinischen Weltruf geschaffen nnd
die Berufung der Züricher bei der Regierung beantragt. Glichen diese,
in gesegneter Arbeit ergrauten Gelehrten zur Ruhe gesetzten, seisten
Mandarinen? Seit wann ziemte sich's nicht für einen akademischen
Lehrer, ein eigenes Heim, die Sehnsucht des Aermsten, zu erwerben?
Zu eignem Herd und Haus hatten es die alten Herrn allerdings ge-
bracht, aber ein Landhaus besaß keiner, vielleicht wohl einen Rebgarten,
aber was wollte das in Heidelberg bedeuten? Der Einzige, der es zu
größeren Glücksgütern gebracht hatte, war Chelins, und dieser hatte
sie durch seine unermüdliche Thätigkeit und ein seltenes chirurgisches
Geschick erworben.
Henle und Pfeufer fanden bald jüngere nnd gleichgestimmte
Kollegen außerhalb der Fakultät: Jolly, Häußer, Gervinus, v. Vangerow
u. A., denen sie nahe traten. Die Wogen der Politik stiegen mit
jedem Jahre höher. Gervinus gründete die deutsche Zeitung. Aus
seiuer Feder sloß eine Reihe von Artikeln, die den „reaktionären
Jakob Henle.
dem sie fein genug erzogen sei. Jhr Schatz sei ein schmucker Fleischer,
der zwei solcher schmüchtigen Doktoren aufwiege.
Zwischen den jnngen, von Zürich berufenen Professoren und
den alten wollte sich je länger desto weniger ein freundliches Ver-
haltnis gestalten. Sie waren zu verschieden in Jahren, politischen
Anschauungen, gesellschaftlichen Gewohnheiten, zweifelsohne auch in
ihren Ansichten über das medizinische Lehren nnd Lernen.
Merkel hat in der Biographie Henles (S. 214) einen Bries mit-
geteilt, den dieser an Pfingsten 1844 an seine Angehörigen geschrieben
hat, — der Brief wäre wohl besser ungedrnckt geblieben. Er ist aus
einer schrecklichen Stimmung hervorgegangen, die sich vermutlich aus
Ereignissen in Henles elterlicher Familie, die Merkel andeutet, erklärt.
Henle nennt darin seine alten Kollegen langweilige Zöpfe, nnter denen
zu sitzen für ihn und Pfeufer eine „Degradation" sei, sie benützten
den Ruf und die Herrliche Lage Heidelbergs, um sich in behaglicher
Ruhe zu mästen, und schlössen sich gegen Eindringlinge ab; alles,
außer ihren Wohnungen, Landhäusern nnd Weinbergen, s^ in einem
erbärmlichen Zustande. — Welche ungerechteBeschuldigungen! Die lang-
weiligen Zöpfe hatten Heidelbergs medizinischen Weltruf geschaffen nnd
die Berufung der Züricher bei der Regierung beantragt. Glichen diese,
in gesegneter Arbeit ergrauten Gelehrten zur Ruhe gesetzten, seisten
Mandarinen? Seit wann ziemte sich's nicht für einen akademischen
Lehrer, ein eigenes Heim, die Sehnsucht des Aermsten, zu erwerben?
Zu eignem Herd und Haus hatten es die alten Herrn allerdings ge-
bracht, aber ein Landhaus besaß keiner, vielleicht wohl einen Rebgarten,
aber was wollte das in Heidelberg bedeuten? Der Einzige, der es zu
größeren Glücksgütern gebracht hatte, war Chelins, und dieser hatte
sie durch seine unermüdliche Thätigkeit und ein seltenes chirurgisches
Geschick erworben.
Henle und Pfeufer fanden bald jüngere nnd gleichgestimmte
Kollegen außerhalb der Fakultät: Jolly, Häußer, Gervinus, v. Vangerow
u. A., denen sie nahe traten. Die Wogen der Politik stiegen mit
jedem Jahre höher. Gervinus gründete die deutsche Zeitung. Aus
seiuer Feder sloß eine Reihe von Artikeln, die den „reaktionären