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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0284

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Die Vorbereitung zur Prüfung.

Memorieren und hörten einander das Gelernte tüglich ab; auch repe-
tierten wir in größeren Zwischenräumen das Wichtigste. — Diese Me-
thode der Vorbereitung aus strenge Examina darf anfs beste empfohlen
werden; nach Ablauf des Jahres konnten wir mit größter Gemüts-
ruhe es wagen, in Karlsruhe vor dem Teufel zu paradieren — sein
voller Name und Titel war Sigmund Teufsel, großherzoglich badischer
Geheimer Rat, Direktor der Sanitätskommission, die dem Ministerium
des Jnnern als oberste Sanitätsbehörde des Großherzogtums bei-
gegeben war, und Vorstand der medizinischen Prnfnngskommission.

Das Examenschifflein, das uns in den sichern Hafen der ärzt-
lichen Praxis tragen sollte, war mit vielem, nach der glücklichen Landung
alsbald unnützem Ballaste beladen. Es ist noch heute so, doch war
es ehemals viel schlimmer damit bestellt, als heute, und ganz wird
es sich niemals vermeiden lassen. Jst man in eigener Person einst
mit all dem vorgeschriebenen Wissen glücklich durch die Klippen der
alten Staatsprüfung gesegelt, so begreift man, warum Genies wie
Skoda nnd Dieffenbach nach zuverlässigen Versicherungen an den Felsen
gescheitert sind. Sie hatten den toten und an sich wertlosen Ballast
verachtet und litten, zu leicht beladen, deshalb Schifsbruch. — Kleineren
Geistern, die das gleiche Los traf, war das Mißgeschick der Genies
Balsam für ihre Wunde, ja, fast mit Stolz wiesen sie anf ihre be-
rühmten Schicksalsgenossen.
 
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