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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0498

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478

Auf dem Pegasus.

7. Barstllai.

„Barsillai, mein Lieber," sprach David beim Scheiden,
„Du ließest in Scharlach und Seide mich kleiden,

Du hast mich gespeist und gebettet weich,

Als ich flüchtig durchirrte mein abtrnnnig Reich.

„Die Fürsten und Edeln in meinen Staateu,

Sie haben an Absalou mich verraten,

Vergalten mit Aufruhr mir Ehren und Gold,

Dn dauktest mir nichts und bliebst mir hold.

„Du hast mir in Trübsal zur Seite gesessen,

Das soll meine Seele dir nimmer vergessen!

Wie kann ich dir lohnen? wie führ' ich es aus?

Komm mit mir nach Zion und tcile mein Haus!"

Drauf jener: „Mein König, es soll dich nicht kränken,
Du möchtest mit Gnade mich sürstlich bedenken,

Doch siehe, wie Silber erglänzet mein Haar,

Jm Nacken lastet das achtzigste Jahr.

„Drum willst du die Treue nach Wunsche mir lohnen,
So lasse mich ferner auch ruhig wohnen
Uud sterben da, wo mir Weib und Kind
Und Vater nnd Mntter begrabeu sind.

„Was soll zu Zion iin Königshause
Mein stumpfer Gaumen bei deinem Schmanse?

Ein anderes Bett, ein anderes Brot,

Mein Herr nnd König, das wäre mein Tod.

„Meine müde Seele in stillem Sinnen,

O, lasse die goldenen Fäden sie spinnen
Vom granen Flachs der Vergangenheit
Hier, wo ich verbracht die Jugendzeit.

„Ja, laß nnter meinen alten Bäumen
Von meinen Jugendgespielen mich träumen,

Sie sind schon lange hinweg gerafft,

Die Bäume prangen in voller Kraft.
 
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