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Erscheinen monatlich dreimal. — Man abonnirt bei allen Buch- i»^, -F FH Preis für etnen Band von 24 Nummern 3 fi. rhein., oder 1 Rthlr.
undKunfihandlnngen, allen Postämtern und Zeitungserpeditlonen. E' „ ' u» V» 21 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. rhein., oder 3 Sgr.
Ein verlornes Blatt aus dem Tagebuch
eines politifchen Dichters.
„Den Anfang meiner glänzenden Laufbahn macht' ick
in der kleinen Residenzstadt Witzwinkel. Jch hatte dort
in gewählten Zirkeln das Glück, für ausnehmend witzig,
geistreich und wohlunterrichtct zu gclten. Man traute meinen
Fähigkeiten das Beste zu und hiclt mich für eincn vorzüg-
lichen Kopf, weil ich mich in die Farbe jedcr herrschenden
Thorhcit klcidete. Deßhalb ward ich von viclen Partheien
geduldet und endlich von ciner auf den.Schild gehoben. Jch
darf behaupten, daß mich meine Bescheidenhcit emporgetragen.
„Abcr auch dicse. vorzügliche Tugcnd blieb, da sie mir
so einträglich ward, nicht ohne Neider. Jch pflegte einigcn
Umgang mit dem geistrcichcn Journalisten Hauschnabel,
dem giftigsten Scorpion, der mir je vorgckommen. Er fing
bald an, mich mit seinen Witzbolzen zu spicken und konnte
cndlich nicht aufhvren, mich eines dummen Volkes goldnes
Kalb zu nennen. Das aber setzte mich beim großen Publi-
kum nur noch mehr in Achtung, denn Hauschnabel griff jede
hervorragende Persönlichkeit an, die ultrakiberalste wie die
ultramontanste. So mußte mir auch der Neid mein bcneidetes
Gut nur vergrößern. Da ich mich nun eines großen Hinter-
haltes versichert hatte, so glaubt' ich nicht viel dabci zu
wagen, wenn ich versuchte, meinem Gcgner einen Spcer in
den Bauch zu werfen. Jch traf ihn so glücklich, mit solcher
epigrammatischen Schärft, daß er wüthend schwur, stch an
mir rächen zu wollcn, wie sich noch kein Sterblicher gerächt
habe. Jch war nicht ohne alle Furcht vor dcr Rache dieses
Menschen; weik cr jedoch währcnd einiger Wocheu nichts
gegen niich unternahm, so vergaß ich bald seine Drohung.
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Erscheinen monatlich dreimal. — Man abonnirt bei allen Buch- i»^, -F FH Preis für etnen Band von 24 Nummern 3 fi. rhein., oder 1 Rthlr.
undKunfihandlnngen, allen Postämtern und Zeitungserpeditlonen. E' „ ' u» V» 21 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. rhein., oder 3 Sgr.
Ein verlornes Blatt aus dem Tagebuch
eines politifchen Dichters.
„Den Anfang meiner glänzenden Laufbahn macht' ick
in der kleinen Residenzstadt Witzwinkel. Jch hatte dort
in gewählten Zirkeln das Glück, für ausnehmend witzig,
geistreich und wohlunterrichtct zu gclten. Man traute meinen
Fähigkeiten das Beste zu und hiclt mich für eincn vorzüg-
lichen Kopf, weil ich mich in die Farbe jedcr herrschenden
Thorhcit klcidete. Deßhalb ward ich von viclen Partheien
geduldet und endlich von ciner auf den.Schild gehoben. Jch
darf behaupten, daß mich meine Bescheidenhcit emporgetragen.
„Abcr auch dicse. vorzügliche Tugcnd blieb, da sie mir
so einträglich ward, nicht ohne Neider. Jch pflegte einigcn
Umgang mit dem geistrcichcn Journalisten Hauschnabel,
dem giftigsten Scorpion, der mir je vorgckommen. Er fing
bald an, mich mit seinen Witzbolzen zu spicken und konnte
cndlich nicht aufhvren, mich eines dummen Volkes goldnes
Kalb zu nennen. Das aber setzte mich beim großen Publi-
kum nur noch mehr in Achtung, denn Hauschnabel griff jede
hervorragende Persönlichkeit an, die ultrakiberalste wie die
ultramontanste. So mußte mir auch der Neid mein bcneidetes
Gut nur vergrößern. Da ich mich nun eines großen Hinter-
haltes versichert hatte, so glaubt' ich nicht viel dabci zu
wagen, wenn ich versuchte, meinem Gcgner einen Spcer in
den Bauch zu werfen. Jch traf ihn so glücklich, mit solcher
epigrammatischen Schärft, daß er wüthend schwur, stch an
mir rächen zu wollcn, wie sich noch kein Sterblicher gerächt
habe. Jch war nicht ohne alle Furcht vor dcr Rache dieses
Menschen; weik cr jedoch währcnd einiger Wocheu nichts
gegen niich unternahm, so vergaß ich bald seine Drohung.
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