Leuchtkugeln: Randzeichnungen zur Geschichte der Gegenwart (2.1848)

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Das Lustspiel im Militärbad.

Eine wahre Geschichte.

Es war an einem heißen Ju-
litag, als der Ober-Lieutenant
Degenknopf aus dem Garnisons-
städtchen G. in der Residenz an-
kam, wohin er versetzt worden
war, nm hier ferner in der Linie
zu dienen.

Unser Kriegsmann war et-
was sehr corpulenter Natur und
sein gewichtiges Bäuchlein gestal-
tete sich zu der kleinen Figur
höchst komisch. Jn der Kaserne
angelangt, wo ihn außer einigen
befreundeten Officieren Niemand
kannte, klagte er über die gewal-
tige Hitze, die von Stunde zu
Stunde immer höher stieg.

Von seinen Fenstern aus
blickte er hinüber nach den kühlen
Wogen der Elbe und erkannte
an der Form der Bretter und Planken, daß daselbst ein
Militärbad fich befinde.

Er machte sich sogleich dahin auf und kam schweißtrie-
fend an Ort und Stelle an. Das Bad war durch Bretter-
verschlag in zwei Theile gebracht. Der große Raum war
das Mannschaftsbad, wo Unteroffiziere und Gemeine ihre

Glieder wuschen, während der klei-
nere Raum uur von den Offi-
zieren benutzt werden durfte.

War es nun Unkenntniß mit
der Sache oder lockte das große,
weite Bassin des Mannschaftsba-
des, kurz der dicke Lieutenant
beschloß: hier zu baden. Als
er fich entkleidet und seine völlige
Armatur mit dem Hemd zugedeckt,
watschelte er in das Bad und die
Wellen der Elbe brandeten um
Ober-Lieutenants wohlgenährtes
Bäuchlein. Ach! das war Er-
quickung; er tauchte sogar sein
Haupt unter, dessen Mittelpunkt
Erinnerungen an die Lüneburger
Haide erweckte. Der täglich nach
Bartwichse seufzende Schnurrbart
war entsetzlich zerzaust.

Während er so die Freuden des Vades genoß und sich
in dem herrlichen Elbstrom ganz cannibalisch wohl besand,
rückten singend und pfeifend mehrere Soldaten an, Leute vom
Train, bekanntlich eine hübsche Sorte, und die ausgelassen-
fien in der ganzen Armee.

„Der Teufel, was ist denn da für ein kleiner Nack-