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Wie rntin Deputicte rncriHt.

Lildcr aus dcm Lebcn, von Lhr. H.

I. Pfarrer und Landrichter.

Pfarrer (hereintretend). Habe die Ehre, Herr Land-
richter.

Lan drichter (ohne aufzusehen). Was wollen Sie?

Pfarrer. E ne kleine Anfraze wegen meines Pro-
zesfes, Herr Landrichter; aber lassen Sie mich zuvor meine
ungcheuchclte Freude über Jhr gesundes —

Landrichtcr (ungcdukdig). Zur Sache mein Herr, ich
habe kvine Zeit zu verlieren.

Pfarrer. Glaub's wohl, mein Werthester! Die be-
vorstehenden Landtagswahlen machen viele Arbeit
und Verdruß. Es herrscht aber auch dießmal eine bedeu-
tende Ausreguug in allen Schichten der Gescllschaft. Allent-
halben schleichen, ich weiß das am besten, verkappte und
offenc Wühler im Land umher, und suchen ihrer Partei

Kräfte zu gewinnen. (Näher zum Landrichter und in vertrau-
lichem Ton.) Ja ja, Herzenslandrichter, jetzt heißk's: aufge->
paßt, wenn man seiner Sache gewiß werden will.

Landrichter (spöttisch). Das seid ihr Herren
von der Kanzel imm er gewesen. Doch, um kurz zu sein,
ich verstehe nicht, weßhalb Sie gerade mich zum Vertrauten
Jhrer charmanten Plane machen wollen. Sie wissen doch — ?

Pfarrer (mitleidig). Jch weiß Alles lieber Landrichter,
und.habe mich empört über den Nndank des Staates, der
bei der neucn Organisation des Justizwesens
neben andern Beschränkungen unsern alten ver-
dienten Beamten auch noch ihr bischen Gehalt
vermindern möchte. Aber so geht's nun einmal: heute
mir, morzen dir. Jch habe vor ein paar Tagen mit dem
Präsidenten gesprochen. Der sagte — doch ich darf Sie
nicht länger belästigen. Da ich Sie so überhäuft mit Arbeit
finde, will ich mich ein andermal um meinen Prozeß erkun-
dizen. Recht guten Morgen, Herr Landrichter. (Will gehen.)

Landrichter (auffallend ariig). Bitte, bleiben Sie doch
mein Bester! Sie können gleich die nöthizen Aufschlüsse cr-
fahren. Hier ist ein Scssel, sttzen wir uus. (Sie setzen fich.
Der Lundrichter sucht einen Akt und blättcrt darin.) Alfo mit
dem Präsidenten haben Sie darüber gesprochen ?

Pfarrer (lauernd). Iq, por zwei oder drei Tagen,
als ich in der Hauplstadt war. — Er sprach seiu Bedauern
über diese Maßrezel aus, aber mit dem Minister meinte er,
ließe stch nichts machen. So wie die Kammer darauf
eingeht —





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