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https://doi.org/10.11588/diglit.29849#0091
^WMeV WHM. 11.
Erscheinen wöchentlich einmal. — Man abonnirt bei allen Buch- ^ Preis für einen Band von 24 Nummern 3fl. rhein., oder 1 Rthlr.
undKunsthandlungen, allen Postämternund ZeitungSerpeditionen. Zi Sgr. Einzelne Nummern kosten 9kr. rhein., vder 3 Sgr.
Barbarossa.
Von Roderich Benedir.
(Schluß )
Während wir nun weiter
ritten nach Rendsburg zu,
Legehrte der Kaiser Auskunst
über die Lage der Welt, über
das Verhältniß der Staaten.
Jch gab ihm einen kurzen
Abriß der Geschichte seir sei-
nem Schlafengehen und dü-
skerer und düsterer ward sein
Antlitz. Das tragische Ende
des Hauses Hohenstaufen,
die Entdeckung Amerika's und
anderer Welttheile und die
Besttznahme derselben durch
andere Völker, wobei Deutsch-
land leer ausging, der drei-
ßigjährige Krieg, der Verfall
des deutschen Reiches, die
Schmach, daß eiu fränkischer
Herrscher Protcktor eines
deutschen Fürstenbundes war
und seine Vrüder auf deutschen
Thronen saßen, konnten dem
alten Helden allerdings nichr
erheitern. Jch sprach dann
von der Neuzeit, von dem
Brechen des französischen Hofes und von dem Jahre 1848,
das die Völker in ihren tiefsten Tiefen aufrührte. Sinnend
lah mich oft sein kluges Auge an, er erfaßte wohl den Zu-
sammenhang der Begebenhei-
ten, nicht immer aber die
Veränderungen des Zeitgei-
stes, der weltherrfchenden Jdeen,
welche die Begebenheiten her-
vorbrachten.
Als ich ihm von der un-
geheuern Ausdehnung Ruß-
lands erzählte, schüttelte er
den Kopf, er hatte noch kei-
nen Rusfen gekannt, nur ein
Großfürst von Kiew war
ihm erinnerlich.
Als ich von den Polen
berichtete, nickte er mit dem
Kopfe, die Polen kannte er,
ihr König Boleslav hatte die
Schwere seines siegenden Ar-
mes gefühlt.
Jch sprach von der Auf-
lehnung der Czechen gegen die
Deutschen, da rief er unwillig:
„die Undankbaren! Jch habe
dieses Böhmen erst erhoben,
habe es zum Königreich ge-
macht. Vasallen sind sie des Reichcs, solange ein Reich besteht!
Dann sprach ich ihm von Oesterreich, seiner Macht und Aus-
dehnung, von dem italienischen Kriege. Diefer regte ihn auf.
ii
Erscheinen wöchentlich einmal. — Man abonnirt bei allen Buch- ^ Preis für einen Band von 24 Nummern 3fl. rhein., oder 1 Rthlr.
undKunsthandlungen, allen Postämternund ZeitungSerpeditionen. Zi Sgr. Einzelne Nummern kosten 9kr. rhein., vder 3 Sgr.
Barbarossa.
Von Roderich Benedir.
(Schluß )
Während wir nun weiter
ritten nach Rendsburg zu,
Legehrte der Kaiser Auskunst
über die Lage der Welt, über
das Verhältniß der Staaten.
Jch gab ihm einen kurzen
Abriß der Geschichte seir sei-
nem Schlafengehen und dü-
skerer und düsterer ward sein
Antlitz. Das tragische Ende
des Hauses Hohenstaufen,
die Entdeckung Amerika's und
anderer Welttheile und die
Besttznahme derselben durch
andere Völker, wobei Deutsch-
land leer ausging, der drei-
ßigjährige Krieg, der Verfall
des deutschen Reiches, die
Schmach, daß eiu fränkischer
Herrscher Protcktor eines
deutschen Fürstenbundes war
und seine Vrüder auf deutschen
Thronen saßen, konnten dem
alten Helden allerdings nichr
erheitern. Jch sprach dann
von der Neuzeit, von dem
Brechen des französischen Hofes und von dem Jahre 1848,
das die Völker in ihren tiefsten Tiefen aufrührte. Sinnend
lah mich oft sein kluges Auge an, er erfaßte wohl den Zu-
sammenhang der Begebenhei-
ten, nicht immer aber die
Veränderungen des Zeitgei-
stes, der weltherrfchenden Jdeen,
welche die Begebenheiten her-
vorbrachten.
Als ich ihm von der un-
geheuern Ausdehnung Ruß-
lands erzählte, schüttelte er
den Kopf, er hatte noch kei-
nen Rusfen gekannt, nur ein
Großfürst von Kiew war
ihm erinnerlich.
Als ich von den Polen
berichtete, nickte er mit dem
Kopfe, die Polen kannte er,
ihr König Boleslav hatte die
Schwere seines siegenden Ar-
mes gefühlt.
Jch sprach von der Auf-
lehnung der Czechen gegen die
Deutschen, da rief er unwillig:
„die Undankbaren! Jch habe
dieses Böhmen erst erhoben,
habe es zum Königreich ge-
macht. Vasallen sind sie des Reichcs, solange ein Reich besteht!
Dann sprach ich ihm von Oesterreich, seiner Macht und Aus-
dehnung, von dem italienischen Kriege. Diefer regte ihn auf.
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