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Phantasien in der Nacht des G. August L848

d Juchheisa, heisa dudel-
dumdei, da geht's ja hoch
d her, biu auch dabei! Gläser
s kliugeu und Hurrah zu Eh-

» ren des deutschm Ileichsver-

wesers! Jch bin zwar das

Mitglied eines demokratischen
b Vereines und hätte manches

s gegen den Reichsverweser ein-

zuwenden — doch immer-
hin, es ist der erste schüch-
terne Ansatz zum Sprunge
über dm großen Graben,
ich will mich nicht aus-

schließm und mein Glas

auf die Gesundheit und Ener-
gie des verwesmdm Erz-

herzogs trinken — so dachte
ich und trat in dm fesilich
dekorirten Eaal bes Gast-
hauses zu dm „frommen

Wünschen/' wo man eben dabei beschäftigt war, dem deut-
schen Volke in der Person des Neichsverwesers seine Hul-
digung darzubringen. Bei meinem Eintreten hatte der
Präsidmt dem vereinten Teutschlande ein Hoch gebracht.
Jubelnd hatte Alles mit eingestimmt, als sich ein ordenthches
Mitglied der Huldigungsfeier erhob und nach kaum verhall-
tem Enthufiasmus mit dünner Stimme ausrief: „und auf
den Nichtuntergang der Greiz-Schleiz-Lobmsteinischen Na-
tionalität und seine erhabene Tynastw!"

Alle Anwesmden schüttelten
ihre Köpfe, als wäre plötz-
lich ein Gefäß mit kaltem
Wasser auf ihren Enthufias-
mus gefallen. Der Greiz-
Schleiz-Lobensteiner, augen-
scheinlich ein „geheimer Rath"
wäre sicherlich von allen
Seiten mit dem fchlimmsten
Spott und vielleicht mit
noch Schlimmerem behandelt
worden, hätte ich mich nicht
gedrungen gefühlt, seine Par-
.thei zuergreifen und folgen-
dermaßen zu der Versamm-
lung zu sprechen: „Verehrte
Anwesmde, Hochwohlgebo-
rene, Wohlgeborene Herrrm
Der Schleizer hat so un-
recht nicht! Er hat blos das
ausgefprochm, was viele der
hier Anwesenden nur jetzt zu vergessen sich zwingen, um
vielleicht zu anderen Zeiten um so mehr daran zu denken.
Der Schleizer steht aus historischem Boden. Oder sollte nicht,
wenn Preußm neben Deutschland noch Preußm, Vayern
noch Bayern, Oesterreich noch Oesterreich bleibm will, nicht
auch der Schleizer das Recht haben, außer einem Deutschm
noch ein Schleizcr sein zu wollen. Jch widerhole es, der
Schleizer hat so unrecht nicht; das Lächerliche an der Sache
schcint blos das zu sein, daß Schleiz nur ein paar Qua-






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