188 Zweites Buch. Die klassische Kunst.
Von Marc Aurel (161—180) rührt die stattliche Säule, welche in Nach-
ahmung der Trajanssäule diesem Kaiser auf dem Marsfelde errichtet wurde.
Ein in der Nähe befindlicher Eest von 11 höchst colossalen korinthischen
Marmorsäulen sammt Gebälk und Gesims, woran sich schon die convex
ausgebauchte Form des Frieses, das Zeichen späterer Entartung, findet,
wird ebenfalls dieser Zeit zuzuweisen sein. Gegenwärtig ist die Dogana
in den Tempel hineingebaut.
Die mit dem 3. Jahrhundert hereinbrechende Epoche des Verfalls leitet
der Triumphbogen des Septiniius Seve|rus ein, im Jahr 203 am Ab-
hänge des Capitols erbaut, in der Gesammtform dem trajanischen nachge-
bildet, doch von minder edlen Verhältnissen, schwerer und dabei mit Be-
liefs ohne klare architektonische Eintheilung überladen. — Vollends in
wilder TJeberfluthung vom Ornament und dem plastischen Schmuck ver-
schlungen zeigt sich die Architektur am Bogen der Goldschmiede, einem
am Forum boarium von der Zunft der Goldschmiede diesem Kaiser errich-
teten Ehrendenkmal. — Ungefähr derselben Zeit wird der zierliche Bund-
bau mit seiner korinthischen Säulenhalle angehören, der unter dem Namen
'des Tempels der Vesta bekannt ist.
Unter Caracalla (211—217) wurde eine der grössten und pracht-
vollsten Thermenanlagen erbaut, deren Trümmermässen wie ein wild
zerrissenes Gebirge aus der Verödung aufragen. Sie zeigen selbst in der
furchtbaren Zerstörung noch den grossartigen Zusammenhang mannichfal-
tiger Eäume, zu den verschiedensten Arten von Bädern, zum Lustwandeln,
zum Ball- und andren Spielen, zum Lesen und Kunstschwelgen gleich-
massig bestimmt. Da sind riesige Säle, deren ehemalige Gewölbe wie
Felsstücke zersprungen am Boden liegen, theils die prächtigen Mosaiken
des Fussbodens verdeckend, theils von wildem Gestrüpp und immerblühenden
Bösen uniwuchert. An die Haupträume schliessen sich Galerieen, Neben-
zimmer, Badezellen, deren es so viele gab, dass auf 1600 Marmorsesseln
zugleich gebadet werden konnte. Kostbare Säulen, herrliche Malereien
und Bildwerke schmückten diesen ungeheuren Bau, in dessen Buinen Werke
wie der Farnesische Stier, der Herkules und die Flora von Neapel ge-
funden wurden.
Immer gewaltiger und gigantischer werden in dieser Schlussepoche
der römischen Herrschaft die Bauwerke. Die Trümmer des Sonnentem-
pels Aurelians (270—275) haben in ihrem Zusammensturz die Anhöhe
gebildet, auf welcher jetzt der Garten des Palazzo Colonna sich ausdehnt.
Die noch vorhandenen Beste, ehedem als »Frontispiz des Nero« bezeichnet,
gehören zu den riesigsten Trümmern Boms. — Im Anfange des 4. Jahr-
hunderts (seit 303) entstanden die Thermen des Diocletian, an Um-
fang und Pracht jenen bewunderten Caracallathermen noch überlegen, im
Wesentlichen aber nur eine Wiederholung der dort befolgten Anlage. Ihre
Von Marc Aurel (161—180) rührt die stattliche Säule, welche in Nach-
ahmung der Trajanssäule diesem Kaiser auf dem Marsfelde errichtet wurde.
Ein in der Nähe befindlicher Eest von 11 höchst colossalen korinthischen
Marmorsäulen sammt Gebälk und Gesims, woran sich schon die convex
ausgebauchte Form des Frieses, das Zeichen späterer Entartung, findet,
wird ebenfalls dieser Zeit zuzuweisen sein. Gegenwärtig ist die Dogana
in den Tempel hineingebaut.
Die mit dem 3. Jahrhundert hereinbrechende Epoche des Verfalls leitet
der Triumphbogen des Septiniius Seve|rus ein, im Jahr 203 am Ab-
hänge des Capitols erbaut, in der Gesammtform dem trajanischen nachge-
bildet, doch von minder edlen Verhältnissen, schwerer und dabei mit Be-
liefs ohne klare architektonische Eintheilung überladen. — Vollends in
wilder TJeberfluthung vom Ornament und dem plastischen Schmuck ver-
schlungen zeigt sich die Architektur am Bogen der Goldschmiede, einem
am Forum boarium von der Zunft der Goldschmiede diesem Kaiser errich-
teten Ehrendenkmal. — Ungefähr derselben Zeit wird der zierliche Bund-
bau mit seiner korinthischen Säulenhalle angehören, der unter dem Namen
'des Tempels der Vesta bekannt ist.
Unter Caracalla (211—217) wurde eine der grössten und pracht-
vollsten Thermenanlagen erbaut, deren Trümmermässen wie ein wild
zerrissenes Gebirge aus der Verödung aufragen. Sie zeigen selbst in der
furchtbaren Zerstörung noch den grossartigen Zusammenhang mannichfal-
tiger Eäume, zu den verschiedensten Arten von Bädern, zum Lustwandeln,
zum Ball- und andren Spielen, zum Lesen und Kunstschwelgen gleich-
massig bestimmt. Da sind riesige Säle, deren ehemalige Gewölbe wie
Felsstücke zersprungen am Boden liegen, theils die prächtigen Mosaiken
des Fussbodens verdeckend, theils von wildem Gestrüpp und immerblühenden
Bösen uniwuchert. An die Haupträume schliessen sich Galerieen, Neben-
zimmer, Badezellen, deren es so viele gab, dass auf 1600 Marmorsesseln
zugleich gebadet werden konnte. Kostbare Säulen, herrliche Malereien
und Bildwerke schmückten diesen ungeheuren Bau, in dessen Buinen Werke
wie der Farnesische Stier, der Herkules und die Flora von Neapel ge-
funden wurden.
Immer gewaltiger und gigantischer werden in dieser Schlussepoche
der römischen Herrschaft die Bauwerke. Die Trümmer des Sonnentem-
pels Aurelians (270—275) haben in ihrem Zusammensturz die Anhöhe
gebildet, auf welcher jetzt der Garten des Palazzo Colonna sich ausdehnt.
Die noch vorhandenen Beste, ehedem als »Frontispiz des Nero« bezeichnet,
gehören zu den riesigsten Trümmern Boms. — Im Anfange des 4. Jahr-
hunderts (seit 303) entstanden die Thermen des Diocletian, an Um-
fang und Pracht jenen bewunderten Caracallathermen noch überlegen, im
Wesentlichen aber nur eine Wiederholung der dort befolgten Anlage. Ihre