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Lübke, Wilhelm
Grundriss der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.2899#0297
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Kapitel II. 4. Die orientalisch-christliche Kunst.

277

1). Kussland.

Nach Bussland kam das Christentlmm, und mit diesem die Kunst-
form von Byzanz aus schon im Laufe des 10. Jahrhunderts, aber, mehr
als sonstwo ging es eine innige Verbindung mit dem Orientalismus in
seinen ausschweifendsten Launen ein. Die russische Architektur * hat

Fig. 154. Kirche Wasili-Blagennoi zu Moskau.

einen Geist abenteuerlicher Phantastik, der nicht allein jeder Begel spottet,
sondern auch dem einfach Schönen, übersichtlich Klaren nach Kräften aus
dem Wege geht. Der Grundplan der Gotteshäuser befolgt auch hier die
byzantinische Form; Kuppeln und Tonnengewölbe bedecken die Bäume,
deren Ausstattung prunkvolle Ueberladung mit Gemälden und kostbaren
Steinen zeigt. Ist bei alledem der Eindruck des Inneren düster und
lastend, so erhebt sich das Aeussere zu einer so ausschweifenden phan-
tastischen Ueberfülle, wird so gänzlich von Thürmen, Kuppeln und Kuppel-
thürmen erdrückt, die in grellen Farben und reicher Vergoldung blitzen,
dass das Auge in dem mährchenhaften Wirrwarr sich verirrt. Barbarisch

1 Vgl. Denkm. d. Kunst, Tat. 35 A, Fig. 8. 9.
 
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