Wertung des großen Fundbestandes der vorrömischen Eisenzeit im Kreise Harburg könnte eine
primär begründbare Konzentration von Siedlungsplätzen und Begräbnisfeldern in diesem Gebiet
wahrscheinlich machen. Hätte W. Wegewitz nicht die Friedhöfe Harsefeld und Bargstedt I ausge-
graben, sähe der Vergleich zwischen diesen beiden Kreisen noch ungünstiger aus; ein Hinweis
dafür, daß die zahlreichen Funde des Harburger Raumes durch eine ausgeglichene bodendenkmal-
pflegerische Tätigkeit in den anderen, heute noch weniger fundreichen Kreisen relativierbar wären.
Trotz des reichen Fundgutes, welches heute aus dem Harburgischen für die wissenschaftliche
Auswertung zur Verfügung steht, bleibt eines bemerkenswert: bis auf Putensen sind alle anderen
Friedhofsgrabungen Notbergungen gewesen, die teilweise unter widrigen Umständen durchgeführt
werden mußten 10. Von den zur Verfügung stehenden Bestattungsplätzen sind somit weitgehend
nur Ausschnitte des jeweiligen Gesamtareals freigelegt worden; ein Umstand, den auch W. Wege-
witz sehr bedauert 11. Das unter der Leitung von C. Ahrens ausgegrabene und vom Verfasser auf-
gearbeitete Urnenfeld von Soderstorf, Kr. Lüneburg, wurde bislang zur Hälfte in einer regulären
Untersuchung freigelegt. Es wäre zu hoffen, daß der zweite Abschnitt des Urnenfeldes eines Tages
ebenfalls so systematisch untersucht werden könnte wie der erste Teil, da dieser bereits wesentliche
Forschungsergebnisse gezeitigt hat 12.
3. Die Kreise Land Hadeln und Wesermünde
Die Entwicklung der Vorgeschichtsforschung im Landkreis Wesermünde ist erst kürzlich durch
die archäologische Landesaufnahme von H. AUST (1971) umfassend dargestellt worden, so daß
hier nur die wesentlichsten Quellenpublikationen angeführt werden sollen.
Die Landschaft dieses und des Kreises Land Hadeln wird geprägt durch einen Wechsel von
Moorgebieten und Geestrücken. Dementsprechend verteilt sind auch die Siedlungsindikatoren des
hier interessierenden Zeitraumes. Sie konzentrieren sich auf die Höhenzüge (z.B. Hohe Lieth) und
auf die Geestinseln, während in den Moorlandschaften nur ältere Siedlungsspuren gefunden
werden^. Wie wesentlich diese Geestinseln für die Besiedlungsgeschichte dieser Kreise sind, ver-
deutlichen die bisherigen Ergebnisse der Grabung Flögeln, Kr. Wesermünde, wo eine solche Sied-
lungskammer vollständig untersucht wird (P. SCHMID, 1972, 28 f.; W.H. ZIMMERMANN,
1973, 30 ff.; 1974, 26 f.). Eine wichtige Position in der Siedlungskunde nimmt ferner das weite
Marschgebiet dieser dem Meer anliegenden Kreise ein. Die dort durchgeführten großen Wurten-
grabungen, besonders die im Lande Wursten, haben einen erheblichen Anteil an der Erforschung
der Siedlungsstruktur dieses Raumes vorwiegend der ersten vier Jahrhunderte seit Beginn unserer
Zeitenrechnung (z.B. W. HAARNAGEL, 1963; 1973). In einer ausführlichen Abhandlung über
diesen Forschungsbereich, auf den hier nicht näher eingegangen werden kann, hat sich P.
SCHMID (1957, 49 ff.) in seiner Arbeit über die vorrömische Eisenzeit im nordwestdeutschen
Küstengebiet auseinandergesetzt. Diese Studie beinhaltet auch eine größere Anzahl von Grabfun-
den des hier vorzugsweise behandelten Gebietes und ist somit auch als Quellenvorlage erwähnens-
wert.
Die Ausgrabungsgeschichte in diesen beiden Kreisen hat einen unterschiedlichen Werdegang.
Der Kreis Wesermünde, in der Eisenzeitforschung bisher als äußerst fundarmes Gebiet angese-
10 Zum Vergleich W. WEGEWITZ (1965, 18).
11 „Wir würden in der Beantwortung aller sich aus den Funden ergebenden Fragen einen Schritt weiter sein, wenn wir
auf vollständig ausgegrabene Friedhöfe zurückgreifen könnten“ (W. WEGEWITZ, 1970, VI).
12 H.-J. HÄSSLER (1976). Während der Drucklegung dieser Arbeit ist die Ausgrabung in Soderstorf wieder aufgenom-
men worden. Nach heutiger Sicht wird das Gesamtareal des Friedhofes in 2 bis 3 Jahren vollständig untersucht sein.
13 Wie H. Aust Verfasser mündlich mitteilte, sind heute in den Kreisen Wesermünde und Land Hadeln zehn Großstein-
gräber bekannt, die z.T. bis zu zwei m unterhalb der rezenten Mooroberfläche liegen.
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primär begründbare Konzentration von Siedlungsplätzen und Begräbnisfeldern in diesem Gebiet
wahrscheinlich machen. Hätte W. Wegewitz nicht die Friedhöfe Harsefeld und Bargstedt I ausge-
graben, sähe der Vergleich zwischen diesen beiden Kreisen noch ungünstiger aus; ein Hinweis
dafür, daß die zahlreichen Funde des Harburger Raumes durch eine ausgeglichene bodendenkmal-
pflegerische Tätigkeit in den anderen, heute noch weniger fundreichen Kreisen relativierbar wären.
Trotz des reichen Fundgutes, welches heute aus dem Harburgischen für die wissenschaftliche
Auswertung zur Verfügung steht, bleibt eines bemerkenswert: bis auf Putensen sind alle anderen
Friedhofsgrabungen Notbergungen gewesen, die teilweise unter widrigen Umständen durchgeführt
werden mußten 10. Von den zur Verfügung stehenden Bestattungsplätzen sind somit weitgehend
nur Ausschnitte des jeweiligen Gesamtareals freigelegt worden; ein Umstand, den auch W. Wege-
witz sehr bedauert 11. Das unter der Leitung von C. Ahrens ausgegrabene und vom Verfasser auf-
gearbeitete Urnenfeld von Soderstorf, Kr. Lüneburg, wurde bislang zur Hälfte in einer regulären
Untersuchung freigelegt. Es wäre zu hoffen, daß der zweite Abschnitt des Urnenfeldes eines Tages
ebenfalls so systematisch untersucht werden könnte wie der erste Teil, da dieser bereits wesentliche
Forschungsergebnisse gezeitigt hat 12.
3. Die Kreise Land Hadeln und Wesermünde
Die Entwicklung der Vorgeschichtsforschung im Landkreis Wesermünde ist erst kürzlich durch
die archäologische Landesaufnahme von H. AUST (1971) umfassend dargestellt worden, so daß
hier nur die wesentlichsten Quellenpublikationen angeführt werden sollen.
Die Landschaft dieses und des Kreises Land Hadeln wird geprägt durch einen Wechsel von
Moorgebieten und Geestrücken. Dementsprechend verteilt sind auch die Siedlungsindikatoren des
hier interessierenden Zeitraumes. Sie konzentrieren sich auf die Höhenzüge (z.B. Hohe Lieth) und
auf die Geestinseln, während in den Moorlandschaften nur ältere Siedlungsspuren gefunden
werden^. Wie wesentlich diese Geestinseln für die Besiedlungsgeschichte dieser Kreise sind, ver-
deutlichen die bisherigen Ergebnisse der Grabung Flögeln, Kr. Wesermünde, wo eine solche Sied-
lungskammer vollständig untersucht wird (P. SCHMID, 1972, 28 f.; W.H. ZIMMERMANN,
1973, 30 ff.; 1974, 26 f.). Eine wichtige Position in der Siedlungskunde nimmt ferner das weite
Marschgebiet dieser dem Meer anliegenden Kreise ein. Die dort durchgeführten großen Wurten-
grabungen, besonders die im Lande Wursten, haben einen erheblichen Anteil an der Erforschung
der Siedlungsstruktur dieses Raumes vorwiegend der ersten vier Jahrhunderte seit Beginn unserer
Zeitenrechnung (z.B. W. HAARNAGEL, 1963; 1973). In einer ausführlichen Abhandlung über
diesen Forschungsbereich, auf den hier nicht näher eingegangen werden kann, hat sich P.
SCHMID (1957, 49 ff.) in seiner Arbeit über die vorrömische Eisenzeit im nordwestdeutschen
Küstengebiet auseinandergesetzt. Diese Studie beinhaltet auch eine größere Anzahl von Grabfun-
den des hier vorzugsweise behandelten Gebietes und ist somit auch als Quellenvorlage erwähnens-
wert.
Die Ausgrabungsgeschichte in diesen beiden Kreisen hat einen unterschiedlichen Werdegang.
Der Kreis Wesermünde, in der Eisenzeitforschung bisher als äußerst fundarmes Gebiet angese-
10 Zum Vergleich W. WEGEWITZ (1965, 18).
11 „Wir würden in der Beantwortung aller sich aus den Funden ergebenden Fragen einen Schritt weiter sein, wenn wir
auf vollständig ausgegrabene Friedhöfe zurückgreifen könnten“ (W. WEGEWITZ, 1970, VI).
12 H.-J. HÄSSLER (1976). Während der Drucklegung dieser Arbeit ist die Ausgrabung in Soderstorf wieder aufgenom-
men worden. Nach heutiger Sicht wird das Gesamtareal des Friedhofes in 2 bis 3 Jahren vollständig untersucht sein.
13 Wie H. Aust Verfasser mündlich mitteilte, sind heute in den Kreisen Wesermünde und Land Hadeln zehn Großstein-
gräber bekannt, die z.T. bis zu zwei m unterhalb der rezenten Mooroberfläche liegen.
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