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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0035
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feld von Schwissel ist dieser Horizont ebenfalls besonders deutlich ausgeprägt32. Sowohl A. Rangs-
Borchling als auch H. Hingst stellen dieser Stufe einen Zeithorizont voran (Hornbek la; Hingst Id
und II a), welcher zeitlich noch dem jüngeren Abschnitt der Stufe von Ripdorf nach G. Schwantes
entspricht. Charakteristisch hierfür sind langdreieckige Gürtelhaken, Holsteiner Nadeln, und auch
Kugelfibeln. Während nach A. Rangs-Borchling in dieser Stufe auch noch Haftarmgürtelhaken
kennzeichnend sein sollen, stellt H. Hingst diese mit typologisch frühen Holsteiner Nadeln und
Flügelnadeln in seiner Stufe Id separat zusammen.
Durch die Aufteilung der Schwantesschen Stufe von Ripdorf durch O. Harck in einen älteren
und jüngeren Abschnitt wird der Eindruck erweckt, als sei eine zu den Stufen H. Hingst IIb und
A. Rangs-Borchling Ib adäquate Stufe auch in Nordostniedersachsen vorhanden33.
Wegen der kulturhistorischen Bedeutung dieses Zeithorizontes, von dem G. SCHWANTES
(1952, 72) meinte, daß „die Gräber schicht, die . . . mit sog. Holsteinischen Gürteln und zuge-
hörigem Schmuck, der durch reiche Ornamentik auf Bronzeplatten, breiten, ebenfalls mit Bronze
belegten Gürtelhaken, spätestens Holsteinischen Nadeln, Spätlatene-Fibeln mit langen Spiralen aus-
gezeichnet ist“ in Osthannover nicht nachzuweisen ist, bedarf es einer ausführlichen Betrachtung
der Stufe IIb von O. Harck. Von den 16 geschlossenen Funden, die er als Beleg für diese Stufe an-
führt, entfallen 5, da sie doppelt aufgeführt werden34. Von den verbleibenden 11 Gräbern sind die
von Putensen (Grab 1) und Klein Hesebeck (Grab 2) zu streichen, da sie nach O. Harck typisch
für das Formengut seiner Stufe II a sind35. Somit verbleiben noch 9 Gräber, deren Anzahl bei
einer kritischen Durchsicht weiter reduziert werden kann. So ist das Inventar Wetzen Grab 3, mit
einem Stangengürtelhaken eindeutig bereits spätlatenezeitlich (W. WEGEWITZ, 1970, Taf. 1, 3;
23, 3). Dieser Fund wird auch folgerichtig von O. Harck nochmals als zeittypisch für seine Stufe
IId aufgeführt 36. Ferner fällt auf, daß der Gürtelhaken aus Glienitz Grab 2 sowie die beiden
langen Zungengürtelhaken der Gräber Glienitz 15 (H. KRÜGER, 1961, Taf. 21, 7,9; 22, 2; 22, 7,8;
31, 2) und Karmitz 145 (O. HARCK, 1973, Taf. 32, 2) bereits in der Stufe Ila oder noch früher
auftreten. Bei Glienitz Grab 15 erhebt sich aufgrund des Zungengürtelhakens darüber hinaus die
Frage, ob die Zusammengehörigkeit des Fundes überhaupt gesichert ist. Die Objekte des Knochen-
lagers 6 von Klein Hesebeck, Kr. Uelzen, könnten auf Grund des Gürtelhakens ebenfalls noch der
Stufe Ila angehören (G. SCHWANTES, 1911, 159; Taf. 31, 12,13). Das Beigabenensemble aus
Grab 121 der Nekropole Nahrendorf, Kr. Lüneburg, mit Gürtelring, Haftblech von einem Gürtel-
haken und einer verzierten Holsteiner Nadel, braucht auch nicht zwingend der Stufe II b eingeord-
net zu werden, da diese Objekte bereits als kennzeichnende Funde der Stufe Ila angeführt werden
(O. HARCK, 1972, Taf. C, Typ 115, 116). Die verbleibenden geschlossenen Inventare, Wetzen
Grab 4, Glienitz Grab 4 und 17, gehören aufgrund der Fibeln bzw. der Urnen (Wetzen) mit aller
Wahrscheinlichkeit der Spätlatenezeit an 37.
Diese kritische Durchsicht verdeutlicht, daß die Stufe IIb nach O. Harck auf etwa 3—4 geschlos-
senen Funden aufbaut, die — bis auf das Grab von Wetzen — dem Urnenfriedhof Glienitz ange-
hören 38. Für die Umschreibung und Definition einer entsprechenden Stufe im Sinne von Hornbek
ü R.-H. BEHRENDS (1968, Abb. 20). Dort handelt es sich um dessen Stufe Illa. Allerdings kommen nach Behrends in
Schwissel Holsteiner Nadeln und Fibeln vom Mittel- und Spätlat&ne-Schema nicht kombiniert vor.
33 Dazu O. HARCK (1972, 105). „Nach Ansicht P. Schmids kann die älteste Marschenkeramik ... in die Zeit Horn-
bek la bis Ib (etwa unseren Stufen Ila und Ilb entsprechend) datiert werden“.
34 O. HARCK (1973, Tabelle 2 und 3), die Gräber Glienitz 2, 4, 15, 17 und Putensen 1 üetzt nach W. WEGEWITZ,
1973, Taf. 52 Grab 743).
33 O. HARCK (1973, Tabelle 2). Die Gräber haben inhaltlich keinen Kontakt zu seiner Stufe Ilb.
36 O. HARCK (1973, Tabelle 2 sowie 1972, 154, Nr. 205; 1973, Tabelle 3; 1972, 155, Nr. 40).
37 w. WEGEWITZ (1970, Taf. 1, 4). In Wetzen lag ein Haftarmgürtelhaken mit einer Spätlat£nefibel vergesellschaftet
in einem Dreihenkeltopf. Man vergleiche ferner H. KRÜGER (1961, Taf. 21, 1—3; 32, 1; Taf. 22, 1,10,12).
38 Die Funde aus Glienitz sind den Kriegswirren zum Opfer gefallen und somit die Typen durch Autopsie nicht mehr
überprüfbar.

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