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Häßler, Hans-Jürgen
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 2): Der Urnenfriedhof Bargstedt I, Kreis Stade: Katalog — Hildesheim: Verlag August Lax, 1976

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65517#0033
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man an längeren, in der Regel verbogenen Bruchstücken durch Hitze bewirkte Risse. Überwiegend
dürften daher die Knochennadeln bereits unvollständig aus den Scheiterhaufenrückständen ausge-
sammelt worden sein, ein Umstand, der zur Vorsicht bei statistischer Auswertung dieser Nadeln
rät.
Mit Ausnahme der Nadel Grab 89 (Taf. 13, 89c) sind die übrigen 16 Exemplare Nadeln mit
dünnem Schaft und einem kleinen, scheibenförmigen Kopf (z.B. Taf. 34, 257 d; 26, 199b). Mit
noch 12,5 Zentimetern deutet das Nadelfragment Grab 200 (Taf. 27, 200e) die mögliche ursprüng-
liche Länge dieser Nadeln an. Unklärbar ist die Frage, von welcher Tierart die Knochen für die
Fertigung der Nadeln stammen. Da der Kopf immerhin zwischen 0,3 und 0,5 cm breit ist, ist anzu-
nehmen, daß die Nadeln aus längeren, dickwandigen Knochenstücken mit größerem Zeitaufwand
geschnitzt worden sind. Während die Nadeln mit Scheibenkopf vermutlich zum Zustecken der Klei-
dung Verwendung gefunden haben, könnte die Nadel aus Grab 89 (Taf. 13, 89c), die einen durch-
bohrten, kolbenförmigen Kopf aufweist, eine andere Funktion erfüllt haben.
Die Exemplare 89 und 113 ausgenommen, zeigt sich deutlich eine auf den Ostabschnitt des
Friedhofes ausgerichtete Verbreitung (Karte 15). Die Nadeln werden durch die Beifunde
überwiegend in die Spätlatene- (z.B. Taf. 29, 213) und ältere Kaiserzeit (z.B. Taf. 33, 251) datiert.
Sie sind ein deutliches Indiz für die horizontal-stratigraphische Belegungsabfolge auf dem Fried-
hof.
Gürtelhaken
Zu den chronologisch relevanten und zahlenmäßig reich vertretenen Objektgruppen zählen die
Gürtelhaken mit noch 32 erkennbaren Exemplaren (Karte 17). Sie umfassen den Formenbestand
der gesamten vorrömischen Eisenzeit des Arbeitsgebietes. Neben den Zungengürtelhaken der
älteren vorrömischen Eisenzeit ist eine reichhaltige Kollektion von Haftarmgürtelhaken der mitt-
leren vorrömischen Eisenzeit überliefert.
Bislang einmalig für das südliche Niederelbegebiet sind die in Bargstedt gefundenen Holsteiner
Gürtel, von denen unterschiedliche Typen vorliegen. Aus den quantitativ unterschiedlichen Verhält-
nissen der einzelnen Typengruppen (z.B. sieben Zungengürtelhaken zu 22 Haftarmgürtelhaken)
irgendwelche statistisch-paläodemographische Bezüge ableiten zu wollen, erscheint gewagt, da der
Bargstedter Friedhof nicht vollständig ausgegraben ist. Die Möglichkeit einer statistischen Verzer-
rung wird ferner durch die eingangs besprochenen tiefgreifenden Störungen verstärkt, da die
Gürtelhaken vor allem der späten mittleren und frühen jüngeren vorrömischen Eisenzeit wegen
ihrer Größe vornehmlich auf dem Leichenbrand lagen und damit den Einwirkungen des Pfluges
besonders ungeschützt ausgesetzt waren. Ein derart aus seiner ursprünglichen Lagerung entferntes
Metallobjekt wird im Boden sehr schnell korrodiert. Diese Möglichkeit der Zerstörung könnte die
zahlreichen Beispiele erklären, wo Gürtelhakengarnituren nur unvollständig über kommen sind.
Die Gürtelhaken verdeutlichen eindrucksvoll die technologische Entwicklung der Metallverar-
beitung in der vorrömischen Eisenzeit dieses Gebietes. Von den einfachen Zungengürtelhaken der
älteren vorrömischen Eisenzeit über die bereits ausgearbeiteten Haftarmgürtelhaken zu dem kom-
plexen Aufbau der Holsteiner Gürtel ist diese Entwicklung auch typologisch gut verfolgbar.
Für die Formenentwicklung dürften bei den meisten Gürtelhakentypen praktische Erwägungen
im Vordergrund gestanden haben. Deutlich erkennbar ist die Tendenz, das Haftende zu vergrö-
ßern, um somit einen breiteren Gürtel zu befestigen. Die Kartierung der Breite des Gürtelhaft-
endes22 ergibt eine relativ klare Abgrenzung dreier Gruppen, deren Hakenenden 1—2,5 cm,
2,5—5 cm und über 5 cm breit sind (Karte 16). Da diese Gruppierungen in groben Zügen der chro-
22 i—2,5 cm breit sind die Haken 22, 54, 68, 73, 84, 100, 178, 290, 291. 2,5—5 cm breite Exemplare stammen aus den
Gräbern 3, 12, 13, 35, 45, 63, 66, 67, 71, 97, 104. Breiter als 5 cm sind die Gürtelschließen 861, 8611 (nicht kartiert),
133, 139, 188, 189, 197, 233, 248. Ohne Breitenangabe sind die Stücke 81, 141, 168.

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